Im Jahr 1908 wurde in Ottmaring eine Genossenschaft gegründet, um eine örtliche Wasserversorgung in die Wege zu leiten. Als eigenständiger Verband versorgt der Wasserbeschaffungsverband (WBV) bis heute die Ortsteile Ottmaring, Rederzhausen und Hügelshart mit Trinkwasser. Aufgrund der Energiekrise entschloss sich die Gemeinschaft für einen ungewöhnlichen Schritt: eine Solaranlage am Wasserturm.
Eine hervorragende Wasserqualität, günstige Verbrauchspreise, schnelle unbürokratische Handlungsfähigkeit und große Akzeptanz seitens der Mitglieder seien ihre Merkmale, betont die Genossenschaft stolz. Alle einschlägigen Vorschriften würden erfüllt, die Ausstattung sei auf neuestem Stand und übersteige in mancher Hinsicht sogar das geforderte Maß. So könne die Trinkwasserversorgung zum Beispiel auch bei Stromausfall gewährleistet werden, eine weitgehende Eigenversorgung mit Energie stellte nun aber eine neue Herausforderung dar.
So kam es zu der Solaranlage am Wasserturm von Friedberg-Ottmaring
In den letzten Jahren stiegen die Strompreise stark an, eine eigene solarbetriebene Energieversorgung wurde deshalb wirtschaftlich interessant. Für eine jährliche Fördermenge von 136.000 Kubikmeter Wasser werden 68.000 Kilowattstunden Strom zu einem Preis von derzeit über 26.000 Euro benötigt. Bei der Mitgliederversammlung erhielt die Vorstandschaft daher den Auftrag für die Planung und die Befugnis zur Realisierung eines besonderen Projekts: die Installation einer Solaranlage am Wasserturm von Ottmaring. Ein ansprechender optischer Eindruck, Baumbewuchs im Westen, der runde Querschnitt des Turms und dessen Verjüngung nach oben stellten das Team vor besondere Herausforderungen. Ebenso war für das Projekt eine statische Berechnung einzuholen.
Dank der Initiative des Vorsitzenden Michael Gail und des Arbeitseinsatzes von Wasserwarts Martin Späth, der auch die Aufgaben und Termine koordinierte, konnte das Vorhaben innerhalb von wenigen Monate realisiert werden. Die Ausbesserung der Fassade und ein neuer Anstrich standen ohnehin an, so konnte das dafür notwendige Gerüst auch gleich für die Montage mitbenutzt werden. Das beste Preis-Leistungs-Verhältnis bot die Firma Opus Trinkl+Trinkl GmbH mit dem Know-how, das Projekt auch in die Anlagensteuerung und Überwachung einzubinden und im vorgegebenen Zeitrahmen liefern zu können.
Mittlerweile ist die neue Anlage in Betrieb und die bisherigen Ergebnisse bestätigen die Erwartungen. Der durchschnittliche tägliche Energiebedarf liegt bei 186 Kilowattstunden, als bisherige Spitze konnten 208 kWh Strom am Tag erzeugt werden. Die Verbrauchsgebühren sind um den Faktor fünf höher als die Einspeiseerlöse, wirtschaftlich ist daher ein möglichst hoher Anteil des Eigenverbrauchs.
Da die maximale Sonneneinstrahlung und die Spitzen beim Wasserverbrauch nicht korrelieren und nach Sonnenuntergang ebenfalls Energie benötigt wird, ist ein ausreichend großer Batteriespeicher unumgänglich. Zusätzlich sorgt eine optimale Auslegung der Software dafür, das Zeitfenster für die Befüllung des Turmbehälters weitgehend in die Sonnenstunden zu legen. Bedingt durch die kreisförmige Anordnung der Solarmodule werden jeweils nur etwa 60 Prozent der Fläche angestrahlt, dafür aber von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang. Der Turm ist nur an der Ost-, Süd- und Westseite mit Modulen bestückt.
144 Solarpanels am Wasserturm
Soweit es sinnvoll und technisch möglich war, wurden je elf Module senkrecht übereinander montiert. Insgesamt befinden sich 144 Solarpanels an der Fassade. Immer 24 davon werden in Reihe zu einem Strang zusammengefasst, wobei jedes Modul mit einem Leistungsoptimierer verschaltet ist, um auch bei Teilbeschattung eine optimale Wirkung zu erzielen. Es wird mit einer Ausbeute von bis zu 40 KW gerechnet. Durch einen Batteriespeicher von 102 kWh steht die tagsüber erzeugte Energie über 24 Stunden zu Verfügung, wobei eine Leistungsentnahme bis zu 50 kW möglich ist.
Der neue Anblick ist futuristisch. Bisher waren der Genossenschaft zufolge jedoch keine kritischen Stimmen zu vernehmen. (AZ)
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