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Friedberg: Wie das Begegnungscafé Divano in Friedberg Geflüchteten hilft

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Wie das Begegnungscafé Divano in Friedberg Geflüchteten hilft

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    Das Schild "Friedberg hilft" im Café Divano in Friedberg ist hier Programm: Die Begegnungsstätte unterstützt ukrainische Geflüchtete.
    Das Schild "Friedberg hilft" im Café Divano in Friedberg ist hier Programm: Die Begegnungsstätte unterstützt ukrainische Geflüchtete. Foto: Elias Pinnow

    Ein Ort, um "einfach mal wieder irgendwo einen Kaffee trinken zu können". So beschreibt Mitarbeiterin Stefanie Drewes das Begegnungscafé Divano in Friedberg. Seit Kurzem unterstützt das Divano ukrainische Geflüchtete bei der Orientierung in Deutschland, viele davon sind Mütter mit Kindern. Zwei dieser Frauen sind Olga aus Kiew und eine Mutter aus Charkiw. Sie erzählen von ihrem Weg nach

    Die Sprechstunden an jedem Dienstag von 14.30 bis 16.30 Uhr, veranstaltet von der Caritas Aichach-Friedberg und dem Diakonischen Werk Augsburg, kommen gut an: Laut Drewes kommen zu jedem Termin etwa 70 Leute, die offene Sprechstunde werde "ziemlich überrannt". Kathrin Stachon und Marliese Mische stehen für Fragen zur Verfügung. Wie funktioniert die Registrierung, wie ist der Ablauf, was ist das nächste Dokument, das ich brauche? Zusammen mit einer ehrenamtlichen Dolmetscherin aus der Ukraine und einer Übersetzungs-App könne man sich "ganz gut" verständigen.

    Das Divano Friedberg bietet Sprechstunden für Geflüchtete aus der Ukraine an

    In naher Zukunft werden auch die ersten Sprachkurse im Divano starten, parallel zu den Kursen wird eine Spielgruppe für die Kinder der Teilnehmenden angeboten. Die wichtigste Art der Hilfe findet aber ganz nebenbei statt: Der alltägliche Cafébetrieb lässt Platz zum Austausch und die Geflüchteten können sich ein Stück Normalität sichern, etwas Beständigkeit in verwirrenden Zeiten.

    Olga, eine junge Mutter aus Kiew, schätzt all das sehr. Sie ist zum zweiten Mal hier und nimmt gerne die Tipps der Beratungsstelle entgegen. Außerdem möchte sie Bekanntschaften schließen und sich mit anderen Geflüchteten austauschen. Ihr liegt vor allem am Herzen, dass ihre beiden Kinder Freunde finden.

    Olga lebte zu Kriegsbeginn in Kiew und hatte das Glück, kurz nach Beginn der russischen Invasion an eine deutsche Hilfsorganisation zu geraten. Diese gab ihrer Familie die Möglichkeit, nach Deutschland zu fliehen. Wenige Tage nach ihrer Flucht begann der starke Beschuss der Stadt. Ihre Freunde und Familie musste sie in Kiew zurücklassen. "Wir hätten nicht gedacht, dass wir so weit von zu Hause weglaufen müssten, jetzt sind wir auf unbestimmte Zeit hier."

    Am Anfang war der Start verwirrend. Die Sprachbarriere und die komplizierte Bürokratie überforderten sie. Ein wenig später bekam die Familie allerdings eine Unterkunft und lernte andere Geflüchtete kennen. Der Austausch mit Menschen mit ähnlichem Schicksal gebe ihr Halt. Im Begegnungscafé fühlt die junge Frau sich verstanden und nicht alleine. Eine ihrer Prioritäten sind, Informationen zum Leben in Deutschland zu sammeln, im Divano komme sie leicht und unkompliziert an Wissenswertes. Mit einem leichten Lächeln merkt die Mutter an: "Und auch das Essen ist gut."

    Hilfe für Ukrainerinnen in Friedberg: Feste Strukturen und Abläufe sind Ziel

    Ihr Plan ist es, den Besuch im Café fest in ihren Alltag einzugliedern. Wenn sie sich nicht gerade Haushaltsaufgaben oder der Kinderbetreuung widmet, lernt die Ukrainerin mindestens dreimal die Woche Deutsch. Nebenbei versucht sie sich in der Umgebung zu orientieren, besonders billige Lebensmittel- oder Kleidungsläden stehen dabei im Fokus. Obwohl Olga langsam Halt findet, hat sie einen großen Wunsch: "Ich möchte so schnell wie möglich wieder nach Hause, in meine Heimat."

    Eine andere Ukrainerin, die anonym bleiben möchte, ist erst vor Kurzem mit ihren beiden Kindern aus Charkiw geflohen. Sie ist im Café, um sich mit ihren Landsleuten zu treffen und Erfahrungen auszutauschen. Da sie das erste Mal dort ist, hat sie viele Fragen und war auch noch nie bei der Sprechstunde. Das möchte sie heute ändern.

    Zerstörung und Trümmer, wo man auch hinschaut: Augebrannte russische Militärlastwagen vor einem schwer beschädigten Wohnhaus in einem Außenbezirk von Kiew.
    Zerstörung und Trümmer, wo man auch hinschaut: Augebrannte russische Militärlastwagen vor einem schwer beschädigten Wohnhaus in einem Außenbezirk von Kiew. Foto: Vadim Ghirda, dpa

    Nach Friedberg geriet sie eher zufällig. Sie berichtet: "Meine Kinder und ich sind vor dem Krieg geflohen. Wir gingen einfach weg. Ich kann nicht sagen, dass ich absichtlich in dieses bestimmte Land gegangen bin. Ich bin aber froh, hier zu sein." Wie Olga aus Kiew beschäftigen die Mutter aus Charkiw die Jobsuche und die Sprachbarriere. Sie hat vor, an einem Deutschkurs teilzunehmen. Die Geflüchtete bemüht sich, wieder feste Strukturen und Abläufe in ihrem Leben zu haben. Sie hilft ihren Kindern beim Lernen, sucht Informationen zum bürokratischen Ablauf und kümmert sich um den Haushalt in ihrer Unterkunft.

    Über die Zukunft macht sich die Mutter noch keine Gedanken. "Ich kann nur sagen, dass ich mich zu 100 Prozent um das Wohl meiner Kinder kümmern werde. In der Ukraine hatte ich meine Kreise und meine Bekannten. Das möchte ich auch in Deutschland weiterführen." Auch hierfür sei das Divano ein guter Ort, um anzufangen.

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