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Friedberg-St. Afra: Diese Geschichte steckt hinter der Wallfahrtskirche St. Afra im Felde

Friedberg-St. Afra

Diese Geschichte steckt hinter der Wallfahrtskirche St. Afra im Felde

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    So sieht die Kirche St. Afra im Felde heute aus.
    So sieht die Kirche St. Afra im Felde heute aus. Foto: Archiv Raab

    Die Sanierung der Wallfahrtskirche St. Afra im Felde steht nach drei Jahren Arbeit kurz vor dem Abschluss. Am 14. September begeht die Friedberger Stadtpfarrei St. Jakob mit der traditionellen Afra-Wallfahrt und einem feierlichen Pontifikalamt mit Bischof Dr. Bertram Meier die Wiedereröffnung. Die Geschichte der Kirche reicht weit zurück - und steckt voller Wendungen.

    Afra erlitt der Überlieferung nach wegen ihrer Weigerung, dem christlichen Glauben abzuschwören und den römischen Göttern zu opfern, im Jahre 304 unter Kaiser Diokletian auf einer Lechinsel das Martyrium auf dem Scheiterhaufen. Seit dem Mittelalter ist die Hinrichtungsstätte der Diözesanheiligen ein Ort der Verehrung.

    Die Kirche auf einem Plan aus dem Jahr 1571.
    Die Kirche auf einem Plan aus dem Jahr 1571. Foto: Archiv Raab

    Am Martyriumsort der heiligen Afra war im Mittelalter, urkundlich ab der Mitte des 12. Jahrhunderts, eine Siedlung Lechfelderkirch oder Lechfelderdorf mit einer Kirche als Keimzelle entstanden. Sie lag im Bereich der Grundherrschaft des Klosters St. Ulrich und Afra in Augsburg. Für die Kirche wurde am 1169 eine eigene Priesterstelle urkundlich bestätigt. Am Nikolaustag 1350 wird zu „S. Afren capell zu Leccfelter Kirchen“ ein Afra-Patrozinium fassbar. In den Jahren 1495 und 1496 hören wir vom Bau einer neuen Kirche. Doch diese Kirche wurde 1632 durch die Schweden verwüstet.

    Heutige Kirche St. Afra entstand zu Beginn des 18. Jahrhunderts

    1704 sollte das 1400-jährige Gedächtnis des Martyriums der hl. Afra würdig gefeiert werden. Doch die Kapelle auf dem Lechfeld lag seit ihrer Zerstörung im Dreißigjährigen Krieg verödet da. Abt Willibald Popp (1694–1735) vom Kloster St. Ulrich und Afra in Augsburg nahm das Jubiläum zum Anlass, bereits im Jahr 1701 mit einem Kirchenneubau zu beginnen. Ab Ende dieses Jahes ging es mit dem Neubau der Kirche richtig los. Der Rohbau war 1703 im Wesentlichen vollendet. Da zwang der Spanische Erbfolgekrieg (1701–1714) die Verantwortlichen dazu, die Arbeiten einzustellen.

    Ein Plan aus dem Jahre 1768 zeigt, wie die Kirche 1812 ausgesehen hat.
    Ein Plan aus dem Jahre 1768 zeigt, wie die Kirche 1812 ausgesehen hat. Foto: Archiv Raab

    Doch Abt Willibald wollte sein Werk vollendet wissen. 1709 endlich hatten sich die Zeiten so weit gebessert, dass das Kloster den Weiterbau in Angriff nehmen konnte. So war St. Afra im Felde zwar nicht zum Afrajubiläum fertig geworden, aber doch zum 700-jährigen Stiftsjubiläum von St. Ulrich und Afra.

    Friedberger Kirche: St. Afra im Felde war einst ein Munitionslager

    Die Säkularisation von 1803 machte auch am Kloster St. Ulrich und Afra in Augsburg nicht Halt. Das Kloster wurde samt allen Besitztümern, darunter auch St. Afra im Felde, vom Staat eingezogen. Dieser machte aus der Kirche ab 1807 ein Munitionslager. Am 29. Mai 1807 wurde die Kirche zur Demolierung freigegeben. Sämtliche Fenster wurden zugemauert und alles Inventar entfernt. Das Kircheninnere wurde mit schweren Holzstockwerken und einem Lastenaufzug in der Mitte verbaut. Nordöstlich der Kirche entstand ein Laboratorium zur Granatenherstellung. Die Revolution von 1848 wie auch die Gefahr eines Blitzschlags, bei denen die Gefahr einer Explosion wie auf dem Oberwiesenfeld bei München 1835 bestand, veranlassten die Behörden, über eine neue Nutzung nachzudenken. Das Pulver wurde 1876 nach Ingolstadt und Lagerlechfeld verlagert. Dann wollte der Staat „das alte Gerümpel“ loswerden. Ein neuer Besitzer wurde gesucht.

    So sah der Innenraum der Kirche vor 1900 aus.
    So sah der Innenraum der Kirche vor 1900 aus. Foto: Archiv Raab

    Bei einer Versteigerung kauften zwei evangelische Brüder aus Lechhausen das Bauwerk. Wallfahrtsdirektor Alois Melcher von Herrgottsruh war der Meinung, dass die ehemalige Kirche nicht in fremde Hände gelangen dürfte. Er konnte die staatlichen Stellen davon überzeugen, dass der Bau als Kirche eine Vorrangstellung habe. Er kam zu einer Übereinstimmung mit den Brüdern und kaufte für 15.000 Mark die Kirche. Am 20. Mai 1877 begann die Wiederherstellung der Kirche, die sich in einem erbärmlichen Zustand befand.

    Zuerst ließ Melcher sechs der ursprünglich 16 Fenster, die alle zugemauert waren, wieder öffnen. Decke, Stuck, Gesimse und Böden wurden renoviert. Wohin 1807 die gesamte Ausstattung gekommen war, konnte nicht mehr ermittelt werden. Neue Kirchenstühle und neue Glocken wurden angeschafft. Altäre wurden in der Mayerschen Kunstanstalt in München bestellt. 1879 wurden an den Kirchenwänden zwölf lebensgroße, farbig gefasste Apostelfiguren und über der Rosette der Rückwand eine Christus-Statue als Salvator mundi, angebracht. Wie die drei Altäre kamen sie von der Mayerschen Kunstanstalt aus München. Kurz vor seinem Tod übergab Melcher die Kirche 1890 dem Bischöflichen Stuhl in Augsburg.

    Bei der Purifizierung im Jahr 1964 wurden die Apostel weggebracht.
    Bei der Purifizierung im Jahr 1964 wurden die Apostel weggebracht. Foto: Archiv Raab

    Das 1600-jährige Jubiläum des Martyriums der hl. Afra wurde 1904 feierlich begangen. 1928 war eine Restaurierung fällig, die beabsichtigte Restaurierung 1964 wurde zu einer Purifizierung der Kirche. Zunächst einmal wurde alles, was beweglich war, aus der Kirche entfernt und vor die Türe gestellt. Es war die gesamte neubarocke Einrichtung der Jahre 1877 bis 1879. Die Altäre kamen sofort unter die Kreissäge und wurden zu kleinen verbrennbaren Stücken zersägt.

    Am 7. August 1964, dem Afra-Gedenktag, fand die Altarweihe der renovierten und purifizierten Kirche statt. Hinter dem Marmoraltar steht die neue Afraskulptur, geschaffen vom Weßlinger Bildhauer Georg Chorherr (1905–1999) und gefasst vom Augsburger Kirchenmaler Georg Hatzelmann. Es zeigt Afra, umgeben von Flammen, die jedoch ihren Körper nicht berühren.

    Friedberger Bürger retten Teile der Wallfahrtskirche

    Georg Steinhardt und Werner Schapfl retteten die Afragruppe des Hochaltars vor der Kreissäge. Werner Schapfl bewahrte die Afradarstellung – wenn auch mit Kreissägespuren und ohne Baum – fast 10 Jahre lang in seinem Keller auf, bis sie 1973 die Stadt Friedberg ins Museum bringen ließ. Einige Engel fanden den Weg zu Privatleuten. Die lebensgroßen Apostelfiguren der Seitenwände kamen nicht unter die Kreissäge, da sie aus festem Material waren. Beherzte Bürger aus St. Afra brachten sie ins Depot des Friedberger Heimatmuseums unter dem Dach des Schlosses. Dort standen sie, viele Jahre unerkannt, herum.

    Die Apostel wurden aus dem Dachboden des Schlosses zurückgeholt.
    Die Apostel wurden aus dem Dachboden des Schlosses zurückgeholt. Foto: Archiv Raab

    Das Afrajubiläum 2004 wurde nach umfangreichen Sanierungsarbeiten in der Wallfahrtskirche St. Afra im Felde mit einer Festwoche gefeiert. Für eine Ausstellung in der Kirche ließen Gabriele und Hubert Raab die zwölf Apostel vom Museum zurückholen und im Chorraum aufstellen. In einer Umfrage befürworteten die Kirchenbesucher von St. Afra den Verbleib der Apostel in der Kirche. Mesner Karl Ritter renovierte sie und ließ sie zusammen mit dem Salvator mundi in einer Übung des Technischen Hilfswerks wieder an den Wänden anbringen. Nach alten Fotos konnte ihr alter Standort genau ermittelt werden. Und dort werden sie auch in Zukunft hängen.

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