Startseite
Icon Pfeil nach unten
Friedberg
Icon Pfeil nach unten

Friedberg: Mit 84 steht Max Rösele in der Backstube - und hat alle Rezepte im Kopf

Friedberg

Mit 84 steht Max Rösele in der Backstube - und hat alle Rezepte im Kopf

    • |
    Die Kolleginnen und Kollegen aus der Backstube sowie seine Chefs Rainer und Richard Scharold  (von rechts) gratulierten Max Rösele zum 70-jährigen Firmenjubiläum.
    Die Kolleginnen und Kollegen aus der Backstube sowie seine Chefs Rainer und Richard Scharold (von rechts) gratulierten Max Rösele zum 70-jährigen Firmenjubiläum. Foto: Sabine Roth

    Vor 70 Jahren hat Max Rösele bei der Bäckerei Scharold seine Lehre zum Bäcker angefangen. Und auch heute noch findet man ihn zweimal in der Woche in der Backstube in Derching. Jeden Samstag und Dienstag kümmert er sich von 1 Uhr in der Nacht bis um 7 Uhr morgens darum, dass die Teigmischungen für die Backwaren, insbesondere die Brezen, passen. Aber auch die süßen Spezialitäten, wie die Stollen in der Weihnachtszeit, liegen ihm am Herzen. Deshalb hat er sich auch als der „Stollenpapst“ einen Namen gemacht.

    Die Rezepte hat er alle im Kopf. Eigentlich wollte der 84-Jährige schon mit 63 in Rente gehen. Doch nur in seinem Krautgarten am Friedberger See Gemüse anpflanzen, das war ihm zu wenig. Als er gefragt wurde, ob er noch weiterarbeiten möchte, überlegte er nicht lange. Zwei Tage in der Woche konnte er sich gut vorstellen. Die restliche Zeit verbringt er liebend gerne mit seiner Familie: seiner Ehefrau Franzi, seinen drei Söhnen, den vier Enkeln und seinem Urenkel. 

    1953 begann Max Rösele die Lehre in der Friedberger Bäckerei Scharold

    Doch war Bäcker immer schon sein Traumberuf? Gerne erinnert sich Rösele an die frühere Zeit zurück. Sein Bruder hat schon bei der Bäckerei Scharold gelernt und ihn im Sommer 1953 gefragt, ob das nicht auch etwas für ihn wäre. Rösele war damals erst 14 Jahre alt. Er zögerte nicht lange, bewarb sich, stellte sich schließlich in der Bauernbräustraße, wo damals die Backstube war, vor - und bekam die Lehrstelle. 

    Das Backen ist seitdem zu seinem Steckenpferd geworden. Stolz ist er darauf, dass er fünf Generationen in der Backstube begleiten durfte. Und das auch heute noch: Richard, Uropa des jetzigen Juniochefs Rainer Scharold, Opa Hans, den jetzigen Seniorchef Richard Scharold, Rainer Scharold selber und dessen Tochter Martha. Weil die Mutter von Max Rösele früh starb, war die Familie Scharold für ihn wie seine eigene Familie. 

    Rainer und Richard Scharold (rechts) schätzen die Arbeit von Max Rösele und gratulieren ihm zu seinem 70-jährigen Firmenjubiläum ganz herzlich.
    Rainer und Richard Scharold (rechts) schätzen die Arbeit von Max Rösele und gratulieren ihm zu seinem 70-jährigen Firmenjubiläum ganz herzlich. Foto: Sabine Roth

    Berühmt-berüchtigt war er mit seinem Fahrrad, mit dem er äußerst rasant Semmeln und Brezen in der Friedberger Altstadt auslieferte. „Die Leute haben mich damals gefürchtet, wenn ich mit meinem Fahrstil um die Ecke kam“, erzählt der 84-Jährige und lacht. Seinen jetzigen Seniorchef nahm er damals als kleines Kind im Korb vorne auf dem Fahrrad mit. Wenn die Polizei um die Ecke kam, duckte sich der kleine Richard rechtzeitig, um nicht aufzufallen. Dass er dann später sein Chef wurde, war anfangs ungewohnt für Rösele. 

    Da gab es schon ab und an Spannungen. Verständlich, wenn man bedenkt, dass er seinem guten Freund Richard das Bäckerhandwerk beigebracht hatte. Doch Richard Scharold betont heute: „Auf Max konnten wir immer hundertprozentig zählen. Das ist selbstverständlich heute noch der Fall und das schätzen wir sehr, gerade wenn man bedenkt, dass das selten geworden ist.“ Auch Rainer Scharold schätzt Max Rösele sehr: „Ohne unseren Max würde viel Wissen verloren gehen.“ 

    Max Rösele will der Friedberger Stadtbäckerei noch lange treu bleiben

    Das Aufstehen hat Rösele nie etwas ausgemacht. Nur einmal, erinnert er sich, haben er und Richard verschlafen. „Wir sind dann um 2.30 Uhr in die Backstube gegangen. Dann gab es das Brot halt erst eine Stunde später“, lacht der rüstige Bäcker. Heute wäre das nicht mehr denkbar, da sind die Abläufe genau getaktet. 

    Seine Frau Franziska hat er übrigens auch über seinen Beruf kennen und lieben gelernt. Er erinnert sich gerne daran: „Ich sollte einen Stollen backen und den Eltern des Arbeitskollegen meines Bruders bringen. Da ich mit in die Wohnung gebeten worden bin, lernte ich dort die Schwestern jenes Arbeitskollegen kennen, darunter meine Franziska. Weil ich sie nochmals sehen wollte, bin ich später wieder vorbeigefahren und habe ihr etwas Süßes gebracht.“ Und es hat funktioniert. Seit 61 Jahren ist er mit seiner Franzi glücklich verheiratet und wohnt in Friedberg in der Schmiedgasse. 

    Inzwischen sind viele Jahre vergangen, ans Aufhören denkt der Senior aber nicht, solange er noch fit ist. Und das, obwohl er kürzlich von der Leiter gefallen ist und sein Knie verletzt hat. Aber auch das ist schon wieder verheilt. „Aber das regelt ja eh unser Herrgott dort oben!“, so Rösele. 

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden