Mehrere Weihnachtsmärkte im Landkreis Aichach-Friedberg wurden abgesagt, darunter der „Friedberger Advent“, außerdem die Waldweihnacht in Mergenthau, der Kipferlmarkt Hofhegnenberg und der Dasinger Markt. Die Veranstaltungen in Mering und Aichach dagegen sollen stattfinden, ebenso der große Augsburger Christkindlesmarkt. Unsere Leser stellen sich dazu viele Fragen - wir haben noch einmal nachgehakt.
Was hat die „Bürger für Friedberg“ dazu bewogen, den Markt abzusagen?
Grund war, dass sich die Vorschriften der Staatsregierung für Märkte rund um die Stadtpfarrkirche nicht realistisch hätten umsetzen lassen. Dazu zählen die maximale Zahl von 20 bis 30 Ständen und gleichzeitig 200 Besuchern, Abstandsregelungen, Einbahnstraßensystem und/oder Wartebereiche, Zählen der Besucher und mehr. Die Verantwortung sei für Privatleute, die eine Veranstaltung ehrenamtlich organisieren, zu groß. Auch wisse man nicht, wie sich das Infektionsgeschehen noch entwickelt.
Warum kann in Augsburg ein Markt stattfinden?
Ob der Augsburger Christkindlesmarkt stattfindet, entscheidet der Stadtrat am 29. Oktober. Wie für die Herbstdult müsste eine Ausnahmegenehmigungung erteilt werden, damit zum Beispiel mehr als 200 Menschen gleichzeitig den Markt besuchen dürfen. Die Stadt Augsburg ist ihre eigene Genehmigungsbehörde. Auf jeden Fall soll der Markt über mehrere Plätze entzerrt werden. Glühweinstände sollen nicht in integriert, sondern auf eigenen umzäunten Arealen aufgestellt werden. Hier gelten die Gastronomieregeln mit Abständen. Die Argumentation des Wirtschaftsreferates lautet, dass vier von fünf Covid-19-Infektionen in Augsburg sich in geschlossenen Räumen zutrugen. Man müsse daher auch im Winter Veranstaltungen unter kontrollierten Bedingungen, mit Hygienekonzept und im Freien anbieten, damit sich das Geschehen nicht noch mehr in den nicht kontrollierbaren Privatbereich verlegt.
Warum erteilt das Landratsamt Aichach-Friedberg keine Ausnahmegenehmigungen?
Das Landratsamt Aichach-Friedberg überlässt es Veranstaltern, Märkte im Rahmen der Vorgaben des Freistaates zu veranstalten, erteilt aber Ausnahmegenehmigungen eine grundsätzliche Absage. Laut Wolfgang Müller vom Landratsamt halten der zuständige Fachbereich sowie Landrat Klaus Metzger Ausnahmegenehmigungen für nicht vertretbar, dass sich die Entwicklung des Infektionsgeschehens nicht abschätzen lässt, Organisatoren und Teilnehmer aber Planungssicherheit brauchen.
Was überlegt sich die Stadt Friedberg als Alternative?
Eine Möglichkeit ist, einzelne Buden in der Stadt verteilt aufzustellen. Platz dafür wäre zum Beispiel die Bewirtungsfläche des Altstadtcafés vor der Jakobskirche. Aufgrund der Kundenfrequenz kommt nur die Ludwigstraße infrage. Laut Bürgermeister Roland Eichmann gab es nach einem Bericht unserer Redaktion bereits Anfragen. Allerdings sind solche Stände an die Ladenöffnungszeiten gebunden, da es sich nicht um einen Markt handelt. Sonntag dürften sie zum Beispiel nicht aufmachen. Auch müssen Themen wie Stromanschlüsse geklärt werden. In den nächsten Tagen werde man diese Pläne jedoch in Zusammenarbeit mit dem Verkehrsverein und den „Bürgern für Friedberg“ konkretisieren, so Eichmann. „Wir wollen alle Hebel nutzen“.
Friedberger Advent 2020 auf dem Volksfestplatz?
Hätte es die Möglichkeit gegeben, den „Friedberger Advent“ an andere Orte zu verlegen?
Bei den Standorten, die jedem gleich in den Sinn kommen, gibt es unterschiedliche Hindernisse. Der Marienplatz wird in der Vorweihnachtszeit als Parkfläche benötigt, wie der Einzelhandel signalisiert hat. In Stadtgarten und Schlosspark wäre danach das Gras ruiniert, zumal der Schlosspark durch die Hanglage nicht geeignet ist, dort Buden aufzustellen. An beiden Orten stellt sich außerdem die Problematik der Frequenz – ebenso wie am Volksfestplatz, der deshalb ausschied.
Auflagen für Weihnachtsmärkte im Landkreis Aichach-Friedberg
Marktstände Zulässig sind maximal 20 bis 30 Marktstände.
Besucher Die Zahl von etwa 200 Besuchern gleichzeitig darf dauerhaft nicht wesentlich überschritten werden. Durch geeignete Maßnahmen ist der Besucherstrom zu überwachen. Überfüllungen sind zu unterbinden.
Maskenpflicht Auf dem gesamten Marktgelände gilt Maskenpflicht.
Abstandsregelung Es gelten die Abstandsregelungen (mind. 1,5 Meter) auf dem gesamten Marktgelände (auch zwischen den Ständen). Es ist für eine geeignete Besucherlenkung zu sorgen (z. B. durch Einbahnstraßensystem, Wartebereiche, geeignete Vorkehrungen bei Schlangenbildung) Zählen der Besucher bei Zu- und Abgängen (soweit nach Lage des Marktes möglich).
Hygieneauflagen Mitarbeitern, Marktverkäufern und Besuchern müssen Waschgelegenheiten mit Seifenspendern und Einmalhandtüchern (insbesondere in sanitären Einrichtungen) sowie Desinfektionsmittelspender (insbesondere in Eingangsbereichen) bereitgestellt werden.
Gastronomie Bei gastronomischen Angeboten ist das Hygienekonzept für die Gastronomie in der jeweils geltenden Fassung einzuhalten. Verkaufsbuden mit gastronomischen Angeboten sind verteilt auf dem Markt aufzustellen. Bei zusätzlichen Stehtischen oder vereinzelten Bierbänken ist auf den Mindestabstand zu achten. Durch geeignete Vorkehrungen ist sicherzustellen, dass sich bei den Ess-/Trinkbereichen keine Menschenansammlungen bilden (z. B. durch Absperrungen); hier ist die Personenregistrierung verpflichtend.
(Quelle: Landratsamt Aichach-Friedberg)
Welche Veranstaltungen gibt es dann überhaupt in der Adventszeit?
Die „Bürger für Friedberg“ veranstalten im Advent mehrere Konzerte, nämlich ein Auftaktkonzert mit Sophie Heinrich und Paul Rivinius (Termin noch offen), einen Auftritt der Bläser der Berliner Philharmoniker (13. Dezember, 20 Uhr, St. Jakob) und einen Abend mit Harmonic Brass (Donnerstag, 17. Dezember, 20 Uhr, St. Jakob). Die Stadt werde selber nichts auf die Beine stellen können, so der Bürgermeister. Das liege daran, dass die Kulturabteilung mit anderen Themen wie der Landesausstellung beschäftigt ist.
Was ist im Advent 2020 in Friedberg los?
Fällt Weihnachten dann in Friedberg aus?
Der Aktiv-Ring überlegt sich zusammen mit dem Citymanagement, wie man weihnachtliches Flair verbreiten kann. Gedacht ist zum Beispiel an besondere Dekorationen, auch in den Schaufenstern, Musik- und Lichtinstallationen.
Der karitative Christkindlmarkt in Friedberg findet dieses Jahr ebenfalls statt. Wie und warum?
Der Verkehrsverein und die Ehrenamtlichen haben sich dazu entschlossen, weil der Markt für einen guten Zweck ist. Er wird aber aus nur zehn Buden bestehen, die zwischen St. Jakob und Pfarrzentrum aufgestellt werden. Termin ist von Donnerstag, 26., bis 1. Advent, 29. November. Da die Veranstaltung von jeher kleiner ist, glauben die Organisatoren, alle Vorschriften von maximaler Besucherzahl, Abständen etc. einhalten zu können.
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