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Friedberg-Rinnenthal: Wanderung auf den Spuren des Dreißigjährigen Krieges

Friedberg-Rinnenthal

Wanderung auf den Spuren des Dreißigjährigen Krieges

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    Die Wanderung im Landmannsdorfer Forst bei Friedberg-Rinnenthal führt zu Stätten, an denen der Dreißigjährige Krieg wütete.
    Die Wanderung im Landmannsdorfer Forst bei Friedberg-Rinnenthal führt zu Stätten, an denen der Dreißigjährige Krieg wütete. Foto: Hubert Raab

    Als Religionskrieg begonnen, entarteten mit dem Eintritt Frankreichs und Schwedens die Kriegshandlungen des Dreißigjährigen Kriegs zu nicht vorstellbaren Brutalitäten und unmenschlichen Grausamkeiten. Das Wittelsbacher Land gehörte zu den am schwersten getroffenen Gebieten im gesamten Kurfürstentum Bayern. Es traf auch Friedberg und einen Hof, der im Wald verborgen lag - vermeintlich in Sicherheit.

    Friedberger flohen nach Rinnenthal

    Die Spuren des Dreißigjährigen Krieges sind nur noch selten sichtbar, aber als grausame Bilder in der Überlieferung vorhanden, wie die nachstehende Sage erzählt. „Wie der Ulrichshof bei Rinnenthal unterging: Es brauste ein grausiger Krieg durchs Land. Bis man‘s sich richtig versah, saß der Schwede in Augsburg und zog über Friedberg bren­nend, mordend und raubend nach Osten.

    Friedberger kamen nach Rinnenthal und schrieen: „Lauf­ts, Leute, laufts, der Schwed ist da!“ Der Bürgermeister ließ gleich Sturm läuten. Die Dörfler rissen die Wagen aus den Stadeln. Die Weiber holten aus den Häusern, was ihnen in der Aufregung gerade in die Hände fiel, und ab ging‘s in den Wald zum Kreuth, wo sie sich verborgen fühlten. Als sie beim Ulrichsbauern auf dem holprigen Weg vorbeikamen, riss der verwundert seine Augen auf und meinte, als der Bürgermeister schrie, der Schwed wäre da: „Mein Hof liegt mitten im Wald und ist so versteckt, dass ihn kei­ner findet.“

    Dieses Marterl erinnert an ein Unglück im vergangenen Jahrhundert.
    Dieses Marterl erinnert an ein Unglück im vergangenen Jahrhundert. Foto: Hubert Raab

    So um Mitternacht schlug der Hund an und riss an der Kette. Er jaulte kurz auf, und dann war wieder Stille. Plötzlich dröhnten Kolbenschläge an der Tür und man hörte grölende Stimmen in einer fremden Sprache; auch eine deutsche Stimme war darunter: „Aufmachen! He, aufmachen! Wird‘s bald?“ Der Bauer sprang aus dem Bett in die Hose und rannte mit dem Beil an die Haustüre, wo der Knecht schon mit der Mistgabel lauerte. Da brach durch die Hiebe die Tür ein. Als der Ulrichsbauer zum Schlag ausholen wollte, traf ihn eine Kugel in den Kopf, und dem Knecht spaltete eine Hellebarde den Schädel. Dann ging‘s in die Stube und in die Kammern. Man hörte noch ein paar gellende Schreie, dann war wieder Stille wie vorher. Nur eine Pechfackel griff noch ins Strohdach, und vom Hof blieb nur ein Steinhaufen übrig.

    Der Hüterbub allerdings, der im Rossstall geschlafen hatte, roch Lunte, kroch durchs Fenster und rettete sich zu den Rinnenthalern im Kreuth, wo sie von den Feinden nicht gefunden wurden.“

    Wanderung zu Schauplätzen des Dreißigjährigen Krieges: Die Route

    Die Entdeckertour führt zu den überlieferten Schauplätzen dieser Zeit. Von der Verbindungsstraße Harthausen-Rinnenthal zweigt vor Rinnenthal ein Feldweg in den Landmannsdorfer Forst ab. Knapp innerhalb des Waldrands findet sich ein kleiner Parkplatz. Hier beginnt die Wanderung.

    Nach links (Norden) wandern Spaziergänger leicht aufwärts. Auf der Höhe angekommen, geht es nach links weiter. Nach einer engen Kurve verläuft der Weg nun nach Nordosten und gelangt nach einiger Zeit ins Tal hinunter, wo man links abbiegt und an den Waldrand kommt. Hier wenden Wanderer sich nach rechts, wieder in den Wald hinein, bei der folgenden Gabelung wieder rechts.

    An einem Bildstock des mit 28 Jahren am 29. Oktober 1936 beim Langholzabfahren verunglückten Josef Pradl vorbei geht es wenig später steil bergauf. Auf der Höhe stoßen Spaziergänger auf einen quer verlaufenden Waldweg. Sie wenden sich nach links und stoßen wenig später auf eine Vierfachkreuzung. Hier wandern sie nach rechts weiter. Nach etwa 350 Metern zweigt nach rechts ein Waldweg ab, der wenig später zu einer freien Fläche führt, die heute halb Acker, halb Wiese ist.

    Im Krieg verbargen Menschen sich und ihre Tiere auf der Kreuthwiese im Wald vor feindlichen Soldaten.
    Im Krieg verbargen Menschen sich und ihre Tiere auf der Kreuthwiese im Wald vor feindlichen Soldaten. Foto: Hubert Raab

    Es ist die Kreuthwiese, von der auch Küppers im Heimatbuch von Eurasburg schreibt: „In den Kriegswirren des Schwedenkrieges […] zogen die Rehrosbacher ins Kreuth im Landmannsdorfer Forst samt Herde und Habe und hielten sich dort auf. Das Kreuth ist heute noch eine von Staatswaldung umgebene Waldwiese von einigen Hektar Fläche und liegt sehr abgelegen von der Staatsstraße gegen Paar zu. Man findet dort noch eine Wasserstelle, die von Flüchtlingen wie dem Vieh Wasservorrat besorgte. Die Bewohner wurden dort inmitten der urwaldähnlichen Waldungen nicht aufgespürt.“

    Spaziergänge folgen nun immer diesem langsam kurvig ins Tal führenden Weg und kommen bald aus dem Wald hinaus. Bei der Kreuzung gehen sie geradeaus weiter. Der Weg steigt vorbei an einer kleinen Materialgrube wieder bis zum Waldrand an, wo sie links abbiegen und hinunter zur AIC 22 gehen. Aus Sicherheitsgründen haben sie den kleinen Umweg gemacht, damit sie jetzt nur ca. 125 Meter nach rechts zum hier nach rechts abbiegenden Feldweg wandern müssen.

    Dieser steigt nun wieder zum Wald an, in dem wir uns bei der folgenden Kreuzung nach links wenden. Wieder leicht bergab erreichen wir den Ausgangspunkt. Bei der letzten Linkskurve soll zwischen Weg und Waldrand mit großer Wahrscheinlichkeit der zu Anfang in der Sage genannte Ulrichshof mit dem Ulrichsbrunnen gestanden sein.

    Wegstrecke: ca. 5,7 Kilometer

    Das Buch

    Diese Wanderung ist dem Buch „Sonntagswandern im Wittelsbacher Land“ von Gabriele und Dr. Hubert Raab entnommen. Preis 24,80 Euro, 190 Seiten, erschienen im Wißner-Verlag, Verkauf über die Buchhandlungen in Aichach (Rupprecht), Friedberg (lesenswert) und Mering (Platzbecker) sowie über das Landratsamt Aichach-Friedberg.

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