Es ist eine Verkettung unglücklicher Umstände: Ein 93 Jahre alter Mann verliert seinen Geldbeutel. Darin befindet sich neben Bankkarten auch ein Zettel mit den PIN-Nummern. Der Finder nutzt dies schamlos aus. Als die Friedberger Polizei mit dem Fall zu tun bekommt, hilft sie nicht nur in ihrer Funktion als Ermittler. Denn die Konten sind leer geräumt, der Mann hat nicht einmal mehr Geld, sich Essen zu kaufen. Die Polizei berichtet von dem Schicksal und gibt Tipps, wie man sich schützen kann.
Der Rentner ruft im Dezember bei der Polizeidienststelle Friedberg an, weil er seine Geldbörse verloren hat. Als die Polizisten zu dem alten Mann fahren und genauer nachforschen, sehen sie sofort: Jemand hat die Situation ausgenutzt und sofort alle Konten leer geräumt.
Nach Karten-Diebstahl: Polizei Friedberg ist berührt vom Schicksal des Opfers
Der 93-Jährige ist alleinstehend, hat offenbar keine Verwandtschaft oder soziales Netzwerk. Er hätte nicht einmal mehr etwas zu Essen kaufen können, berichtet Manuela Haack von der Friedberger Polizei im Gespräch mit unserer Redaktion. Außerdem ist die Heizung kaputt, es ist kalt. Und all das kurz vor Weihnachten! Haack und ihre Kolleginnen und Kollegen haben Mitleid und setzten eine Hilfswelle in Gang.
Karl Schreiner, Leiter der PI Friedberg, sein Stellvertreter Erwin Kalkbrenner und Manuela Haack sind sich mit dem ganzen Team einig: „Wir erleben viele Schicksale, aber das ist eine besonders schlimme Geschichte.“ Sie berührt die Polizistinnen und Polizisten sehr.
Sie sprechen also Nachbarn an, die sofort bereit sind, sich um den Mann zu kümmern, ihn zum Essen einladen. Es ist der Beginn eines sozialen Netzwerks. Zudem nehmen sie Kontakt zum Gesundheitsamt und zu der Opferschutzorganisation Weißer Ring auf, die sofort hilft. Und in der Inspektion steht ein gut gefüttertes Sparschwein, in dem die Beamtinnen und Beamten Geld sammeln.
Kartendiebstahl: Polizei prüft Daten von Überwachungskamera
Parallel laufen die Ermittlungen. Das Landeskriminalamt überprüft die Videos der Überwachungskamera am Geldautomaten. Die Daten laufen durch die LKA-Gesichtserkennung. In solchen Fällen sei die Aufklärungsquote beachtlich, so Schreiner.
Er versteht, dass gerade alte Menschen sich PINs nicht gut merken können - doch er warnt angesichts des Falls davor, diese im Geldbeutel aufzubewahren. Wer dazu Rat braucht, kann sich an die Polizei Friedberg (0821/323-1710) oder an die polizeiliche Kriminalprävention in Augsburg (0821/323-3773) wenden. Diese gibt folgende Tipps zum Umgang mit EC-Karten.
Sicherer Umgang mit EC-Karte und PIN: Tipps der Polizei
- Die PIN darf nie an Dritte weitergegeben werden. Weder Amtspersonen (z.B. Polizeibeamte) noch Mitarbeiter von Geldinstituten würden nach der PIN fragen.
- Lernen Sie am besten Ihre PIN auswendig. Auf keinen Fall sollte die PIN irgendwo notiert werden - schon gar nicht auf der Zahlungskarte. Auch nicht im Adressbuch getarnt als Telefonnummer o.ä.
- Achten Sie bei der Eingabe der PIN am Geldausgabeautomaten oder an einer Kasse darauf, dass niemand den Vorgang beobachten kann.
- Verdecken Sie die PIN-Eingabe mit Hand oder Geldbörse.
- Geben Sie die PIN niemals an Türöffnern, auch nicht bei Banken, ein.
- Befolgen Sie keine Hinweiszettel, die zur mehrmaligen Eingabe der PIN auffordern.
- Geben Sie beim Bezahlen nicht die PIN bekannt und achten Sie auf die Rückgabe der eigenen Zahlungskarte.
- Nach dem Verlust Ihrer Debitkarte sollten Sie diese nicht nur bei Ihrer Bank sperren lassen, sondern auch bei der Polizei als gestohlen melden!
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