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Friedberg-Rinnenthal: Ortsentwicklung: Wie sieht Rinnenthal in 20 Jahren aus?

Friedberg-Rinnenthal

Ortsentwicklung: Wie sieht Rinnenthal in 20 Jahren aus?

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    In Rinnenthal sollen sowohl Baulücken geschlossen wie auch Neubauflächen ausgewiesen werden.
    In Rinnenthal sollen sowohl Baulücken geschlossen wie auch Neubauflächen ausgewiesen werden. Foto: Matthias Stegmeir (Archivfoto)

    Wie sieht die Zukunft von Rinnenthal aus? Mit dieser Frage haben sich verschiedene Arbeitsgruppen im Stadtteil in den zurückliegenden Jahren beschäftigt. Herausgekommen ist ein fast 100 Seiten starkes Konzept, das die Bedürfnisse und Möglichkeiten auflistet. Jetzt wurde es im Planungsausschuss des Friedberger Stadtrats vorgestellt - samt Empfehlungen der Verwaltung, was aus diesem umfangreichen Kompendium angepackt werden kann.

    Christian Pfundmair vom Team des Ortsentwicklungskonzepts (OEK) erläuterte im Ausschuss die wesentlichen Punkte. Derzeit leben rund 830 Menschen in Rinnenthal. Es sei davon auszugehen, dass die Einwohnerzahl - wie in ganz Bayern - in den nächsten 15 Jahren stagniere oder sogar sinke. Der Altersdurchschnitt der Rinnenthaler liege über dem bayerischen Durchschnitt. Bis 2035 werden die 60- und 70-Jährigen zu den zahlenmäßig stärksten Jahrgängen gehören.

    Unter dem Motto "Gern daheim" entwickeln die Rinnenthaler Zukunftspläne für ihren Ort.
    Unter dem Motto "Gern daheim" entwickeln die Rinnenthaler Zukunftspläne für ihren Ort. Foto: Matthias Stegmeir (Archiv)

    Um diesem Trend entgegenzuwirken, schlägt der OEK-Arbeitskreis "Ortsbild, öffentlicher Raum, Bauen und Verkehr" sowohl eine Entwicklung im Innenort wie auch die Ausweisung von Neubauflächen vor. Nach der Erhebung des Arbeitskreises gibt es im Dorf 68 Grundstücke und Baulücken, auf denen eine Nachverdichtung möglich ist. Um dieses Potenzial zu nutzen, schlägt der Arbeitskreis den Aufbau eines kommunalen Flächenmanagements, Infoveranstaltungen zur Bewusstseinsbildung und Beratung für Eigentümer vor. 82 Einfamilienhäuser in Rinnenthal werden derzeit nur von einer oder zwei Personen bewohnt. Der Arbeitskreis sieht hier die Chance, Mehrgenerationen- und Seniorenprojekte zu schaffen, wenn es eine entsprechende Beratung und Förderung gibt.

    Ein Neubaugebiet für Rinnenthal?

    Eine Umfrage unter den Bewohnern von Rinnenthal, Griesmühle, Gagers und Bestihof ergab im Mai 2020, dass 31 Haushalte in den nächsten Jahren gerne ein Baugrundstück kaufen würden. Nach Schätzungen des Arbeitskreises dürften damit bis 2040 rund 50 zusätzliche Wohneinheiten notwendig sein. Allein mit Nachverdichtung werde dieser Bedarf nicht zu decken sein. Drei Eigentümer größerer Flächen sind auch bereit, diese als Bauland zu entwickeln.

    Weitere Themen aus Rinnenthaler Sicht sind die Neugestaltung und Aufwertung des Straßenraums und der Ortsmitte, Grün- und Freiflächen im Ortskern, innerörtliche Fußwegverbindungen und Gestaltungsempfehlungen für Neubauten. Auch der Wunsch nach öffentlichen Parkplätzen und einer öffentlichen Toilette wird genannt.

    Stadträte loben Arbeit der Rinnenthaler

    Voll des Lobes waren die Stadträte für die Arbeit der Rinnenthaler. Claudia Eser-Schuberth (Grüne) sprach von hoher Professionalität und Detailschärfe. Thomas Kleist (CSU) bescheinigte ihnen eine Vorreiterrolle für andere Stadtteile. Das Rinnenthaler Ortsentwicklungskonzept habe Pilotcharakter für andere Stadtteile, sagte Ulrike Sasse-Feile (SPD).

    Darin liegt aber auch das Problem: Die Stadt sieht sich aus personellen und finanziellen Gründen kaum in der Lage, allen Vorschlägen für Rinnenthal nachzukommen, geschweige denn für die übrigen zwölf. "Alles, was wir angehen, müssen wir auch für die anderen machen", warnte Wolfgang Rockelmann (Parteifreie Bürger). "Wir haben Kapazitätsgrenzen", stellte Bürgermeister Roland Eichmann (SPD) fest: "So schnell wird das alles gar nicht umsetzbar sein." Aus Sicht von Johannes Hatzold (Freie Wähler) muss die Stadt auch aufpassen, dass nicht zu hohe Erwartungen geweckt werden.

    Ein erster Schritt für die Zukunftsfähigkeit Rinnenthals ist der Bau des neuen Kinderhauses.
    Ein erster Schritt für die Zukunftsfähigkeit Rinnenthals ist der Bau des neuen Kinderhauses. Foto: Marlene Volkmann

    Am Ende stand darum ein abgespeckter Beschlussvorschlag. Er beinhaltet unter anderem, externe Angebote einzuholen für den Aufbau eines Flächenmanagements, Informationsveranstaltungen durchzuführen, Fördermöglichkeiten für die Beratung von Bauwilligen zu prüfen und ein ganzheitliches Dorferneuerungskonzept zu entwickeln.

    Auch soll mit den Eigentümern über die Ausweisung von zwei Neubaugebieten im Süden und Südosten von Rinnenthal gesprochen werden. "Wir haben keine rechtliche Handhabe bei Baulücken", erinnerte CSU-Fraktionschef Kleist. Ohne eine Außenentwicklung werde es nicht gehen. Dagegen hat für die Grünen die Innenortsentwicklung Vorrang vor einem weiteren Flächenfraß.

    Dazu sagt der Friedberger Stadtrat Nein

    Nicht weiter verfolgt werden die Überlegungen für einen festen Verantwortlichen für die Innenortsentwicklung von Rinnenthal im Baureferat, für ein kommunales Förderprogramm von Abriss- und Entsorgungsmaßnahmen, nach einer Stärkung des Ortsbezugs bei der Grundstücksvergabe im Einheimischenmodell oder für Beschränkungen bei privaten Grundstücksgeschäften. Auch eine öffentliche Toilette wird es wegen der Kosten für Reinigung und Unterhalt und wegen des Präzedenzcharakters für andere Stadtteile nicht geben.

    Einig waren sich die Stadträte darin, dass die Bewusstseinsbildung wichtig ist. Bürgermeister Eichmann gab den Rinnenthalern den Rat mit auf den Weg: "Dran bleiben und einen Eigenbeitrag leisten. Sonst wird es nicht gehen."

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