Die charmante Liedermacherin und Kabarettistin Lucy van Kuhl bot eine abwechslungsreiche Mischung aus humorvollen, nachdenklichen und poetischen Songs, die sowohl das Herz als auch den Verstand ansprechen. Vor der Bühne des großen Saals im Friedberger Schloss standen Bistrotische, wo man es sich bei einem Getränk gemütlich machen konnte. Mit ihren Liedern verbindet die Künstlerin ihre beiden Steckenpferde: die Worte und die Musik.
Sie beobachtet ihre Umwelt ganz genau, ihre Mitmenschen und sich selbst. Sie kombiniert sie auf ihre unnachahmliche Art Klavier-Kabarett mit Chansons. „Ich bin sehr wachsam und fühle Geschichten. Man kann aber nicht alles zu Songs machen. Es muss schon etwas sein, das für die Menschen ein Geschenk ist“, sagt die studierte Germanistin und Pianistin im Gespräch. Wichtig sei, dass Emotionen rüberkommen und man den Wunsch haben müsse, hinter die Fassaden zu schauen. Und das ist der Sängerin, die in Berlin und in ihrem Ferienhaus in der Provence lebt, gut gelungen.
Mit ihrer sympathischen Ausstrahlung schaffte es Lucy van Kuhl schnell, eine persönliche Atmosphäre zu erzeugen. Sie nahm die Zuschauer mit auf eine Reise in ihr eigenes Privatleben und ins Leben anderer. Dabei wechselte sie immer wieder die Perspektive. Amüsant waren ihre Geschichten über die Deutschen im All-Inklusive-Urlaub wie das Ehepaar Ulli und Gerhard, die auf Kreuzfahrt gegangen sind. Da wurde nichts ausgelassen, denn: „Schließlich haben wir dafür bezahlt“. Auch ihre negativen Erfahrungen mit der Deutschen Bahn hat sie in einem Lied verarbeitet, das dem Publikum vor Lachen die Tränen in die Augen trieb. „Der Weg ist das Ziel, denn die Bahn ist der Meister der Entschleunigung. Bleib ruhig und meditiere“, singt van Kuhl. Ihr Schlusssatz: „Nach fünf Konzerten fährt sie nicht mehr mit der Bahn, sie verschickt sich mit Amazon Prime!“
Lucy van Kuhl singt Lieder aus dem Programm „Auf den zweiten Blick“
Lucy van Kuhl präsentierte Lieder aus ihrem aktuellen Programm „Auf den zweiten Blick“, das sich mit den kleinen und großen Themen des Lebens beschäftigt. Dabei nahm sie das Publikum mit auf eine Reise durch verschiedene Gefühlswelten: mal heiter und ironisch, mal melancholisch und tiefgründig. Ihre Texte, oft humorvoll und mit einem Augenzwinkern versehen, regten zum Nachdenken an. Am Klavier zeigte sie ihr Können und bewies, dass sie nicht nur eine begnadete Musikerin, sondern auch eine großartige Geschichtenerzählerin ist. Mit dem Titel „Ich mach jetzt Detox“ traf sie den Nerv der Zeit. Ihr Fazit: Nie wieder Detox. Da gibt es ja nur Sachen, die einem nicht schmecken. Sehr amüsant war ihr Lied aus der Perspektive eines Smartphones, das unter dem Klingelton des Sängers Justin Bieber litt.
Ihre Schlagfertigkeit und der direkte Austausch sorgten immer wieder für herzhaftes Lachen im Saal. Besonders bewegend war der Moment, als sie zum Schluss ein Stück über ihre Nachbarin in Berlin gespielt hat mit dem Titel „Wo ist denn Frau Schmid?“, die verstorben war, als Lucy van Kuhl unterwegs war. Von der alten Dame bekam sie immer eine Karte zum Geburtstag im Briefkasten, die plötzlich gefehlt hat. „Sie erzählte vom Krieg, sie wollte mir ihr ganzes Leben zeigen.“ Ihre Geschichten und Weisheiten fehlen den Bewohnern sehr. Der nachdenkliche Text und die gefühlvolle Melodie berührten das Publikum und es herrschte eine ergriffene Stille.
Am Ende des Abends bedankte sich das Publikum mit langanhaltendem Applaus. Lucy van Kuhl zeigte sich sichtlich gerührt. Mit „Auf den zweiten Blick“ hat sie sich definitiv in die Herzen des Publikums gespielt. Monika und Hans Bruckner aus Mering kannten sie noch nicht und waren gespannt, was sie an diesem Abend erwartet. Nach dem Auftritt sind sie begeistert: „Sie hat viel von ihrem Leben Preis gegeben. Die Mischung aus ernsten und humorvollen Themen und ihr musikalisches Können, das hat uns sehr gut gefallen.“
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