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Friedberg-Wulfertshausen: Mit Sport und eisernem Willen: Wie Heinz Krusche den Krebs besiegte

Friedberg-Wulfertshausen

Mit Sport und eisernem Willen: Wie Heinz Krusche den Krebs besiegte

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    Heinz Krusche aus Wulfertshausen geht auch mit 74 Jahren noch täglich laufen. Schnelles Gehen ist für rund eine Stunde drin. Der pensionierte Autoentwickler hat einige Schicksalsschläge hinter sich.
    Heinz Krusche aus Wulfertshausen geht auch mit 74 Jahren noch täglich laufen. Schnelles Gehen ist für rund eine Stunde drin. Der pensionierte Autoentwickler hat einige Schicksalsschläge hinter sich. Foto: Sebastian Richly

    Bei Wind und Wetter schnürt Heinz Krusche seine Laufschuhe. Mindestens einmal täglich macht er sich auf die Socken – allerdings im übertragenen Sinne. Der 74-Jährige ist immer ohne Socken unterwegs. In Wulfertshausen ist er bekannt wie ein bunter Hund. Mit seinem speziellen Laufstil – Kopf nach unten geneigt – fällt er auf. Was die Menschen aber nicht sehen:

    Heinz Krusche aus Wulfertshausen geht auch mit 74 Jahren noch täglich laufen. Joggen kann er zwar nicht mehr, aber schnelles Gehen ist für rund eine Stunde drin. Der pensionierte Autoentwickler hat einige Schicksalsschläge hinter sich.
    Heinz Krusche aus Wulfertshausen geht auch mit 74 Jahren noch täglich laufen. Joggen kann er zwar nicht mehr, aber schnelles Gehen ist für rund eine Stunde drin. Der pensionierte Autoentwickler hat einige Schicksalsschläge hinter sich. Foto: Sebastian Richly

    Angefangen hat alles im Jahr 1968: Bei der Musterung der Bundeswehr erhielt Krusche die niederschmetternde Diagnose: Tuberkulose. "Das war für mich ein Schock. Die Behandlung hat mich richtig mitgenommen." Ein halbes Jahr musste er Medikamente nehmen. Während dieser Zeit machte Krusche eine Verwandlung durch: "Ich habe vorher fast keinen Sport gemacht, hatte andere Prioritäten. Mir ging es nicht gut, und ich wusste, ich muss etwas ändern." Krusche fing mit dem Laufen an. Erst ein paar Kilometer, doch schnell bemerkte er sein Talent. Es dauerte nicht lange, und er nahm sogar an Wettkämpfen teil. 

    Er entwickelte sich zum Vollblutsportler. Wenn er nicht auf die Strecke ging, machte er Radtouren oder stand auf dem Tennisplatz. Als Automobilentwickler für einen großen deutschen Autokonzern verbrachte Krusche oft mehrere Wochen in Schweden. Dort gewöhnte er sich auch an, ohne Socken zu laufen. Er kämpfte sich durch die Kälte Lapplands bei bis zu minus 25 Grad. 

    Auch Skiunfall hält Mann aus Wulfertshausen nicht vom Laufen ab

    Im Winter ging es für den gebürtigen Münchner zum Skifahren. Ein Sturz bei einer Abfahrt beendete Mitte der 90er in den Dolomiten um ein Haar seine Läuferkarriere. Sein rechtes Sprunggelenk wurde bei dem Aufprall zertrümmert. Die Ärzte hatten wenig Hoffnung, dass er je wieder richtig laufen können würde. "Sie sagten, dass mein Fuß wohl steif werden würde. Ich habe aber gar nicht drauf gehört, sondern wollte, so schnell es geht, wieder auf die Strecke."

    Einige Schrauben hatte Heinz Krusche im Fuß nach seinem Skiunfall.
    Einige Schrauben hatte Heinz Krusche im Fuß nach seinem Skiunfall. Foto: Sebastian Richly

    Ein halbes Jahr lang konnte Krusche kaum aufstehen, ehe er sich langsam ins Leben zurückkämpfte. "Ich wollte es nicht wahrhaben und habe meinen Fuß belastet, wie ich nur konnte. Ich hatte es satt, nur herumzuliegen." Tatsächlich lief der Wulfertshauser schon bald wieder durch den Derchinger Forst, seiner Lieblingsstrecke. Doch etwas war anders: "Nach dem Joggen hatte ich immer starke Schmerzen, also musste ich mir etwas einfallen lassen." Und so entdeckte Krusche das "schnelle Gehen", wie er es nennt, für sich. "Das ist genauso schweißtreibend und hält super fit. Laufen ist für mich ein toller Ausgleich, das wollte ich nicht aufgeben."

    Bereits im nächsten Winter stand Krusche wieder auf den Brettern – er fährt bis heute, am liebsten in den Dolomiten. In seinem Wohnzimmerschrank bewahrt er einen unscheinbaren Plastikbeutel auf. Der Inhalt ist besonders für ihn: "Das sind alle Schrauben und Metallverstrebungen, die ich damals im Fuß hatte. Das war eine aufwendige OP", erinnert sich der Wulfertshauser und grinst dabei. Zwei lange Narben am rechten Fuß erinnern ihn täglich an den Sturz. "Das war eher eine Reparatur als eine Operation."

    Heinz Krusche aus Wulfertshausen besiegt den Krebs

    Der Skiunfall veränderte sein sportliches Leben, ein Ereignis Mitte Achtziger kostet ihn fast seines. Bei einem Autounfall in Schweden wurde Krusche schwer verletzt. "Ich hatte großes Glück. Auch hier hat mir der Sport geholfen. Ich habe damals viel Krafttraining gemacht und meine Nacken- und Schultermuskulatur hat mich damals wohl gerettet, sonst wäre es schlimmer ausgegangen." Auch davon ließ sich der Wulfertshauser nicht unterkriegen. 

    Heinz Krusche hat den Krebs überwunden, auch dank des Sports.
    Heinz Krusche hat den Krebs überwunden, auch dank des Sports. Foto: Krusche

    Die schwerste Prüfung stand Heinz Krusche aber noch bevor. 2014 plagten ihn starke Schmerzen in der Hüfte. Nach langem Hin und Her diagnostizierten die Ärzte bei ihm Blutkrebs. Für den Wulfertshauser brach die Welt dennoch nicht zusammen, er hatte ohnehin keine Wahl: "Alles, was mir vom Gespräch in Erinnerung geblieben ist, war, dass es Chancen auf Heilung gibt. Daran habe ich mich hochgezogen." Zwischen den anstrengenden Chemotherapien und Bestrahlungen begann Krusche, sogar im Krankenhaus zu trainieren. "Zu Beginn bin ich einfach mehrere Stockwerke hoch- und heruntergelaufen. In der Früh habe ich Übungen im Zimmer auf dem Boden gemacht. Ich wusste, dass es mir nur guttun kann. Ich konnte dem Krebs einen möglichst gesunden Körper gegenüberstellen, das war alles, was ich beeinflussen konnte."

    Für die Gesundheit: Wulfertshauser läuft täglich eine Stunde

    Die Metastasen gingen nach und nach zurück. 2021 war Krusche weitestgehend geheilt, wobei er auch sagt: "Ich habe jährliche Tests. Ganz weg geht der Krebs wohl nie, aber im Moment sieht es für mich gut aus. Der Sport hat mir im Kampf dagegen sehr geholfen, da bin ich mir sicher." 

    Aufhören mit dem Sport wird Krusche auch in Zukunft nicht. Auch mit 74 Jahren ist der Wulfertshauser täglich mindestens eine Stunde unterwegs. Seinen Laufschuhen merkt man die Strapazen der täglichen Bewegung an, Krusche nicht: "Mein linker Fuß muss mehr machen, das sieht man auch an der linken Sohle, die ist immer deutlich schneller weg." Zwei Paar Schuhe verbraucht er pro Jahr. Und wenn er nicht gerade durch den Wald läuft, steht er in Wulfertshausen auf dem Tennisplatz – mit Ehefrau und Tochter. "Laufen gehe ich an diesen Tagen aber trotzdem, das ist kein Ersatz." Auf der Strecke ist Krusche stets allein, dennoch freut er sich, wenn ihn die Menschen grüßen: "Ich habe den Kopf beim Laufen meist unten, um Stürze zu vermeiden. Viele, die mich grüßen, kenne ich gar nicht. Die wissen aber, dass ich der Verrückte bin, der bei jedem Wetter unterwegs ist. Sogar meine Frau fragt mich manchmal, ob ich spinne." 

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