Nach 25 Jahren ist Schluss: Der Vorsitzende des VdK Mering, Karl-Peter Schon, gab erst kürzlich sein Amt auf. Dies stellt den Verein vor eine ungewisse Zukunft, da sich bislang kein Nachfolger für den Posten findet. Mit dieser Problematik ist der VdK Mering jedoch kein Einzelfall. Auch in anderen sozialen und kulturellen Vereine aus Aichach-Friedberg fehlen Freiwillige. Zur Situation des Ehrenamts haben wir bei ihnen nachgefragt.
In der Volksbühne Mering sind etwa 30 von 70 Mitgliedern aktiv. "Ehrenamtliche sind eigentlich Mangelware", sagt der Vorsitzende Gottfried Wohlmuth. Sie seien immer auf der Suche nach Engagierten. Diese zu finden, sei schwierig, berichtet auch Peter Fischer von der Fischergilde Kissing. "Wenn du die Leute hast und halten kannst, ist das gut", erzählt er. Dem stimmt Bruno Meier vom Heimat- und Volkstrachtenverein Merching ebenfalls zu. Heutzutage könne man glücklich sein, wenn jemand etwas mache. Er erklärt sich den Mangel an Begeisterung fürs Engagement unter anderem durch den Wunsch nach mehr Freizeit und Reisen.
"Umso mehr Verantwortung, desto schlimmer"
Besonders gering wird die Motivation, wenn es um verantwortliche Positionen in Vereinen geht. Dazu zählt der Vorsitzende, aber auch beispielsweise der Schriftführer oder der Kassenwart. "Umso mehr Verantwortung, desto schlimmer", meint Peter Fischer. Kollegin Wibke Sachs vom Jugend- und Kinderförderverein (JuKi) in Merching beobachtet, dass gerade die Bereitschaft, sich langfristig und in einer verantwortlichen Position zu beteiligen, über die Jahre abgenommen hat.
Hildegard Elbl vom Gartenbauverein Derching kennt das Problem. So wirkte es bei den letzten Vorstandswahlen im Gartenbauverein kurzzeitig so, als ob dieser nicht mehr zusammenkommen würde. "Es sah schlecht aus. Wir mussten viel reden und direkt auf die Leute zugehen“, erinnert sich Elbl. Früher sei das anders gewesen: "Da hat man jemand gefragt, und der hat gesagt, ich mach's. Jetzt gibt es viel mehr Redebedarf bei verantwortlichen Positionen, und man braucht mehr Zeit und mehr Geduld." Man müsse die Leute mehr bearbeiten.
Jüngere Leute fehlen den Vereinen im Wittelsbacher Land
Die fehlende Bereitschaft zur Verantwortung bei den einen führt zu langen Amtsperioden bei den anderen. Christa Gaier von der Gemeindeverwaltung Dasing organisierte über Jahre hinweg Vereinstreffen und war selbst in mehreren Vereinen eingebunden. Sie weiß: "Wenn man in die Vorstandschaft gewählt wird, ist das zumeist auf Lebenszeit." Selten gibt es direkte Nachfolger, oft sind die Vorstände länger als 30 Jahre in ihrer Funktion aktiv. Zumeist würden diese ihr Amt gerne an Jüngere abgeben. Obwohl sich diese oftmals gleichermaßen wie Ältere ehrenamtlich betätigen, herrscht in einigen Vereinen und Einrichtungen jedoch ein grundsätzlicher Mangel in der jüngeren Generation. Das liege an der Lebensgestaltung, erläutert Christa Gaier. Für ein Studium oder eine Ausbildung verließen viele ihr Heimatdorf. Damit sei es dann schwieriger, eine ehrenamtliche Position mit Verantwortung zu übernehmen.
Wenn keine jungen Leute mehr nachkommen, wird es allerdings dünn für die Vereine und Einrichtungen. Hubert Failer von der Musikkapelle Kissing hat dies selbst schon erlebt. Anfang der 80er hatte die Musikkapelle etwa 46 Aktive. Über die Jahre veränderte sich das allerdings zum Nachteil, sodass die Auflösung nahte. Failer selbst reaktivierte viele Leute, die mit etwa Anfang 40 zu den Jüngeren zählten. Heute hat die Musikkapelle noch etwa 26 Aktive.
Beruf geht vor dem Ehrenamt
Gerade Ehrenamtliche zwischen 30 und 40 Jahren scheint es wenig zu geben. Ingrid Engstle von der Meringer Tafel erzählt, es seien mehr ältere Leute in Rente und wenig Junge vorhanden. Erklären lässt sich das Fehlen der mittleren Altersklasse mit der Übernahme vom Beruf. "Der Beruf geht immer vor", bringt Christa Gaier aus Dasing an. Gerade Pendler würden sich abends zweimal überlegen, ob sie das Haus verließen. "Mütter arbeiten heute mehr und länger", ergänzt Wibke Sachs, deren JuKi-Fördervererein sich an jüngere Mütter richtet. Dadurch könnten sie sich kaum noch ehrenamtlich engagieren.
Ein weiterer Faktor ist die Corona-Pandemie. Hier machen die Vereine bezüglich des Ehrenamts gemischte Erfahrungen. Hildegard Elbl vom Gartenbauverein Derching verzeichnete beispielsweise keine Verluste von engagierten Helfern. Wibke Sachs vom JuKi Merching berichtet hingegen von der Schwierigkeit, neue Aktive zu gewinnen. Durch die Pandemie konnten keine Veranstaltungen stattfinden, was zu einer fehlenden Präsenz und Attraktivität der Einrichtung führte. Interessierte für Freiwilligenarbeit konnten so kaum angeworben werden. Obendrauf, so Sachs, habe sich eine Art "Vereinsmüdigkeit" durch die Pandemie eingestellt.