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Friedberg: Wohnkrise, soziale Probleme: So unterstützt Friedberg Obdachlose

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Wohnkrise, soziale Probleme: So unterstützt Friedberg Obdachlose

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    Obdachlosigkeit wird auch im ländlichen Raum immer mehr zum Problem. Die Stadt Friedberg unterstützt Betroffene.
    Obdachlosigkeit wird auch im ländlichen Raum immer mehr zum Problem. Die Stadt Friedberg unterstützt Betroffene. Foto: Arne Dedert, dpa (Symbolbild)

    Die Kälte der letzten Tage ist für sie lebensbedrohlich: Obdachlose sind aktuell besonders auf Hilfe angewiesen. Erst vor einigen Wochen starb ein Mann in Stätzling - wenngleich dies nichts mit der Kälte zu tun hatte. Es mehren sich die Fälle von Menschen, die auf der Straße wohnen. Die Stadt Friedberg will es gar nicht erst so weit kommen lassen und unterstützt Menschen, die von Wohnungslosigkeit bedroht sind. In Notfällen bietet sie vorübergehend Zimmer an und arbeitet mit dem Sozialdienst katholischer Männer (SKM) zusammen. Familien, die von Obdachlosigkeit bedroht sind, bekommen am schnellsten Unterstützung – denn hier drängt die Zeit.

    In Aichach-Friedberg hat sich die Zahl der Wohnungslosen innerhalb eines Jahres fast verdoppelt. Laut einer Erhebung des Statistischen Bundesamtes gab es 2021 noch 50 Wohnungslose im Landkreis, im Jahr darauf bereits 95. Die Statistik wird jährlich Ende Januar für das Vorjahr veröffentlicht. Die Zahlen von 2023 werden noch erhoben. In Friedberg wurden zuletzt vermehrt Obdachlose gemeldet. Am Kriegerdenkmal, an der Lechleite sowie in Stätzling waren in den vergangenen Wochen Personen auf der Straße aufgefallen. Ein Mann in Stätzling starb Ende des Jahres, nachdem er verschiedene Hilfsangebote ausgeschlagen hatte. 

    Die Stadt Friedberg sucht Wohnungen für Familien

    "Wir sind dazu verpflichtet, bedürftigen Bürgern ein Dach über dem Kopf anzubieten", sagt Thomas Gunzl, der bei der Stadt Friedberg für Haushalt und Wohnungen zuständig ist. Vor allem Menschen, die wegen sozialer Probleme ihre Miete nicht zahlen können, erfahren Unterstützung. Durchziehende Wohnungslose können für eine Nacht ein Zimmer im Bauhof in Friedberg belegen. In der Sammelunterkunft in der Birkenau in St. Afra im Felde kommen bis zu elf Einzelpersonen unter, die nur vorübergehend von Wohnungslosigkeit betroffen sind. Aktuell sind hier drei Plätze belegt.

    Am Friedberger Kriegerdenkmal hat ein Obdachloser sein Lager aufgeschlagen.
    Am Friedberger Kriegerdenkmal hat ein Obdachloser sein Lager aufgeschlagen. Foto: Peter Kleist

    Für Familien, die von Obdachlosigkeit bedroht sind, findet die Stadt Zwischenlösungen mit leer stehenden Wohnungen. "Wenn Kinder im Spiel sind, ist es umso wichtiger, dass sie möglichst normal leben und nicht stigmatisiert werden", erklärt Gunzl. Meist ist die Wohndauer auf drei Monate begrenzt. "Das Ziel ist, dass die Betroffenen schnell wieder auf eigenen Beinen stehen", meint Gunzl. Oft bedeutet das, einen Job und eine bezahlbare Wohnung zu finden. Sozialarbeiter helfen, Bürgergeld zu beantragen. "Familien finden meistens schneller einen Weg aus ihrer Situation als Einzelpersonen", fährt Gunzl fort und weiß auch, woran das liegt: "Wenn man Kinder hat, ist die Motivation noch mal größer." 

    Der angespannte Wohnungsmarkt verschärft die Situation

    Eine eigene Wohnung zu finden, ist jedoch nicht so leicht: Laut Gunzl gibt es in Friedberg aktuell rund 250 interessierte Familien, die nicht mit einer Unterkunft versorgt werden können. Von Wohnungslosigkeit betroffene Familien zieht die Stadt vor und stellt eine leere Wohnung zur Verfügung. "Das sind dann natürlich keine Top-Immobilien, sondern eher ältere", räumt Gunzl ein. Zurzeit nehmen zwei Familien diese Hilfe von der Stadt in Anspruch. 

    Für Betroffene ist zudem eine sozialpädagogische Beratung oder Begleitung hilfreich. Dafür kooperiert die Stadt Friedberg mit dem Sozialdienst katholischer Männer (SKM). Sozialarbeiter suchen wöchentlich die Notunterkunft in der Birkenau auf, kümmern sich individuell um die Bewohner und geben psychosoziale Beratungen. Die Menschen sollen möglichst gut unterstützt werden, sich wieder ein eigenes Leben aufzubauen. "Falls beispielsweise kein Einkommen vorhanden ist, werden Leistungen beantragt, damit der Lebensunterhalt bestritten werden kann", erklärt Verena Ryssel, Sozialarbeiterin beim SKM. Die wohnungslosen Personen werden auch bei Behördengängen begleitet und bei Themen wie Krankenversicherung oder Suchtberatung unterstützt.

    Das Café Divano in Friedberg steht für Kaffee, Kunst und Spirituelles.
    Das Café Divano in Friedberg steht für Kaffee, Kunst und Spirituelles. Foto: Ute Krogull

    Auch die Friedberger Stadtpfarrei engagiert sich für Wohnungslose und sozial Bedürftige. "Unser Café Divano ist eine Anlaufstelle für Menschen mit ganz unterschiedlichen Anliegen, vermehrt auch für Durchreisende oder Wohnsitzlose", sagt Pater Steffen Brühl. Neben einem Platz zum Ausruhen erhalten sie Essen und Trinken. Ansprechpartner vor Ort vermitteln in dringenden Fällen auch direkt an den SKM, die Caritas oder medizinische Versorgung. Auch Pater Brühl spürt einen Anstieg der Nachfrage von Wohnungslosen. Deshalb will der Pfarrgemeinderat reagieren: Die Arbeitsgruppe "Soziales Netz" des Pfarrgemeinderats plant die Einführung eines Gutscheinsystems für Hygieneartikel und Grundnahrungsmittel.

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