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Stätzlinger berichten von ihrem Kampf gegen das hohe Grundwasser
![Im Fleckenweg, in der Graf-von-Deuring-Straße und am Streugarten wurden Dixiklos aufgestellt. Benutzt werden sie hauptsächlich am Streugarten, wo das Grundwasser zu hoch steht.
Im Fleckenweg, in der Graf-von-Deuring-Straße und am Streugarten wurden Dixiklos aufgestellt. Benutzt werden sie hauptsächlich am Streugarten, wo das Grundwasser zu hoch steht.](https://www.augsburger-allgemeine.de/resources/1715673836705-1/ver1-0/img/placeholder/16x9.png)
Die Flusspegel sinken, das Grundwasser steigt. Tage nach den Überflutungen schuftet Stätzling im Keller. Betroffene berichten vom Kampf gegen das Wasser von unten.
Grauer, wolkenverhangener Himmel, Dauerregen und Wassermassen, wohin man blickt. Das Extremwetter scheint schon weit in der Vergangenheit zu liegen. Jedoch beschäftigt die Hochwasser-Katastrophe viele Menschen weiterhin jeden Tag. In Stätzling nahe der Friedberger Ach steht das Grundwasser noch immer zu hoch, als dass man von einem Ende der Ausnahmesituation sprechen könnte. Aus vielen Gärten schlängeln sich grüne, gelbe oder rote Schläuche auf die Straße, wo sie unentwegt Wasser ausspucken. Eine Familie in der Wiesenstraße erklärt, warum der Keller einfach nicht leer werden will. "Es ist zwar nicht mehr so schlimm wie am Wochenende, aber es drückt immer noch Grundwasser nach", sagt die Großmutter, die ihr Enkelkind zum Spaziergang ausführen will.
![Nach dem Hochwasser räumt Aichach-Friedberg auf In Rinnenthal hat sich das Wasser in die Keller gebahnt. Am Sportplatz wurden zwei Container aufgestellt, wohin die Betroffenen Müll und Schutt bringen können.](https://www.augsburger-allgemeine.de/resources/1715673836705-1/ver1-0/img/placeholder/16x9.png)
Das Hochwasser sei 1999 nach eineinhalb Tagen wieder weg gewesen. Jetzt gehe das schon fast eine Woche so. "Wir hoffen, dass es bald endlich ein Ende nimmt." Als der Sohn und die Schwiegertochter in Gummistiefeln und Arbeitskleidung aus dem Haus kommen, wird schnell klar, was sie meint: Die Familie pumpt wie viele andere ununterbrochen gegen das nachdrückende Grundwasser an. „Bei uns ist es aber nicht so schlimm, wir hatten höchstens sieben Zentimeter Wasser im Keller“, sagt der Familienvater und deutet mit der Hand in Richtung des Areals am Krautgartenweg. Dort habe es die Menschen schlimmer getroffen.
Hochwasser in Stätzling: Grundwasser sorgt weiterhin für Probleme
Weiter in dieser Richtung bahnen sich noch mehr bunte Schläuche ihren Weg durch die Gartenzäune und spucken ihr Wasser neben blau-weiße Dixiklos, die in dieser Gegend aufgestellt sind. Viele Menschen im Fleckenweg wissen gar nicht genau, ob sie die jetzt benutzen sollen. Die Toilettenkabinen wurden zwar aufgestellt, eine Information habe es bisher aber nicht gegeben, eine Anweisung schon gar nicht. Einige Bewohnerinnen und Bewohner in der Straße vermuten, es handle sich um eine Vorsichtsmaßnahme.
Ein älteres Ehepaar im Fleckenweg, das anonym bleiben will, lädt ein, den Keller zu begutachten. Es ist das gleiche Bild, wie es sich in so vielen Häusern bietet: kaputte Möbel und Waschmaschinen im Garten, ein mittlerweile weitgehend leer geräumter Keller und das surrende Geräusch von Wasserpumpen. Mit drei Pumpen schaffen die Bewohner es auch, das nachdrückende Grundwasser abzuleiten, während sie mit zwei Saugern versuchen, das Wasser aus den Räumen herauszubekommen. Vor einigen Tagen noch bot sich in diesem Haus ein kleines Spektakel: Erst habe nur wenig Wasser im Keller gestanden, einige Stunden später jedoch sei es „wie aus Springbrunnen“ durch die Abflussöffnungen geschossen.
Die Hochwasser-Schäden zu beseitigen, kann Monate dauern
Im Badezimmer, das sich die Familie im Untergeschoss eingerichtet hatte, zeugt noch ein Stab, der zwischen einem Steinblock auf dem Abflussdeckel und der Zimmerdecke einklemmt ist, von dem Kampf gegen die Springbrunnen. Zwar habe der Wasserstand mithilfe der Pumpen niedrig gehalten werden können, dafür klettert die Feuchtigkeit sichtbar an den Wänden etwa einen halben Meter nach oben. „Nach dem Pfingsthochwasser 1999 brauchten wir Monate, bis wir die Schimmelsporen professionell beseitigt hatten und der Maler den Keller wieder auf Vordermann brachte.“ Diese Sorge treibt das Paar auch nach diesem Hochwasser um. „Aber den Kopf in den Sand stecken, bringt sowieso nichts.“ Es werde zwar noch Monate dauern, bis die Schäden behoben sind, „nur den Humor darf man sich nicht nehmen lassen“.
Jörg Hoffmann und seine Nachbarn am Streugraben hat es wohl mit den Bewohnern der Graf-von-Deuring-Straße am heftigsten getroffen. Er steht neben einer großen Pfütze vor seinem Haus und erzählt: „Damit hatte keiner gerechnet. Der Grundwasserspiegel stieg von Sonntag auf Montag rapide an. Wir haben bei der Bürger-Hotline angerufen, dass wir Dixiklos brauchen. Die haben dann vier Stück geliefert.“ Noch immer stehe das Grundwasser 60 Zentimeter über Bodenplattenniveau.
![Eine Dieselpumpe in der Herbststraße pumpt zur Entlastung das Wasser aus der Kanalisation in den Schmiedgraben. Eine Dieselpumpe in der Herbststraße pumpt zur Entlastung das Wasser aus der Kanalisation in den Schmiedgraben.](https://www.augsburger-allgemeine.de/resources/1715673836705-1/ver1-0/img/placeholder/16x9.png)
Bei allem Ärger über die plötzlich hereinbrechenden Wassermassen betont Hoffmann, wie gut die Kommunikation mit dem Bürgertelefon und der Feuerwehr gelaufen sei. „Wenn wir angerufen haben, haben die sich erkundigt und uns direkt zurückgerufen. Die haben auch sofort jemanden geschickt, um sich die Situation hier in der Straße anzuschauen.“ Feuerwehrkräfte aus Aschaffenburg hätten die Lage in Augenschein genommen. Dass die Familie hier tatsächlich das Dixiklo benutzen muss, störe ihn dabei gar nicht so sehr. Duschen könne er im Fitnessstudio oder bei Familie und Freunden weiter oben im Ort. „Ich bin Campen gewohnt“, sagt er, bevor er wieder im Haus verschwindet, um den Wasserpegel im Auge zu behalten.
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