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Friedberg: Große Katastrophenschutzübung in Friedberg – und plötzlich wird es ernst

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Große Katastrophenschutzübung in Friedberg – und plötzlich wird es ernst

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    Bei der Katastrophenschutzübung in Friedberg wurde ein Lkw-Unfall simuliert, bei dem Chemikalien austraten.
    Bei der Katastrophenschutzübung in Friedberg wurde ein Lkw-Unfall simuliert, bei dem Chemikalien austraten. Foto: Bill Titze

    So viel Blaulicht gibt es – zum Glück – nicht alle Tage in Friedberg. Nicht wenige dürften deshalb am Samstag besorgt aus dem Fenster geschaut haben, als ein Einsatzfahrzeug nach dem anderen die Münchner Straße entlangbrauste. Grund war eine große Katastrophenschutzübung des Landkreises, an der über 300 Hilfskräfte beteiligt waren. Und für die wurde es plötzlich ernst, als sich in der Nähe ein echter Unfall ereignete. 

    Um zehn Uhr in der Aula der Konradin-Realschule war davon nichts zu spüren. Rund 40 Statistinnen und Statisten sitzen da, naschen Süßigkeiten und warten auf ihren Einsatz. "Am Anfang war ich noch aufgeregt, das hat sich aber mittlerweile gelegt", sagt Jürgen Kraus, der seit acht Uhr vor Ort ist. Im Radio habe er von dem Statisten-Aufruf für die Übung gehört. "So etwas habe ich noch nie gemacht, ich wollte mal sehen, wie das ist." Wirklich etwas zu sehen gibt es jedoch zu dieser Zeit eigentlich nur auf dem Werksgelände der Firma Tenneco an der Münchner Straße.

    Katastrophenschutzübung in Friedberg simuliert Unfall mit Chemikalien

    Dort ist ein Lkw-Fahrer in das Firmengebäude gerast, Kanister liegen auf dem Boden. Giftgrün ist die Flüssigkeit in den Behältern, die um den Lkw herum liegen Menschen, die vor Schmerzen schreien oder bewusstlos keinen Ton mehr von sich geben. Natürlich ist das alles nur gespielt, den angeblich verletzten Personen geht es eigentlich bestens. Wobei, etwas übermüdet könnten sie sein. "Wir mussten schon um fünf Uhr morgens parat stehen. Das Schminken dauert eben etwas länger", erzählt Nadine Lindermayr und deutet auf ihre Beine, die mit blutroter Farbe beschmiert sind. Eine Verätzung durch Säure soll so simuliert werden. Tatsächlich fassten die Behälter, die vom Lkw gefallen sind, jedoch reines Wasser. Versetzt mit einem Schuss Farbe.

    Nadine Lindermayr nahm als Statistin an der Übung teil – ihre Beine sahen in der Übung aus wie mit Säure verätzt.
    Nadine Lindermayr nahm als Statistin an der Übung teil – ihre Beine sahen in der Übung aus wie mit Säure verätzt. Foto: Bill Titze

    Dabei sind echte Chemikalien nur wenige Meter von den Darstellerinnen und Darstellern entfernt. Denn tatsächlich wird an diesem Tag bei Tenneco gearbeitet. Zum Beispiel mit Chromsäure, die in dem fiktiven Unfallgeschehen aus den Kanistern austritt. Da schließlich auch noch Salzsäure aus dem durch den Unfall beschädigten Firmengebäude tropft, kommt es zu einer chemischen Reaktion: Chlorgas entsteht. Es kommt eine Nebelmaschine zum Einsatz, die den Beobachterinnen und Beobachtern eine Gaswolke suggerieren soll. Zu diesem Zeitpunkt sind die Verletzten bereits versorgt und abtransportiert. Die "Behandlung" findet im Zentrum des Roten Kreuzes in der Hans-Böller-Straße statt.

    Über 300 Einsatzkräfte bei Katastrophenübung in Friedberg im Einsatz

    Um das Fabrikgelände herum stehen noch bis zum Mittag Einsatzfahrzeuge der Feuerwehr, des Technischen Hilfswerks, der Polizei. Über 300 Personen sind im Einsatz, davon über die Hälfte von der Dachbaufirma fallen durch ein Wellblechdach sechs Meter in die Tiefe und verletzen sich schwer. Die Einsatzkräfte sind sofort vor Ort und übernehmen die Versorgung.

    Einsatzkräfte versorgten die "Verletzten" vor Ort.
    Einsatzkräfte versorgten die "Verletzten" vor Ort. Foto: Bill Titze

    Das sorgt am Gymnasium in Friedberg für Verzögerungen. Dort sollen "Betroffene" betreut werden, die beispielsweise Angehörige suchen. Die Einsatzleitung vor Ort muss die Statistinnen und Statisten vertrösten, nicht sofort können die Menschen in die Halle. Manch einer läuft da zu schauspielerischen Höchstleistungen auf. "Was ist denn jetzt los hier?" ist immer wieder zu hören. "Ich möchte jetzt nach Hause." Nur das regelmäßig zu hörende Lachen der Beteiligten verrät, dass das alles nur eine Übung ist. Die Notfallseelsorger lassen sich davon nicht beirren, sie gehen auf die Menschen zu, versuchen zu beruhigen. Man spürt: Im Ernstfall wären hier die richtigen Leute am Platz. Kreisbrandinspektor Klaus Hartwig, der für die Beobachtung zuständig ist, ist am Ende der Übung gegen 12 Uhr zufrieden mit den Einsatzkräften. Es sei alles in Ordnung gewesen. "Gerade durch die hohen Temperaturen war die Belastung heute nicht ohne." 

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