Haben Sie schon einmal eine Glockenblumen-Sägehornbiene oder eine Garten-Blattschneiderbiene gesehen? Man muss manchmal genau hinschauen, um Wildbienen zu entdecken – in der freien Natur, aber auch in der öffentlichen Debatte, die ja gerade die Honigbiene für sich entdeckt hat. Franziska und Sebastian Donners schauen genau hin.
Rund 570 Wildbienenarten gebe es in Deutschland (dazu zählen auch Hummeln), wissen die beiden Mitglieder des Imkervereins Friedberg. Recht bekannt seien die Mauerbienen – alle Wildbienenarten aber sind hoch spezialisiert. Oft verraten das schon die Namen, etwa Blauschwarze Holzbiene. Die Besonderheiten bezüglich Nahrung, Lebensweise oder Brutstätte sind Fluch und Segen zugleich. Sie sind es aber auch, was sie für das junge Ehepaar aus Hochzoll so spannend macht.
Mitglieder im Imkerverein Friedberg
Franziska Donners wurde während ihres Biologiestudiums auf Wildbienen aufmerksam und schrieb ihre Bachelor-Arbeit über sie. Irgendwann steckte sie ihren Mann mit dem „Wildbienen-Virus“ an – obwohl er ursprünglich sogar ein bisschen Angst vor Bienen hatte. Mittlerweile engagieren sie sich beim Imkerverein Friedberg, aber auch als „Hausimker“ am Rudolf-Diesel-Gymnasium. Denn die Donners’ haben sich neben ihrer Zuneigung für die Wildbiene auch deren domestizierter Schwester gewidmet. Diese halten sie in sogenannten Oberträgerbeuten (Top-Hives), in denen die Bienen ihr Nest selber bauen können, und lassen ihnen einen Großteil des Honigs.
Über eine Anzeige, in welcher der Gartenbauverein Paar-Harthausen Imker für seine Streuobstwiese suchte, kamen sie an ihre ersten Völker und wurden dann Mitglieder beim Imkerverein. Dieser kann ohnehin einen Mitgliederzuwachs vermelden. Momentan gehören ihm 140 Imker an, die über 980 Völker betreuen. Dem Verein liegt der Naturschutz am Herzen; deshalb wollen Franziska und Sebastian Donners ihr Wissen dort gerne weitergeben. Im Rahmen des Ferienprogramms klärten sie Kinder auf. Denn das Wildbienen-Dasein ist nicht leicht.
Die meisten Wildbienen leben allein, werden deshalb auch als Solitär- oder Einsiedlerbienen bezeichnet. Das macht das Überleben schwer. „Das größte Problem ist aber der Lebensraum. Nirgend darf mehr etwas sein, überall werden Steingärten angelegt und Gabionen aufgestellt“, sagt Donners.
Was sagen die Imker zum Bienen-Volksbegehren?
Deswegen sehen die beiden Naturschützer das Volksbegehren für mehr Artenvielfalt, das auch im Landkreis Aichach-Friedberg die Wogen hochschlagen ließ, zwiespältig. „Das Volksbegehren war dringend notwendig, aber es wurde teilweise falsch ausgelegt. Es ging nur um die Honigbiene, die ja ein Haustier ist.“ Wichtig sei die Biodiversität insgesamt. Und noch etwas anderes stört die beiden, die selber versuchen, sich bio zu ernähren, und auf ein Auto verzichten: „Es war nicht fair, weil die Landwirte allein eingeschränkt werden.“ Für Privatleute gebe es keine Vorschriften.
Keiner kontrolliere, welche Gifte sie in Gärten spritzen. „Nicht einmal in einer Ritze zwischen den Platten darf etwas wachsen.“ Dabei reichen Wildbienen kleinste Flächen. Wichtig ist für sie, dass Nahrungsquelle, Schutz- und Brutplätze nah beinander liegen, denn die teilweise nur wenige Millimeter großen Insekten haben einen Flugradius von manchmal nur 300 Metern – weniger als die Honigbienen, die kilometerweit unterwegs sind. Boden, Halme, Holz, Mauerritzen können, je nach Art, Brutstätten sein. Aus Verzweiflung versuchen manche Wildbienen, ihre Eier in Gängen abzulegen, die sie in Sandkästen auf Spielplätzen gebohrt haben.
Wie baut man ein gutes Insektenhotel?
Wer den Tieren helfen möchte, sollte für eine Vielfalt von Blühpflanzen mit offenen Blüten sorgen. Eine weitere Möglichkeit sind Insektenhotels. Der Begriff behagt den Donners’ allerdings nicht so recht. „Es ist eine Verniedlichung“, schließlich handle es sich um Nisthilfen. Nicht jedes Insektenhotel, das billig ist und gut aussieht, sei außerdem gut. Wichtig sei, dass die Bohrung nicht ausfranst und das Holz nicht springt. Lehmflächen mit Löchern seien besser als Ziegel, Zapfen locken statt Bienen Ohrwürmer an (die natürlich auch nützlich sind) und Schmetterlingshöhlen werden von Wespen gekapert.
Wichtig sei auch der richtige Standort. Auf der Nordseite zieht auch ins schönste Insektenhotel keine Biene ein, auf der Südseite kann es ihnen zu heiß werden. Übrigens kann man ganz einfach selber ein Insektenhotel basteln: Springkraut-Stängel in eine auf beiden Seiten offene Konservendose stecken, an einer geschützten Stelle aufhängen, fertig. Kinder können das Hotel auch noch bunt anmalen.
Gute Beispiele für Insektenhotels finde man auch auf der Bundesgartenschau in Heilbronn. Nach dem Vorbild eines Insektenhotels dort wollen sie selber eines bauen - ganz aus Naturmaterialien.
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