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Friedberg-Haberskirch: Sorge in Haberskirch: Was passiert mit der Marienkapelle?

Friedberg-Haberskirch

Sorge in Haberskirch: Was passiert mit der Marienkapelle?

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    Als zwei Neubauten 2020 um die Kapelle herum entstanden, war sie eingequetscht zwischen Baumaterialien und Dixiklo.
    Als zwei Neubauten 2020 um die Kapelle herum entstanden, war sie eingequetscht zwischen Baumaterialien und Dixiklo. Foto: Rupert Pfau

    Die Wegkapelle am Ortseingang von Haberskirch ist schon lange ein Wahrzeichen des Ortsteils. Bis vor ein paar Jahren stand sie auf einer Wiese neben einer alten Birke. Doch mittlerweile ist sie zu einem Randdasein verurteilt, in schlechtem Zustand und umringt von neu gebauten Wohnhäusern. Viele Anwohner sind unglücklich darüber und wünschen sich mehr Aufmerksamkeit für die kleine Kapelle.

    Vor allem Gabriele Mang aus Haberskirch ist während des Baus der neuen Häuser 2020 auf ihren Zustand aufmerksam geworden. "Ich hatte einfach Mitleid mit der kleinen Kapelle", erzählt Mang, "Die ganzen Baumaterialien wurden daneben abgeladen und eine Zeit lang stand ein Klohäuschen direkt neben ihr. Das war einfach nur traurig mit anzusehen." Damals sollte auch die schöne Birke, die zur Wegkapelle gehört, gefällt werden. Am Ende durfte sie jedoch bleiben, was für die Anwohner zumindest ein kleiner Sieg war.

    Vor Mang pflegte Rita Modes die Kapelle ehrenamtlich, doch irgendwann gab sie es auf. Wegen des Zerfalls wollte die Arbeit kein Ende nehmen. "Direkt nachdem ich rausgefegt hatte, bröselte der Putz wieder ab", berichtet sie. "Und die Holztür ist so alt, dass ich beim Scheibenputzen Angst hatte, mir einen Splitter einzuziehen." Zusätzlich hat der ganze Bauprozess die angeschlagene Kapelle weiter mitgenommen und ihr linkes Wandbild ist mittlerweile fast vollkommen abgebröselt. Mang hat die Hoffnung, dass rechtzeitig etwas getan wird, um zumindest die andere Wandmalerei zu retten.

    Die Wegkapelle in Haberskirch wurde vor mehr als 150 Jahren erbaut

    Die Marienkapelle stammt aus der Mitte des 19. Jahrhunderts. Über ihren geschichtlichen Hintergrund ist wenig bekannt, selbst in den Archivarien der Pfarrei ist kaum etwas zu ihr vermerkt. Erna Ruck kümmerte sich Ende des 20. Jahrhunderts um die Kapelle. Sie wusste zu erzählen, dass sie von Paul Mayr zum Dank für eine wunderbare Rettung oder Heilung gebaut worden sei. Mayr war bis 1877 Gutsherr des Haberskircher Urhofs, der später zum Klostergut St. Scholastika wurde. Derartige Bauten wurden damals häufig an Stellen errichtet, denen vom Stifter wegen eines persönlichen Erlebnisses besondere Bedeutung beigemessen wurde. 

    Die kleine Wegkapelle von Haberskirch stach 2012 Vorbeifahrenden am Ortseingang noch ins Auge.
    Die kleine Wegkapelle von Haberskirch stach 2012 Vorbeifahrenden am Ortseingang noch ins Auge. Foto: Rupert Pfau

    Aufgrund ihrer geschichtlichen und künstlerischen Bedeutung steht die Wegkapelle unter Denkmalschutz. Für die Stadt Friedberg ist es deshalb gesetzlich vorgegeben, sie instand zu halten und zu schützen. Doch trotz des mitgenommenen Zustands ist bisher nichts passiert. Und die Anwohner dürfen wegen des Denkmalschutzes keine selbstständigen Ausbesserungsarbeiten vornehmen. "Es ist ärgerlich, wenn etwas getan werden müsste und wir nicht mal streichen dürfen", meint Gabriele Mang. 

    Zuletzt wurde die Wegkapelle 1991 durch den Einsatz von Hannelore Bartikowski renoviert und von Künstlern wieder schön hergerichtet. Davor war sie in desolatem Zustand und auch damals durften örtliche Handwerker nichts an ihr ausbessern. Doch 1988 wurde ihr Zustand dann als bedrohlich eingestuft. Bei einer Voruntersuchung zur Restaurierung entdeckte man im Inneren das volkstümliche Wandbild des heiligen Johann Nepomuk, später wurde es freigelegt und erneuert. Zusätzlich tauschte man das Gitter aus und frischte den Anstrich auf. 

    Die hölzerne Madonnafigur ist eine Nachbildung des frühbarocken Originals. Das linke Wandbild ist mittlerweile stark abgebröckelt, sodass man es kaum mehr erkennen kann.
    Die hölzerne Madonnafigur ist eine Nachbildung des frühbarocken Originals. Das linke Wandbild ist mittlerweile stark abgebröckelt, sodass man es kaum mehr erkennen kann. Foto: Verena Hanner

    Die Familie Ruck spendete zur Einweihung der renovierten Kapelle auch die hölzerne Muttergottesfigur, die heute in ihrem Inneren zu sehen ist. Sie ist eine Nachbildung des frühbarocken Originals, das 1976 gestohlen worden war. Mithilfe einer alten Skizze konnte man die Madonna rekonstruieren.

    Schon vor ungefähr zehn Jahren wollte der Denkmalschutz eine weitere Sanierung ansetzen. Die Wegkapelle steht leicht schief und hätte aufgerichtet werden sollen. Doch die Pläne wurden fallengelassen, da die Kosten zu hoch seien, erklärt Frank Büschel, der Pressesprecher der Stadt Friedberg. "Zuletzt wurde 2017 eine eingehendere statische Untersuchung an der Kapelle in Haberskirch getätigt und es wurden auch Sanierungsmaßnahmen diskutiert." Aber es habe damals kein akuter Handlungsbedarf bestanden. 

    Die Neubauten um die Wegkapelle rechtfertigen eine erneute Begutachtung

    Etwas Gutes haben die Neubauten deshalb. Büschel berichtet, dass die Nachbarbebauung eine erneute Untersuchung des Zustands der Kapelle rechtfertige. Das städtische Gebäudemanagement nehme sich des Themas an. "In diesem Zusammenhang wird bestimmt auch die Wandmalerei angesprochen und geprüft." 

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