Drei Jahre stand das Tierheim Lechleite leer - im September soll es wieder eröffnen. Davor hat der Tierschutzverein Augsburg und Umgebung jedoch eine Herkulesaufgabe vor sich, wie Vorsitzender Heinz Paula es formuliert. Das 1993 eröffnete Haus ist heruntergekommen. Die Renovierungskosten werden auf hunderttausende Euro geschätzt. Im September soll die offizielle Neueröffnung sein. Bei einem Rundgang durch die Einrichtung erläutert Paula unserer Redaktion, was geplant ist. Auch ein neuer Name gehört dazu. Warum das?
Der Begriff Tierheim Lechleite ist in der ganzen Region Augsburg ein Begriff. Doch dieser sei mittlerweile negativ besetzt, so Paula. Grund sind die schweren Vorwürfe wegen Verstößen gegen das Tierschutzgesetz, die gegen das Heim und dessen frühere Chefin erhoben wurden und im April 2019 schließlich zur Schließung durch das Veterinäramt Aichach-Friedberg führten. Der Tierschutzverein, der das Gebäude zwischen Derching und Friedberg kürzlich erwarb, setzt bei der Namenssuche auf die Kreativität junger Leute. Er will einen Wettbewerb unter Schulklassen im Landkreis Aichach-Friedberg sowie Stadt und Landkreis Augsburg ausloben.
Doch es wird sich in den kommenden Wochen und Monaten weit mehr ändern als der Schriftzug an der Fassade. Vor einem Monat begann die Renovierung - und zwar mit Aufräumen. Das 10.000 Quadratmeter große Areal an der AIC 25 war überwuchert, Bäume und Sträucher durchbrachen die Zäune, die Gärtnerei Wörner musste die Wege erst einmal freischlagen. Auch im Haus waren Helferinnen und Helfer lange mit Ausräumen beschäftigt: alte Unterlagen, abgelaufenes Tierfutter, eine Kammer voller Plastikeimer ... Sechs Container seien entsorgt worden, berichtet Paula.
Weil der Verein keine passenden Schlüssel bekommen hatte, tauschte der Schlüsseldienst Sykora Dutzende Schlösser aus. Auch das Veterinäramt, das die Einrichtung vor drei Jahren geschlossen hatte, rückte wieder an, brach die Siegel zum Medizinraum auf und entsorgte die Medikamente.
Tierheim Lechleite in Friedberg-Derching steht seit drei Jahren leer
Das Gebäude ist jetzt so gut wie leer, innen riecht es selbst nach drei Jahren Leerstand noch ein bisschen nach Hund. Und feucht: An einigen Stellen an der Decke schimmelt es. Im nächsten Schritt sollen Gehege, Verwaltungstrakt und die beiden Mitarbeiterwohnungen im oberen Stock renoviert werden. Das Gebäude hat Potenzial. Abgesehen vom heruntergekommenen Zustand, an dem abzulesen ist, dass auch in den Jahren vor der Schließung nicht viel in die Pflege investiert wurde, sei die Substanz gut und die Planung durchdacht, so Paula. Die Gehege in den Katzentürmen zum Beispiel haben alle Zugang ins Freie. Da sie in gutem Zustand sind, hofft der Tierschützer, dass die Katzen aus dem veralteten Augsburger Tierheim schon in drei Monaten einziehen können.
Die Hundegehege sind teils sehr renovierungsbedürftig, teils entsprechen sie, da zu klein, nicht mehr dem Artenschutzgesetz und müssen umgebaut werden. Das kann sich hinziehen - vermutlich bis zu einem Zeitpunkt nach dem offiziellen Eröffnungstermin im September. Zwischenzeitlich war im Gespräch, dass in Derching ukrainische Hunde Asyl bekommen; dieses Thema ist laut Paula jedoch momentan vom Tisch.
Besonders freut ihn die umfangreiche Freifläche, sodass Hunde Auslauf haben. In einem geschützten Bereich am Rand ist sogar Platz für Hunde, die so Schlimmes erlebt haben, dass sie aggressiv und nicht mehr therapier- und vermittelbar sind. Bedeutend harmloser sind da schon Nagetiere, für die in einem weiteren Schritt ebenfalls ein Bereich ausgebaut werden soll.
Letztlich werden alle, bis auf die Wildtiere, von der Holzbachstraße in Augsburg nach Derching ziehen. Die Einrichtung wird somit zu einer Art Pflegezentrum des Tierschutzvereins und dritter Standort neben Augsburg-Holzbachstraße und Gut Morhard in Königsbrunn. Auch Raum für Verwaltung ist hier. Die Büros werden renoviert, ein neuer Pausenraum wird eingerichtet.
Tierschutzverein Augsburg hofft auf Spenden für Tierheim in Friedberg-Derching
Ziel ist es, auch die Tierarzt-Sprechstunde wieder mit Leben zu erfüllen. Auch dafür gibt es an der Lechleite bereits Räumlichkeiten, die sogar mit teuren Apparaten ausgestattet sind. Der Tierschutzverein hat eine fest angestellte Veterinärin und denkt sogar darüber nach, eine zweit Kraft anzustellen, die mobile Sprechstunden anbietet, vor allem für die Tiere alter Menschen, die nicht mehr mobil sind. "Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter freuen sich sehr über den neuen Standort und haben viele Ideen und viel Energie", sagt Paula.
Natürlich soll es zum gegebenen Zeitpunkt auch einen Tag der offenen Tür für die Bevölkerung geben. Der Tierschutzverein ist auf Unterstützung - sei es finanzieller, sei es tatkräftiger Art - angewiesen.
Mehr über den Augsburger Tierschutzverein und seine Arbeit erfahren Sie auch in unserer Podcast-Folge mit Geschäftsführerin Sabina Gassner.