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Friedberg: Kirchenmusiker Roland Plomer tritt kürzer, bleibt aber der Musik verbunden

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Kirchenmusiker Roland Plomer tritt kürzer, bleibt aber der Musik verbunden

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    Der Friedberger Kirchenmusiker Roland Plomer wird im kommenden Jahr kürzertreten.
    Der Friedberger Kirchenmusiker Roland Plomer wird im kommenden Jahr kürzertreten. Foto: Lara Bolz

    Roland Plomer lebt für die Musik. Angefangen hat er mit der klassischen Kirchenmusik und im Laufe der Jahre sein Spektrum vergrößert. "Was mich antreibt, ist das Finden von neuen Gebieten", erzählt er. Kommendes Jahr feiert Plomer seinen 72. Geburtstag. Für ihn ist es nun an der Zeit, Verantwortungsbereiche abzugeben. 

    Angefangen hat alles in Plomers Elternhaus in Mallersdorf. "Meine Eltern spielten keine Instrumente. Meine Mutter hatte nur gesungen und viel Wert darauf gelegt, dass wir Kinder musizieren", erzählt Plomer. Mit zehn Jahren begann er zu orgeln. Vorerst ohne die Füße zu benutzen, denn der kleine Roland hatte noch zu kurze Beine. In Regensburg studierte er Kirchenmusik und nach Ableisten des Wehrdienstes verschlug es ihn nach St. Jakob in Friedberg. Warum ausgerechnet hierher? "Ich glaube, wegen der kulturellen Möglichkeiten. Die Nähe zu Augsburg oder München. Selbst in Salzburg ist man schnell", antwortet Plomer.

    Roland Plomer gibt Aufgaben ab

    20 Jahre arbeitet er in der Stadtpfarrkirche. Dann wird es für ihn Zeit, andere Wege einzuschlagen. Viele Jahre spielte er "Musik im Stile der Comedian Harmonists" und arbeitete im Jazz mit der professionellen Sängerin Alexandrina Simeon. "Dieser breite musikalische Horizont beeinflusste natürlich auch meine Musik. Bedingt dadurch fanden und finden viele Konzerte in Herrgottsruh statt, wie zum Beispiel das diesjährige Silvesterkonzert", so Plomer. Weiterhin orgelte Plomer jeden Sonntag in der Wallfahrtskirche Herrgottsruh. 

    Das Ausprobieren neuer Musikrichtungen ist ihm besonders wichtig. "Wir leben in einem Zeitalter, in dem Rhythmus dominiert", erklärt er. Melancholische langsame Kirchenmusik kommt vor allem bei jungen Leuten nicht mehr so gut an. Darum wird auch das Silvesterkonzert nicht nur mit klassischen Instrumenten gespielt. Es werden Instrumente wie Saxofon, Schlagzeug und Klarinette dabei sein. Plomers Konzerte haben ihre Fans – das ist seine Belohnung, wie er sagt. Selber komponieren wollte er nie. Ihm reicht es, wenn er auf der Orgel improvisiert. Dabei kann er seine Gedanken schweifen lassen und die Melodien genießen. "Das ist wie lesen. Wenn man einen Fachartikel liest, muss man sich anstrengen. Aber wenn man einen Lieblingsroman liest, dann kann man abtauchen", beschreibt der Musiker. 

    Stern über Bethlehem kommt nach Friedberg

    Die Weihnachtszeit ist eine Hochzeit für die Kirchenmusik. Für Plomer ist es dieses Jahr etwas ganz Besonderes: Er will die Weihnachtsgeschichte musikalisch gestalten und hat ein Projekt ins Leben gerufen. "Letztes Jahr habe ich in Salzburg das Stück 'Stern über Bethlehem' gesehen und möchte das in Abänderung nach Friedberg bringen", so Plomer. Das Verbinden von Musik und Theater mit vorgegebenem Text soll seine letzte große Herausforderung werden. Unterstützung erhält er von vielen Seiten. 

    Auch im familiären Umfeld ist Musik ein Thema. Seine beiden Brüder waren Rektoren an Schulen mit musikalischem Schwerpunkt, und Plomers Ehefrau war Musiklehrerin an der Theresia-Gerhardinger-Grundschule. "Meine Tochter singt im Chor und mein Sohn spielt Saxofon. Und die Enkel werden auch mit Musik aufwachsen", sagt Plomer. Doch Zeit für viel Musizieren im privaten Rahmen hat er nicht. "Ich habe mir das früher auch immer anders vorgestellt. Eine Utopie, wie sich herausstellte. Die private Musik kommt einfach zu kurz. Aber vielleicht wird das jetzt anders." 

    Roland Plomer vor neuem Lebensabschnitt

    Die Entscheidung zum Kürzertreten wurde maßgeblich von einem tragischen Ereignis beeinflusst. Vor fünf Monaten verstarb Plomers Bruder Manfred durch plötzlichen Herztod im Alter von 68 Jahren. "Da habe ich mir dann wirklich überlegt, ob ich in meinem Alter noch ganz vorne mitspielen muss", sagt Plomer. Denn der Beruf des Musikers ist mit viel Verantwortung und nervlicher Anstrengung verbunden. Plomer sieht den Zeitpunkt für ein Ende. "Ich muss ja nicht mehr jeden Tag einen Marathon laufen", witzelt er. Denn eine Aufführung sei jedes Mal wie ein Marathonlauf. Deshalb wird er die organisatorische, wirtschaftliche und musikalische Leitung abgeben, aber weiterhin im Kollektiv in der Musik mitmischen. 

    Vor einem neuen Lebensabschnitt kommen natürlich auch die Zweifel. "Ein bisschen Angst habe ich schon, dass es jetzt eintöniger wird in meinem Leben", sagt er. Aber gemeinsam mit seiner Frau wird er wieder mehr mit dem Fahrrad auf Reisen gehen. Rückblickend auf seine musikalische Zeit kann er aber sagen: "Ich würde alles wieder so machen!"

    Info: Das Konzert "Stern über Bethlehem" findet am 16. und 17. Dezember um 16 Uhr in der Friedberger Wallfahrtskirche Herrgottsruh statt. Karten gibt bei den Buchhandlungen Gerblinger und Lesenswert in Friedberg sowie durch postalische Versendung bei Roland Plomer, Telefon 0821/607761 oder E-Mail roland.plomer@gmx.de. 

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