Startseite
Icon Pfeil nach unten
Friedberg
Icon Pfeil nach unten

Friedberg: Städtischer Wohnblock in Friedberg ist marode: Mieter müssen raus

Friedberg

Städtischer Wohnblock in Friedberg ist marode: Mieter müssen raus

    • |
    Die Standsicherheit des städtischen Wohnblocks an der Hermann-Löns-Straße 19 und 21 ist gefährdet. Wie geht es mit dem Gebäude weiter?
    Die Standsicherheit des städtischen Wohnblocks an der Hermann-Löns-Straße 19 und 21 ist gefährdet. Wie geht es mit dem Gebäude weiter? Foto: Kim Kreissl

    Fast 70 Jahre hat der städtische Wohnblock an der Hermann-Löns-Straße 19 und 21 auf dem Buckel. Jetzt stellt sich die Frage: sanieren oder abreißen und neu bauen? Grund für diese im Bauausschuss des Friedberger Stadtrats geführte Diskussion sind die erheblichen Schäden an dem Haus, deretwegen die Standsicherheit mittelfristig nicht mehr garantiert ist. Bis zum Herbst sollen darum alle verbliebenen Mieter in andere Häuser der Stadt umziehen. 

    Zutage kam der schlechte Zustand, als die Wohnung im vergangenen Jahr nach dem Auszug eines Mieters renoviert und die Holzverkleidung an der Decke beseitigt wurde. Weil sich an der Decke tiefe Risse zeigten, wurde ein Statiker hinzugezogen. Die weitere Untersuchung ergab, dass sämtliche Decken bei einer Spannweite von 4,60 Metern bis zu vier Zentimeter durchhängen. Bewegt sich ein Mensch im darüberliegenden Stockwerk, vibrieren die Decken, aus den Rissen fällt Schmutz. Eine unmittelbare Gefahr besteht laut Gutachter Fabio di Valentin zwar nicht, dennoch muss gehandelt werden.

    Decke im städtischen Wohnblock ist nicht zu sanieren

    Das Problem in diesem Fall: Es handelt sich um eine sogenannte Stahlsteindecke, die aus mehreren Komponenten besteht. Stahlbeton-Fertigbalken werden dabei mit Hohlsteinen und Füllbeton kombiniert und mit einem Gussestrich versehen. Davon gab es zur damaligen Zeit rund 4000 patentierte Systeme - doch welche in Friedberg verbaut wurde, lässt sich heute nicht mehr feststellen, sodass eine Reparatur schwierig ist. 

    Als Sicherungsmaßnahme könnten unter allen Decken Stahlträger eingezogen werden, die zwar die Standsicherheit erhöhen, die Durchbiegung aber nicht beheben. Weitere Nachteile sind der schlechte Schallschutz und eine um 20 Zentimeter geringere Raumhöhe. 

    Ein zusätzliches Dachgeschoss schafft neuen Wohnraum

    Als Sanierungsvariante stellten Gutachter di Valentin und Architekt Thomas Hirschbeck eine Komplettentkernung des Gebäudes vor. Auf diese Weise könnte die 2006 energetisch sanierte Fassade samt der neuen Fenster erhalten werden. Im Inneren würden neue Decken eingezogen und ein zusätzliches Vollgeschoss in Holzbauweise statt des derzeitigen Dachgeschosses errichtet werden. Die dritte Möglichkeit ist ein Komplettabriss samt barrierefreiem Neubau nach aktuellen Standards. 

    Mit 135.000 Euro wären die Stahlträger zwar die günstigste Lösung, doch Gutachter di Valentin riet davon ab. Die Kosten für Variante zwei mit Entkernung und Aufstockung bezifferte er auf rund 2,1 Millionen Euro, von denen etwa ein Drittel als staatlicher Zuschuss fließen dürfte. Dafür stünde künftig knapp 50 Prozent mehr Wohnraum - fast 900 statt bisher 600 Quadratmeter - zur Verfügung. Ein Neubau könnte sogar ein Plus von 75 Prozent bei der Wohnfläche bringen, ist aber auch die teuerste Lösung. Von 6,5 Millionen Euro Gesamtkosten müsste die Stadt wohl 4,1 Millionen selbst tragen. 

    Nachfrage nach Stadtwohnungen in Friedberg steigt

    Bürgermeister Roland Eichmann (SPD) wies darauf hin, dass Wohnbaudarlehen, die über die Mieten refinanziert werden, nicht in die Beurteilung des Schuldenstands durch die Rechtsaufsicht einfließen. Nach seinen Worten ist außerdem die Nachfrage nach städtischen Wohnungen gestiegen: Waren es in der Vergangenheit immer unter 100 Vormerkungen, sei diese Marke inzwischen deutlich überschritten. Claudia Eser-Schuberth (Grüne) sprach von einem guten, stadtnahen Wohnraum und befürwortete die Variante zwei. Thomas Kleist (CSU) bat, angesichts der Haushaltssituation der Stadt den Verkauf an einen Investor zu prüfen, der dort wieder Sozialwohnungen errichtet.

    Für Kleist stellte sich außerdem die Frage, ob die Risse nicht durch den Bau der neuen Vinzenz-Pallotti-Schule verursacht worden sein könnten. Das schließt der Statiker anhand des Schadensbildes jedoch definitiv aus. Auch ist es an keinem anderen Gebäude in der Nachbarschaft des Schulhauses zu solchen Schäden gekommen. 

    Friedberger Bauausschuss berät Ende Mai erneut

    Eine Entscheidung fiel im Bauausschuss noch nicht. Zunächst sollen die Fraktionen das Thema diskutieren, das dann in der nächsten Sitzung Ende Mai wieder auf die Tagesordnung kommt. 

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden