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Friedberg: Zu hohe Kita-Gebühren in Friedberg? Verwalter eines Kindergartens wehrt sich

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Zu hohe Kita-Gebühren in Friedberg? Verwalter eines Kindergartens wehrt sich

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    In der Diskussion um die steigenden Kita-Gebühren in Friedberg und seinen Ortsteilen bezieht nun ein Träger Stellung, Josef Kirmair, Verwalter der Kita St. Georg in Stätzling.
    In der Diskussion um die steigenden Kita-Gebühren in Friedberg und seinen Ortsteilen bezieht nun ein Träger Stellung, Josef Kirmair, Verwalter der Kita St. Georg in Stätzling. Foto: Uwe Anspach, dpa (Symbolbild)

    Die Gebührenerhöhung in den Friedberger Kindertagesstätten sorgt weiter für Zündstoff. Eltern hatten gegen massive Anstiege um bis zu 70 Prozent protestiert und kritisiert, das nicht transparent sei, wie sich die Kosten zusammensetzen. Ins gleiche Horn stießen die Grünen in der Stadtratssitzung, in der die Erhöhungen genehmigt wurden. Den Vorwurf, dass die Kosten nicht nachvollziehbar sind, wollen die Träger nicht auf sich sitzen lassen. Josef Kirmair, Verwalter der Kita St. Georg in Stätzling, hält nun dagegen und legt Zahlen auf den Tisch. 

    Der 67-Jährige ist seit acht Jahren ehrenamtlich als Verwalter der Kindertagesstätte tätig. 95 Kinder besuchen die Einrichtung der katholischen Pfarrkirchenstiftung. Zu dem Vorwurf mangelnder Transparenz durch die Grünen-Fraktionschefin Claudia Eser-Schuberth meint er: "Ich empfinde diese Aussage als massive Unterstellung allen Verantwortlichen der Kitas gegenüber." 

    Erhöhung der Kita-Gebühren in Friedberg führt zu Debatte über Transparenz

    Eser-Schuberth hatte unter anderem darauf Bezug genommen, dass Beiträge und Erhöhungen weit auseinanderklaffen. Müssen Eltern in der Krippe des Kinderheimvereins für eine acht- bis neunstündige Betreuung 385 Euro bezahlen, so sind es in Derching nur 108, wie die Stadtverwaltung in den Unterlagen für die Sitzung dargelegt hatte. In Stätzling sind es 275. Ähnlich ist es im Kindergarten: Der Kinderheimverein verlangt für acht bis neun Stunden 225 Euro, der Kindergarten Stätzling 120. 

    Kirmair erläutert, die unterschiedlichen Kosten lägen an der unterschiedlichen Struktur der Einrichtungen, also zum Beispiel daran, ob diese ehrenamtlich oder von angestellten Mitarbeitern verwaltet werden. Auch das Alter der Gebäude sowie andere Gegebenheiten hätten wesentlichen Einfluss. "Hier würde ich mal jedem Stadtrat und jeder Stadträtin, denen Kostentransparenz fehlt, empfehlen, die in der Nähe des Wohnorts befindliche Kita zu besuchen, um sich einen Überblick zu verschaffen", merkt er an. Wichtig ist ihm auch: Für Kinder ab drei Jahren übernimmt der Freistaat 100 Euro pro Monat. Das bedeute konkret: Elternbeiträge in Stätzling steigen bei einer Betreuungszeit von sechs Stunden von fünf auf 15 Euro.

    Seit acht Jahren ist Josef Kirmair ehrenamtlicher Verwalter der Kindertagesstätte St. Georg in Stätzling, hier im Bild mit Leiterin Marisa Abbrancati.
    Seit acht Jahren ist Josef Kirmair ehrenamtlicher Verwalter der Kindertagesstätte St. Georg in Stätzling, hier im Bild mit Leiterin Marisa Abbrancati. Foto: Leona Kurz

    Kirmair war früher bei Siemens im Management tätig. Er legt zum Thema Transparenz dar, dass zu Jahresbeginn in Absprache mit Kita-Leitung und Elternbeirat ein Haushaltsplan erstellt wird, den die Aufsichtsbehörde der Kirchenstiftung prüft. Der Plan basiert auf Vorjahreszahlen sowie zu diesem Zeitpunkt bekannten Veränderungen. Er muss früh erstellt werden, da die sogenannte kindbezogene Förderung vom Freistaat bereits im Januar beantragt werden muss. 

    Die Zahlen für 2023 legt er bereitwillig auf den Tisch: Im Haushaltsplan liege der Ausgabenschwerpunkt mit 92 Prozent bei Personal- und Dienstleistungskosten (Reinigung, Küchenpersonal). Dem gegenüber stünden Einnahmen von 83 Prozent aus der staatlichen Förderung. In dieser Planung war die bis zu 16-prozentige Lohnsteigerung nicht berücksichtigt, da diese erst Mitte des Jahres vereinbart und rückwirkend umgesetzt wurde.

    Lohnsteigerungen führen zu höheren Beiträgen in Friedberger Kindergärten

    Bei 740.000 Lohnkosten mache dies bis zu 118.000 Euro mehr aus. Hinzu komme eine Verdoppelung der Energiekosten, auch das Essen werde ab November 2023 um acht Prozent teurer, Dienstleistungen kosten sechs Prozent mehr. Diese Faktoren waren ebenfalls im Januar nicht absehbar.

    Ein finanzieller Ausgleich erfolgt laut dem Kita-Verwalter nur für die Personalkosten, die in den Förderungen vom Freistaat berücksichtigt werden. Die Auszahlung erfolge jedoch erst Mitte 2024. Auch die Ausgleichszahlungen der Stadt Friedberg für Zweit- und Drittkinder (diese erhalten Ermäßigungen) sowie der Instandhaltungszuschuss werden laut Kirmair erst im Folgejahr erstattet. Das führe dazu, dass ein Darlehen aufgenommen oder das Konto überzogen werden muss. "Aktuell haben wir bereits ein Defizit mit steigender Tendenz."

    Kirmair fragt, ob nicht die Stadt, deren gesetzliche Aufgabe die Bereitstellung von Kinderbetreuungsplätzen ist, diese Mehrkosten nicht übernehmen könnte. Sechs Jahre lang habe es in St. Georg keine Erhöhung gegeben – doch die stark steigenden Energie- und Lohnkosten ließen nun keine andere Wahl. Kirmairs Fazit: "Wenn jemand bei einer solchen Kostensteigerung auf die Straße geht, hat er das System nicht verstanden und man muss sich schon fragen, was ist eine Betreuung in der Kita wert."

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