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Friedberg: Nach Schlägerei: Ruhe am Friedberger See, Krach im Stadtrat

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Nach Schlägerei: Ruhe am Friedberger See, Krach im Stadtrat

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    Der Friedberger See war am Donnerstag zwar gut besucht, die Gäste waren aber friedlich.
    Der Friedberger See war am Donnerstag zwar gut besucht, die Gäste waren aber friedlich. Foto: Marlene Volkmann

    Nach der Massenschlägerei am Friedberger See vom Dienstag dieser Woche hat die Stadt dort jetzt Bauzäune aufgestellt, um den Zugang zu kontrollieren. In der Folge ging es am Donnerstagabend recht ruhig zu - anders als im Stadtrat, wo es wegen des verschärften Sicherheitskonzepts zu kontroversen Wortwechseln kam.

    An der Schlägerei am Nordende des Sees waren am Dienstagabend zwischen 20 und 30 Personen beteiligt, zwei von ihnen wurden verletzt und mussten im Krankenhaus behandelt werden. Die Polizei erstattete außerdem Anzeige gegen einen 22-Jährigen, der mehrere Schüsse aus einer Schreckschusswaffe abgefeuert hatte. Die Stadt hat darum bis zu den Sommerferien die Sicherheitsmaßnahmen erhöht. Neben den Bauzäunen mit kontrollierten Zugängen gibt es nun ein Branntweinverbot, die Sicherheitskräfte können Gäste kontrollieren und ihnen Schnapsflaschen abnehmen.

    Im Laufe des Donnerstags haben Mitarbeiter des städtischen Bauhofs die Metallzäune aufgestellt. Am Abend ist das Bild friedlich: Jugendliche sitzen gemeinsam in der Sonne, aus verschiedenen Richtungen schallt Musik über die Wiese. Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes gehen herum und sprechen die Leute an, ihr besonderes Augenmerk liegt auf der Nordseite des Sees. Hier sind eher Jugendliche, von denen manche sich auch ihre Shisha mitgebracht haben. Deren süßlicher Geruch liegt zwischendurch in der Luft.

    Kaum ist der Zaun da, hat schon jemand sein Rad angeschlossen.
    Kaum ist der Zaun da, hat schon jemand sein Rad angeschlossen. Foto: Marlene Volkmann

    Bei einer Volleyballer-Gruppe stehen Matthias Volk und Florian Benn. Die beiden fühlen sich nicht sicherer oder unsicherer, weil es die Zäune nun gibt. Natürlich finden sie die Umzäunung nicht schön, fühlen sich aber auch nicht gestört. "Die stehen ja an der Baumlinie", sagt Benn. So nehme der Zaun keinen Platz weg.

    Eingänge helfen, den Überblick zu behalten

    Kioskpächter Jürgen Koppold spricht von einer normalen Stimmung. Die Jugendlichen hätten ihren Spaß. Meistens seien es ja nur einzelne, die Probleme machten. Laut Koppold tut man sich mit den drei Eingängen leichter. So habe man einfach einen besseren Überblick. "Ob es was bringt, wird man sehen", meint er.

    Die Stimmung am Friedberger See ist trotz aller Maßnahmen weiter ungetrübt.
    Die Stimmung am Friedberger See ist trotz aller Maßnahmen weiter ungetrübt. Foto: Marlene Volkmann

    Michael Käser von der Wasserwacht Friedberg rechnet wie Koppold für den Freitag mit mehr Badegästen. An dem Tag sind wieder Abschlussprüfungen, die Schüler feiern und vor dem Wochenende bei wunderbarem Wetter zieht es wahrscheinlich viele Menschen ans Wasser. "Wir sind da, wir passen auf", sagt Käser.

    Weniger entspannt als am See ging es am Donnerstagabend allerdings im Stadtrat zu. Warum er glaube, dass dieser Zaun hilfreich sei, wollte Claudia Eser-Schuberth (Grüne) von Bürgermeister Roland Eichmann (SPD) wissen. Sie sei entsetzt über diese Maßnahmen, sagte sie und warf Eichmann eine Überreaktion vor. Die Jugend werde unter Generalverdacht gestellt und habe dies im Großen und Ganzen nicht verdient.

    Eichmann entgegnete, Massenschlägerei und Schüsse seien "schon noch eine Steigerung" gegenüber den Vorfällen in den vergangenen Jahren gewesen. Bereits am Nachmittag seien auffällige Gruppen angesprochen worden. "Die Deeskalationsstrategie der Polizei hat aber nicht funktioniert", stellte er fest. Alle Maßnahmen seien mit der Polizei abgesprochen, betonte Eichmann. Die Stadt habe am See das Hausrecht und setze es um. Dies geschehe zum Schutz der Badegäste und solle Krawallbrüder abschrecken: "Ich fange da nicht an, großartig Workshops zu machen und zu diskutieren."

    Was passiert bei einer Massenpanik am Friedberger See?

    Die Grünen blieben bei ihrer Kritik und forderten präventive Maßnahmen. "Warum gibt es kein Konzept, wo sind die Stadtjugendpfleger, wo sind die Kreisjugendpfleger?", fragte Marion Brülls. Johannes Hatzold (Freie Wähler) hatte sich vor der Sitzung selbst ein Bild von der Lage am See verschafft. Mehrere Tausend Menschen seien wie die Ölsardinen hinter dem Zaun eingepfercht gewesen. "Was passiert, wenn da eine Panik ausbricht?", wollte er wissen.

    Auch Markus Hupfauer vom Friedberger Jugendclub kritisiert die Maßnahmen. Zuerst einmal hat ihm missfallen, wie die Aktion kommuniziert wurde, sagte er im Gespräch mit unserer Redaktion. Eichmann hatte am Mittwoch einen Facebook-Post veröffentlicht, in dem die Maßnahmen beschrieben wurden.

    Der Post sei sehr weit zu interpretieren, so Hupfauer. So habe der Text bei vielen Jugendlichen für die Vermutung gesorgt, dass sie als "kritische Gruppe" angesehen würden. Daher hätten sie auch gedacht, sie könnten nach Gutdünken kontrolliert werden. Hupfauer kritisiert, dass die Regeln zu unklar sind.

    Ein zweiter Punkt ist für ihn die fehlende Einbettung der Maßnahmen. Hupfauer wünscht sich, dass sich die Stadt mit Jugendorganisationen und den Einsatzkräften an einen Tisch setzen. So könnte man über das Thema sprechen und die Leute fühlten sich gehört.

    Werden Jugendliche in Friedberg diskriminiert?

    "Ich glaube, dass mit der Aktion ein wenig Vertrauen verspielt wurde", sagt er. Die Organisationen einzubinden hätte die Enttäuschung vieler Jugendlicher verhindert.

    "Wenn man mit den richtigen Leuten am Runden Tisch spricht, bin ich mir sicher, dass die Jugendlichen die Maßnahmen verstehen und einsehen." Jetzt seien Dinge passiert, auf die die Jugendlichen keinen Einfluss hatten. Und die Freiheit, den Abschluss zu feiern, werde eingeschränkt.

    Hupfauer verurteilt die Gewalt scharf, noch schärfer den Gebrauch einer Schreckschusswaffe. Er meint aber, dieser Täter sei mit 22 Jahren kein feiernder Schüler gewesen und auch bei den anderen Beteiligten wisse man das nicht. Aktion und Reaktion beträfen zwei verschiedene Personengruppen. Nämlich die feiernden Schüler auf der einen und die echten Täter auf der anderen Seite.

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