Die Herstellung kunstvoller Fayence- beziehungsweise Majolikaarbeiten – die Begriffe sind identisch und stehen für kunsthandwerklich hergestellte Keramik – erfolgte im 18. Jahrhundert zunächst in Göggingen und anschließend in Friedberg jeweils auf hohem Niveau. Beide Orte profitierten besonders von der Kunstfertigkeit und Professionalität des Bossierers Josef Hackl. Dieser leitete sowohl in Göggingen (1748 bis 1753), als auch in Friedberg (1754 bis 1768) die dortigen „Fabriques“. Die Bossierkunst – das Modellieren von Fayencefiguren – war sein Metier. Sein meisterliches Können begann, als der Augsburger Kurfürst Joseph von Hessen sein durch die Errichtung der neuen Residenz am Augsburger Fronhof arg strapaziertes Budget konsolidieren wollte. Die Gögginger Manufaktur sollte zunächst dem dienen. Ein gutes Geschäft lockte aber auch: Die übliche Hafnerware genügte keinesfalls mehr den gehobenen Ansprüchen. Und natürlich musste der fürstbischöfliche Eigenbedarf befriedigt werden.
Die Statuette der Heiligen Helena zählt zum deutschen Kulturschatz
Für die beiden Residenzen in Augsburg und Dillingen gab es viel Arbeit. Prächtige Fayenceöfen, kunstvolle Services, Krüge, Teller und Leuchten sowie besondere Plastiken – oft mit Tier- oder Blumenmotiven meisterlich verziert – entstanden. Josef Hackl hatte mit seiner Gögginger „Fabrique“ aber bald ausgedient. Wohl hatten die fürstbischöflichen Residenzen jetzt genügend Kostbarkeiten angeschafft. So erhält Friedberg seine Chance: Die Kurbaiern stiegen ein ins Geschäft. Die fürstbischöfliche Manufaktur wurde übernommen und es entstand 1754 eine churfürstlich-bairische Fayence-Fabrikation, die bis 1768 Bestand hatte. Und Josef Hackl wurde auch deren „Vorsteher“. Hier entstand– so beurteilte es die Kunsthistorikerin Hannelore Müller – mit der Statuette der Heiligen Helena eine der schönsten deutschen Plastiken überhaupt. Dieses Hackl‘sche Highlight ist heute im Bayerischen Nationalmuseum zu bewundern. Es half mit, dass die Friedberger Keramik zu einem Begriff wurde, der in der Kunstgeschichte des ganzen Landes einen guten Namen hat.
Info
- Der Name Majolika leitet sich ab von der Insel Mallorca. Dort war eine Drehscheibe des Handels mit Keramikware. Die identische Bezeichnung Fayence geht auf das italienische Keramikzentrum in Faenza zurück.
- Im Gegensatz zur einfacheren Hafnerware wird bei der Fayence-Herstellung die hier hellere Keramikarbeit mit weißer undurchsichtiger Zinnglasur überzogen. Bei Hafnerware findet eine durchscheinende Bleiglasur Verwendung.
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