Die Tourismusbranche kämpft in Zeiten der Pandemie hart um ihr Überleben. Viele Reisebüros sind auf die Überbrückungshilfen der Regierung angewiesen. Die betroffenen Unternehmer in Friedberg, Mering und Kissing berichten über harte Zeiten und berührende Momente in der Krise.
Ute Kerner, Leiterin des Reisebüros Zornow in Friedberg, ist erleichtert, dass die Bürokratie bei Rückerstattungen von Reisekosten abnimmt. Die meisten Stornierungen sind laut Kerner mittlerweile bearbeitet und ihre Kunden haben in der Regel alle Kosten erstattet bekommen. Lediglich die Fluggesellschaften ließen sich bei der Rückerstattung der Beträge teilweise noch Zeit.
Vermieter kommen den Reisebüros entgegen
Kerner ist dankbar, dass ihr Vermieter Verständnis für ihre Lage aufbringt und deshalb einer Mietminderung zugestimmt hat. Die gesunkenen Fixkosten und die Überbrückungshilfen der Regierung helfen dem Reisebüro, so gut wie möglich durch die Krise zu kommen.
Auch für das Verständnis, das die meisten ihrer Kunden für das Reisebüro aufbringen, ist Ute Kerner dankbar. „Ich bin teilweise zu Tränen gerührt“ sagt Kerner, als sie sich an die aufmunternden Worte und Hilfestellungen ihrer treuen Kunden erinnert.
Hotelschließungen machen Altstadt-Reisebüro in Friedberg zu schaffen
Peter Grundler vom Altstadt-Reisebüro in Friedberg ist ebenfalls zufrieden mit den finanziellen Leistungen der Regierung. Jedoch steht das Reisebüro vor weiteren Rückerstattungsverfahren, zum Beispiel aufgrund von kurzfristigen Hotelschließungen. Das Problem: Immer mehr Hotels müssen aufgrund ausbleibender Touristen ganz schließen.
Sorgen macht sowohl Ute Kerner als auch Peter Grundler die bevorstehende Herbst- und Wintersaison. Momentan buchen noch verhältnismäßig viele Deutsche Urlaube in Griechenland und Kroatien. Doch auch diese Aufträge in den Reisebüros werden zum Winter hin immer seltener. Einnahmen aus Reisen nach Thailand oder nach Amerika, die im Winter bei Deutschen sonst sehr beliebt sind, fallen vorerst ebenfalls weg.
Kritik: Überbrückungshilfen sind zu ungenau
Christian Weimann, Geschäftsführer der NettReisen GmbH, ist dankbar für die Überbrückungshilfen, die Reisebüros durch die Krisenzeit bringen sollen. Ohne die finanziellen Hilfestellungen der Regierung würde es den Unternehmen laut Weimann deutlich schlechter gehen.
Dabei kritisiert er jedoch die „fehlende Zielgenauigkeit“ des Zuschusses. Ein Reisebüro mit zehn Angestellten bekomme den gleichen Betrag ausbezahlt wie ein Büro mit 50 Angestellten. Laut Weimann wäre es daher sinnvoll, die Hilfen an die Größe eines Unternehmens anzupassen und statt eines Fixbetrags von 50.000 Euro pro Reisebüro auf einen festen Betrag pro Mitarbeiter des Unternehmens zurückzugreifen.
Die Mitarbeiterinnen des TUI- Reise-Centers in Kissing sind froh über den schwachen aber kontinuierlichen Anstieg der Buchungen seit den Pfingstferien. Jedoch leidet auch das Kissinger Reisebüro nach wie vor unter den Folgen der Corona-Krise, die ohne Überbrückungshilfen nicht zu bewältigen wären.
Kurzarbeit im Meringer Tui-Reisecenter
Über die Hälfte der Mitarbeiter des TUI Reise-Centers in Mering sind derzeit in Kurzarbeit. Aufgrund des Einbruchs der Buchungen und der darauf folgenden Stornierungen konnte sich das Reisebüro laut Martina Krön, die das Center leitet, nur durch Soforthilfen über Wasser halten. Besonders dankbar ist Krön dem Vermieter ihres Büros, der aus Hilfsbereitschaft komplett auf seinen Teil der Miete verzichtet. Lediglich für die Nebenkosten muss das TUI Reise-Center in Mering aufkommen.
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