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Friedberg: Nachbar klagt gegen neuen Kindergarten an der Bozener Straße

Friedberg

Nachbar klagt gegen neuen Kindergarten an der Bozener Straße

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    Gegen die neue Kindertagesstätte an der Bozener Straße in Friedberg wurde Klage eingereicht. Nachbarn befürchteten Lärmbelästigung, hatte es bereits seit einiger Zeit geheißen.
    Gegen die neue Kindertagesstätte an der Bozener Straße in Friedberg wurde Klage eingereicht. Nachbarn befürchteten Lärmbelästigung, hatte es bereits seit einiger Zeit geheißen. Foto: Picture-alliance/ Dpa | Achim Scheidemann

    125 Familien in Friedberg bangen eineinhalb Monate vor dem Start des Kindergartenjahres noch um einen Betreuungsplatz. Die Stadt versucht die seit Jahren äußerst angespannte Situation durch Erweiterungen und Neubauten zu entschärfen. Wie schwierig das trotz des politischen Willens ist, berichtete Bürgermeister Roland Eichmann am Mittwochabend in der Bürgerversammlung. So wurde gegen den geplanten Neubau an der Bozener Straße Klage aus der Nachbarschaft eingereicht. 

    Neben den Supermärkten soll dort ein fünfgruppiges Kinderhaus mit Krippen- und Kindergartenplätzen entstehen. Bauherr ist der Kinderheimverein, der die Einrichtung auch betreiben wird. Seit 2019 laufen Planungen und Gespräche. Anfangs hatte man gehofft, dass die Kita 2021 oder 2022 eröffnen könnte. Ein Jahr später ist noch nicht einmal der Baubeginn in Sicht.

    Nachbarn befürchten Lärmbelästigung durch Kindergarten in Friedberg

    Nach der Klärung langwieriger (bauplanungs-)rechtlicher Probleme folgt nun der nächste Schlag: Aus der Nachbarschaft wurde Klage gegen den Neubau eingereicht, und zwar gegen die Stadt als Genehmigungsbehörde. 

    Dass es Protest geben würde, weil in der Anwohnerschaft Lärmbelästigung befürchtet wird, hatte sich schon seit Langem abgezeichnet, auch wenn die Stadt hoffte, dies im Vorfeld ausräumen zu können. Wie schwierig das Projekt ist, zeigt sich unter anderem daran, dass ein Fachanwalt für Verwaltungsrecht eingeschaltet ist. 

    Der Kindergarten Maria Alber in Friedberg-West wird erweitert.
    Der Kindergarten Maria Alber in Friedberg-West wird erweitert. Foto: Ute Krogull

    Laut Eichmann hat das Gericht im August einen Ortstermin mit den Beteiligten angesetzt. Der Bürgermeister zeigte sich am Mittwoch zuversichtlich, dass die Justiz im Sinn der Stadt entscheidet und hofft, "bei dieser Einrichtung bald Vollzug melden zu können". Bereits früher hatte Richard Schulan, Vorstandsvorsitzender des Kinderheimvereins, geäußert, dass Beschwerden über Lärm angesichts der nahen B300 sowie zweier Supermärkte mit Kunden- und Lieferverkehr kaum von Erfolg gekrönt sein dürften. 

    Auch die anderen Projekte ziehen sich in die Länge. Bei der Erweiterung der Kita Maria Alber in Friedberg-West hatte es Probleme im Zuge der Ausschreibung gegeben, sodass diese neu aufgerollt werden musste. Das Thema Kita Unterm Berg, wo erstmals in Friedberg ein Investorenmodell zum Tragen kommen soll, liegt laut Eichmann momentan bei der Regierung von Schwaben bzw. dem bayerischen Finanzministerium. "Das ist ein zähes Verfahren." 

    In Friedberg gibt es 1300 Kindergarten- und Krippenplätze

    Zur Verfügung stehen in Kernstadt und Ortsteilen aktuell über 1300 Plätze in fast 20 Einrichtungen. Außerdem besuchen viele Kinder Kitas außerhalb Friedbergs. 421 Anmeldungen wurden bereits vermittelt. Auch für die verbleibenden 125 Kinder hat Eichmann die Hoffnung noch nicht aufgegeben. "Wir arbeiten intensiv daran, es möglich zu machen." Auch 2022 habe man für die über 100 Kinder Lösungen in letzter Minute gefunden. 

    Abgesehen von langwierigen Bauprojekten verschärfen zwei Punkte die Situation: Zum einen steigen die Zahlen durch Kinder aus der Ukraine. Zum anderen herrscht Personalnotstand. Laut Eichmann stehen Räumlichkeiten leer, weil der Betreuungsschlüssel nicht erfüllt werden kann. 

    Ein Grund für die wachsende Nachfrage ist neben veränderten Familienstrukturen und gesellschaftlichem Wandel der Zuzug. Laut dem Bürgermeister weist Friedberg mittlerweile ein stabiles Wachstum um die vier Prozent jährlich auf, während noch vor wenigen Jahren sinkende Bevölkerungszahlen prognostiziert worden waren. Die Bevölkerungszahl liegt nach städtischer Zählung bei 30.750, der Altersschnitt bei 45,2 Jahren. 

    Die sind die Einwohnerzahlen der Friedberger Stadtteile

    • Friedberg: 17.546 Personen, einschließlich Friedberg-West (3419)
    • Bachern: 713
    • Derching: 1829
    • Haberskirch: 624
    • Harthausen: 659
    • Hügelshart: 421
    • Ottmaring: 1068
    • Paar: 207
    • Rederzhausen: 1365
    • Rinnenthal: 836
    • Rohrbach: 185
    • Stätzling: 2470
    • Wiffertshausen: 671
    • Wulfertshausen: 2159.

    Der Zuzug, gerade auch junger Familien, hat nicht nur für Kindertagesstätten Folgen. Auch wegen steigender Schülerzahlen erweitert die Stadt die Grundschule Süd für rund 13 Millionen Euro. In der Theresia-Gerhardinger-Schule steigt die Zahl der Erstklässler im kommenden Schuljahr so stark, dass der Computerraum aufgelöst werden muss, um dort eine Klasse unterzubringen.

    Braucht die Stadt Friedberg einen neuen Sitzungssaal?

    Eine Einwohnerzahl über 30.000 bedeutet außerdem, dass 2026 bei der Kommunalwahl 40 Stadträtinnen und Stadträte gewählt werden. Es werde für manche Gruppierung nicht einfach, die Wahllisten zu bestücken, befürchtete Eichmann. Zudem ist seiner Ansicht nach ein neuer Sitzungssaal nötig. Aktuell tagt der Stadtrat im Großen Saal des Schlosses, wohin er während der Pandemie umgezogen war. 

    Die Bürgerversammlung fand in der Max-Kreitmayr-Halle statt. Anwesend waren rund 40 Bürgerinnen und Bürger. Über einen Online-Livestream gab es weitere 200 Zugriffe. 

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