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Friedberg: Von wegen schnelles Internet: Glasfaser-Ausbau in Friedberg verzögert sich

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Von wegen schnelles Internet: Glasfaser-Ausbau in Friedberg verzögert sich

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    In Friedberg werden die Bagger für den Glasfaser-Ausbau 2024 noch nicht anrücken.
    In Friedberg werden die Bagger für den Glasfaser-Ausbau 2024 noch nicht anrücken. Foto: Sina Schuldt, dpa (Symbolbild)

    2024 sollte in den südlichen Ortsteilen von Friedberg der Glasfaser-Ausbau beginnen; 2027 sollte es im gesamten Stadtgebiet schnelles Internet geben. Doch damit wird es nichts. Die Telekom, die den Ausbau durchführen will, hat kein Bauunternehmen gefunden. Darüber, wie es weitergeht, gibt es unterschiedliche Aussagen. Bürgermeister Roland Eichmann ist verärgert, dass der Konzern seine Zusage nicht einhält, und berichtet, in Gesprächen sei nicht klar geworden, wann der Ausbau überhaupt beginnen könnte. Er erwägt daher sogar, ob die Stadt ihn selber übernimmt. Seitens der

    Die Telekom möchte den Ausbau eigenwirtschaftlich durchziehen. Das 81 Quadratkilometer große Stadtgebiet soll dazu in drei Zonen aufgeteilt werden. Der Ausbau in Zone Süd, wo der Nachholbedarf am größten ist, sollte 2024 beginnen (4900 Haushalte), Mitte soll 2025 folgen (5900 Haushalte) und Nord 2026 (6200 Haushalte). Da der Stadt keinerlei Kosten entstehen, hatte dieses Angebot andere Bewerber aus dem Feld geschlagen. 

    Wie geht es mit Internet-Ausbau in Friedberg weiter?

    Eichmann berichtete aber nun im Stadtrat, wie dieser Plan nach und nach ins Rutschen geriet. Die Stadtverwaltung habe im November gemerkt, dass nicht alles rund läuft. Im März fand ein Gespräch mit Vertretern der Telekom statt; diesem wohnte auch Wirtschaftspfleger Paul Trinkl bei. Laut Eichmann war das Ergebnis, dass die Telekom 2025 eine neue Ausschreibung versuchen und 2026 loslegen wird - unsicher sei allerdings, ob sie dann ein Bauunternehmen findet, das günstig genug ist. Die Maßnahme ist nicht ohne, letztlich muss jeder Bürgersteig aufgerissen werden. "Das ist mal wieder das Thema partnerschaftliche Zusammenarbeit mit der Telekom", sagte er mit Blick auf die Sanierung der Bahnhofstraße, die sich wegen des Konzerns in die Länge gezogen hatte, was zu erheblichen Mehrkosten führte. 

    In der Konsequenz werde man das Thema auf null stellen und Möglichkeiten des Ausbaus eruieren, kündigte er im Nachgang der Sitzung im Gespräch mit unserer Redaktion an. Dazu zählt die Suche nach anderen Anbietern für einen eigenwirtschaftlichen Ausbau. Auch eine Maßnahme im Zuge des Bundesförderprogramms ist eine Option. Bei Gesamtkosten von 40 Millionen Euro und 80 Prozent Fördersatz würde das jedoch acht Millionen Euro für die Stadt bedeuten - in finanziell schwierigen Zeiten sehr schwer zu stemmen. Außerdem will die Verwaltung andere Stadtwerke kontaktieren, um herauszufinden, ob die Stadt den Ausbau selber übernehmen kann. 

    Wirtschaftspfleger Trinkl führt selber ein Unternehmen für Softwareentwicklung mit Sitz in Ottmaring und kann ein Lied davon singen, welche Probleme Unternehmer wegen des schlechten Netzes haben. Für das Laden von Updates brauche er eine halbe Stunde - nicht immer zur Freude seiner Kunden. Besprechungen, Homeoffice: Es verlagere sich immer mehr ins Internet. Und auch, wer im Homeoffice arbeitet, habe Probleme. Die Verzögerung sei daher eine "grauenhafte Nachricht".

    Die Telekom teilte auf Anfrage mit, der Start verzögere sich zwar, das Unternehmen halte aber am Ausbauziel fest. Problem sei, dass die Baufirmen derzeit ausgelastet seien, was sich kurzfristig auch nicht ändern werde. Man plane deshalb, 2025 mit dem Projekt zu beginnen.

    Friedberger Stadtrat kritisiert die Telekom wegen Glasfaser-Ausbau

    Im Stadtrat war Kritik laut geworden, die Telekom habe mit dem guten Angebot nur Bewerber verdrängen wollen - womöglich im Wissen, dass sie ihre Versprechen, die nur in einer rechtlich unverbindlichen Absichtserklärung gefasst waren, nicht einhalten kann. Dem widersprach die Telekom. Bei dem geplanten Ausbau gehe alles auf eigene Kosten: Planungen, Baudurchführung und Betrieb des Netzes. "Eine solche Terminverschiebung ist deshalb nicht gewollt, sondern besonders für uns ärgerlich, weil sie Ressourcen kostet", betonte ein Unternehmenssprecher. "Wer noch nie eine Verschiebung in einem seiner Projekte erlebt hat, der werfe den ersten Stein."

    Derweil bekommen auch Bürgerinnen und Bürger die Auswirkungen zu spüren. So berichtete Sandra Dürrschmidt, die Telekom habe sich geweigert, zu ihrem Neubau in Rederzhausen Kupferkabel zu legen. Man habe unter anderem darauf verwiesen, dass baldigst der Glasfaser-Ausbau beginne und bis dahin eine Anbindung über Mobilfunk möglich sei. Diese relativ teure Variante nutzt das Ehepaar nun auch, doch: "Homeoffice zu zweit ist fast nicht möglich."

    Laut Telekom fiel die Ausschreibung der Kupferanschlüsse an einen Wettbewerber. Es sei daher für sie nicht sinnvoll, einen einzelnen Kupferanschluss zu bauen. "Die Kosten würden in keinem Verhältnis zu den Einnahmen stehen." 

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