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Friedberg: Treibt ein Passbildautomat Foto Hatzold in den Ruin?

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Treibt ein Passbildautomat Foto Hatzold in den Ruin?

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    Für den Fall, dass in das Friedberger Bürgerbüro nächstes Jahr ein digitaler Passfotoautomat einziehen sollte, rechnet die Betreiberin von Foto Hatzold mit deutlichen Verlusten.
    Für den Fall, dass in das Friedberger Bürgerbüro nächstes Jahr ein digitaler Passfotoautomat einziehen sollte, rechnet die Betreiberin von Foto Hatzold mit deutlichen Verlusten. Foto: Sybille Haak

    Im Herbst entscheidet der Organisationsausschuss des Friedberger Stadtrates darüber, ob im Rathaus ein Automat für digitale Passbilder aufgestellt wird. Was für Bürgerinnen und Bürger nach mehr Service klingt, macht der Inhaberin eines Friedberger Traditionsgeschäftes große Sorgen: Sylvia Haak befürchtet, dass der Verlust der Einnahmen das Fotostudio Hatzold in die Insolvenz treibt. Zuletzt war eine Entscheidung nach Angaben von Bürgermeister Roland Eichmann verschoben worden, da eine Mehrheit für die Einführung des

    Als Alternative besprachen die Stadträte und Stadträtinnen die Möglichkeit, die Menschen weiter auf das Fotostudio in der Ludwigstraße zu verweisen. Haak hatte angeboten, ihre Öffnungszeiten dafür an die des Bürgerbüros anzugleichen. Versuchsweise sollte diese Lösung ab Mai nächsten Jahres sechs Monate lang getestet werden - ein Vorschlag, der im Ausschuss ebenfalls kontrovers diskutiert wurde. Eventuell könnten künftig auch beide Möglichkeiten, digitale Fotos zu erstellen, kombiniert angeboten werden. Im Herbst sollen alle Argumente nun nochmal im Rathaus auf den Tisch kommen.

    Sybille Haak vom Fotostudio Hatzold fürchtet um ihr Geschäft in Friedberg.
    Sybille Haak vom Fotostudio Hatzold fürchtet um ihr Geschäft in Friedberg. Foto: Sybille Haak

    Für den Fall, dass sich die Stadt im Oktober tatsächlich für die Anschaffung eines Selbstbedienungsterminals entscheiden sollte, befürchtet Haak das Ende für ihr Traditionsgeschäft. Von der geplanten Aufstellung eines Passfotoautomaten im Rathaus hat sie durch die Berichterstattung unserer Redaktion erfahren. Das Fertigen von Bildern für den Personalausweis oder Reisepass gehört für sie zum Kerngeschäft. Einen Verzicht auf diese Einnahmen könne sich die Fotografin nicht leisten. In einem „Brandbrief“ teilte Haak dem Stadtrat daher mit: „Ein Fotostudio ist hauptsächlich für Pass-, Visa- und Bewerbungszwecke nötig. Sollte dieser Hauptpfeiler wegfallen, ist die Existenz meines Ladens in der Innenstadt mehr als gefährdet.“ 

    Laut der SPD-Fraktionsvorsitzenden Ulrike Sasse-Feile bemühen sich inzwischen die Mehrheit der Fraktionen sowie Roland Gerkens als Leiter des Bürgerbüros, auf die Interessen der Geschäftsfrau einzugehen. „Wir werden hier gemeinsam mit Frau Haak eine Lösung finden“, verspricht Sasse-Feile.

    Digitale Passfotos: Sylvia Haak von Foto Hatzold befürchtet Probleme

    Viele Kommunen bieten bereits jetzt einen Bilderservice in der Verwaltung an. Bislang erfolgt die Weiterleitung dieser Fotos zusammen mit den Antragsformularen an die Bundesdruckerei zwingend noch auf herkömmliche Weise: Die Fotos werden ausgedruckt, zurechtgeschnitten und anschließend neu eingescannt. Ab 1. Mai 2025 regelt ein Gesetz, dass dieser Vorgang nur noch digital sowie mit End-to-End-Verschlüsselung über eine Cloud erfolgen darf. Dies gilt auch für den Fall, dass das Bild von einem Fotografen erstellt wird. Das Procedere soll vor dem sogenannten Morphing schützen. Dies ist ein technisches Verfahren, bei dem Kriminelle die Fotos mehrerer Personen kombinieren, sodass mit bloßem Auge nicht beurteilt werden kann, wem das Dokument gehört. Die manipulierten Passbilder könnten anschließend für illegale Grenzübertritte missbraucht werden.

    Haak sieht auch dann keine Chance für ihr Geschäft, falls sie mit den Passbildern zwar weitermachen, dabei aber in Konkurrenz zu einem Selbstbedienungsterminal treten muss, welches Fotos korrigiert. „Das würde für mich – bei geringeren Einnahmen - die Beschaffung einer neuen Software sowie einer Cloud bedeuten. Außerdem fällt die gesamte Laufkundschaft sowie die dadurch bedingte Akquise weg.“ Nur mit Hochzeits- und Babyfotos könne sie Miet- und Personalkosten nicht bezahlen. 

    Unterstützung erhält die 59-Jährige von Hans Starosta vom Centralverband deutscher Berufsfotografen. „Die Pass- oder Einwohnermeldeämter sind auch ab Mai 2025 verpflichtet, die digitalen Passbilder der Fotografen anzunehmen“, sagt er. Automaten in den Ämtern müssten laut Gesetz unter Aufsicht eines Mitarbeiters stehen, um Manipulationen zu verhindern. Diese teure und aufwendig zu realisierende Vorschrift halte viele Kommunen davon ab, ein Selbstbedienungsterminal anzuschaffen. Außerdem seien Fotografen Gewerbesteuerzahler, während sich die Beschaffung eines Terminals kaum amortisiere. 

    Sylvia Haak befürchtet das Aus des Fotostudios Hatzold in Friedberg

    Für Foto Hatzold könnte ein abweisender Beschluss des Ausschusses im schlimmsten Fall die Insolvenz bedeuten. Haak: „Mein Mietvertrag läuft noch bis zum 1. März 2026. Das neue Gesetz könnte mich bis dahin ruinieren.“

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