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Friedberg: "Wir sind hilflos und wütend": Eltern über die geplante Erhöhung der Kindergartengebühren

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"Wir sind hilflos und wütend": Eltern über die geplante Erhöhung der Kindergartengebühren

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    Bereits im vergangenen Jahr demonstrierten Eltern gegen eine Erhöhung der Kita-Gebühren in Friedberg - erfolglos. Nun steigen die Beiträge weiter.
    Bereits im vergangenen Jahr demonstrierten Eltern gegen eine Erhöhung der Kita-Gebühren in Friedberg - erfolglos. Nun steigen die Beiträge weiter. Foto: Bill Titze

    Kein Mittagessen mehr oder Abstriche bei der Betreuungszeit? Das sind nur ein paar der Überlegungen, die Eltern in Friedberg plagen. Nach der Anhebung der Kindergartenbeiträge im letzten Jahr trifft es die Familien nochmals. Der Kinderheimverein, der im Stadtgebiet neun Einrichtungen betreibt, hat angekündigt, die Gebühren erneut drastisch erhöhen zu müssen. Viele geraten an ihre finanziellen Grenzen. 

    Eltern, die für eine drei- bis vierstündige Betreuung ihres Kindes vergangenes Jahr 150 Euro bezahlt haben, müssen ab September mit 285 Euro rechnen. Bei sieben bis acht Stunden sind es statt 210 Euro jetzt 345. Beiträge für Mittagessen und Frühstück kommen dazu. Trotz 100 Euro Zuschuss vom Staat, sei das für viele Eltern nicht tragbar, erklärt die Vorsitzende der Elternbeiräte des Kinderheim e. V., Beatrice Stamp. 

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    Sie selber habe mit ihrem Mann durchgerechnet, wie viel Arbeitszeit sie reduzieren könnte, um die Betreuungszeit ihrer Kinder zu verkürzen. Zusätzlich zu dem Zuschuss ihres Arbeitgebers bekommt Stamp den "Geschwisterbonus" für ihre beiden Kinder und wird es deshalb bei der Betreuungszeit von sieben bis acht Stunden belassen. Für manche Eltern sei das jedoch nicht so leicht. 

    "In vielen Einrichtungen ist das Frühstück verpflichtend", so die Elternbeiratsvorsitzende. Dadurch könne man hier nicht sparen. Manchmal könne man statt einem Mittagessen für monatlich 95 Euro eine Brotzeit mitgeben. "An einem Tag mit acht Stunden würde ich persönlich aber schon gerne etwas Warmes essen", gibt sie zu bedenken. 

    Eine zweite Sparmöglichkeit wäre eine Verkürzung der Betreuungszeit. Da viele Mütter aufgrund der Kindergartenöffnungszeiten nur Teilzeit arbeiten, könne man sich bei einer noch kürzeren Betreuungszeit überlegen, ob sich Daheimbleiben nicht sogar mehr lohnen würde, so Stamp. Einen Kindergartenplatz aufgrund der hohen Preise ganz abzulehnen, sei aber keine sinnvolle Lösung. "Dann hat man kein Recht mehr auf Betreuung und rutscht auf eine endlose Warteliste."

    Der Träger hatte die Erhöhung vor Kurzem in einem Elternbrief angekündigt. Der sorgte für derartige Aufruhr, dass ihn mehrere Eltern unabhängig voneinander an unsere Redaktion schickten. Richard Schulan, Vorstandsvorsitzender des Kinderheimvereins, führt darin die Gründe an. Zuvorderst sind das die gestiegenen Personalkosten, welche nicht ausreichend durch staatliche Zuschüsse ausgeglichen werden. Die Elternbeiträge als einziger Spielraum machen nur acht Prozent der Einnahmen aus. 

    Dem Verein sie klar, dass er höhere Beiträge verlangt als andere Träger. Doch sei auch der Personalschlüssel höher, es komme so gut wie keine tage- oder stundenweise Schließung wegen Krankheitsfällen vor. Auch beschäftige man im Bereich Kindertagesstätten 160 Menschen. Dafür sei, im Gegensatz etwa zu kleinen kirchlichen Einrichtungen, eine professionelle Verwaltung nötig. 

    Eltern wollen sich mit dieser Argumentation nicht zufriedengeben. Eine Mutter berichtet, ihre Tochter besucht den Kindergarten St. Angela für drei bis vier Stunden pro Tag. Während es im vergangenen Jahr die Eltern mit längerer Betreuungszeit härter getroffen hat, wurden jetzt die Gebühren für das Minimum von drei Stunden um 90 Prozent erhöht, erläutert sie. Damit ist eine kürzere Betreuungszeit meist weniger rentabel. Auch sehen manche Eltern die Personalsituation anders – eine Mutter berichtet, dass sie in dieser Woche bereits zum zweiten Mal in diesem Jahr gebeten wurde, ihre Kinder wegen Personalnot zu Hause zu lassen.

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    Den Kindergartenplatz aufzugeben, sei für sie keine Alternative. "Wir unterscheiden da zwischen Träger und Einrichtung. Hier sind wir super zufrieden mit dem Personal", erklärt sie. Die Art, wie der Träger seine Beträge anhebt, hält sie für fragwürdig. Keiner verstehe, was genau erhöht wird. "Da bekommt man das Gefühl, der Träger möchte uns vermitteln, froh zu sein, überhaupt einen Platz zu bekommen und ansonsten zu schweigen." 

    Eine andere Mutter lässt ihr Kind für fünf bis sechs Stunden im Kindergarten St. Anna betreuen. Eine kürzere Dauer lohne sich für die Kosten nicht und sei für sie beruflich unmöglich. Im ersten Kindergartenjahr bezahlte sie für ihre Tochter 140 Euro abzüglich der staatlichen Förderung, dieses Jahr sind es bereits 320 Euro. Sie berichtet von einer Mutter, die ihr Kind ein Jahr früher einschult als geplant, da sie die Kosten für ein weiteres Kindergartenjahr nicht tragen möchte. 

    "Ich möchte mein Kind nicht aus seinem Umfeld rausreißen, die sozialen Kontakte sind schließlich auch wichtig", erklärt sie. Außerdem hätten die Eltern von den Erhöhungen ja auch erst erfahren, als schon alle Kindergartenplätze vergeben waren. Zurück bleibt bei ihr Hilflosigkeit, Wut und Unverständnis. Bei vergleichbaren Kindergärten in Augsburg seien die Gebühren deutlich geringer.

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