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Friedberg: Fahrradstraßen und neue Verkehrsführung lassen weiter auf sich warten

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Fahrradstraßen und neue Verkehrsführung lassen weiter auf sich warten

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    Die Grünen wollen mehr Fahrradstraßen in Friedberg. Mit ihren Verbesserungsvorschlägen für den Radverkehr blitzen sie aber bei der Stadtverwaltung und im Bauausschuss ab.
    Die Grünen wollen mehr Fahrradstraßen in Friedberg. Mit ihren Verbesserungsvorschlägen für den Radverkehr blitzen sie aber bei der Stadtverwaltung und im Bauausschuss ab. Foto: Bernd Feil, Sportpressefoto M.i.S. (Symbolbild)

    Das Fahrrad soll als Verkehrsträger in Friedberg mehr Gewicht bekommen und deutlicher die Verkehrspolitik der Stadt prägen. Acht Jahre alt ist diese Forderung, die eine Projektgruppe aus Mitgliedern des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC) und des SPD-Ortsvereins in einer Studie zur Situation der Radler im Stadtgebiet formulierten. Konkrete Auswirkungen hatte das bislang kaum, und auch ein Antragspaket der Grünen im Friedberger Stadtrat vom Dezember 2020 bleibt weitgehend folgenlos. Nach Einschätzung der Stadtverwaltung lassen sich die meisten vorgeschlagenen Verbesserungen aus rechtlichen oder baulichen Gründen nicht umsetzen.

    Inhalt des Antrags waren unter anderem die Aufhebung der Benutzungsgebote auf allen kombinierten Geh- und Radwegen innerhalb der geschlossenen Ortschaft, die oft sehr schmal und in schlechtem Zustand seien, die Einrichtung vorgezogener Haltezonen für Radler an der Einmündung der Herrgottsruh- in die Aichacher Straße und der Augsburger Straße in die B300, Tempo 30 in Luitpold- und Afrastraße, der Ausbau das Radwegs entlang des Steirer Bergs sowie die Einrichtung von Fahrradstraßen an der Rothenbergstraße, der Pater-Franz-Reinisch- und der Hermann-Löns-Straße, von der Schillerstraße bis zur Seestraße und in der Schützenstraße.

    Antrag für fahrradfreundliche Maßnahmen: Prüfung dauert ein ganzes Jahr

    Über ein Jahr lang zog sich die Prüfung dieser Anträge hin. Bei der Beurteilung habe die Sicherheit Vorrang vor der Leichtigkeit des Radverkehrs gehabt, sagte Stefan Kreitmeyr von der Stadtverwaltung. In Abstimmung mit Polizei und dem Radverkehrsbeauftragten der Stadt, Reiner Teuber, kam es darum überwiegend zu negativen Einschätzungen.

    • Benutzungsgebote: Eine pauschale Regelung ist laut Kreitmeyr rechtlich nicht möglich. Die Aufhebung setze zudem voraus, dass den Radlern auf der Straße sichere Verkehrsverhältnisse angeboten werden könnten. Die Zuständigkeit liege zudem nicht immer bei der Stadt Friedberg, sondern bei Kreis-, Staats- und Bundessstraßen beim Landratsamt bzw. Staatlichen Bauamt. Bei der von den Grünen eigens angesprochenen Münchner Straße von der Bahnbrücke in nördlicher Richtung hat das Landratsamt dies wegen des hohen Verkehrsaufkommens ausdrücklich abgelehnt. Als Alternative schlägt die Stadtverwaltung vor, die Radler entlang der Bahnlinie nach Osten und dann über Ekher- und Karl-Sommer-Straße in Richtung Schulzentrum und Krankenhaus zu lotsen.
    • Herrgottsruhstraße: Eine vorgezogene Aufstellfläche an der Einmündung in die Aichacher Straße sei zwar wünschenswert, aber aufgrund der fehlenden Fahrbahnbreite nicht möglich. Das gilt auch für den Fall einer Neugestaltung der Herrgottsruhstraße nach Abschluss der Bauarbeiten am neuen Prälat-Alberstötter-Haus. Allerdings könnte der Gehweg auf der Südseite in Höhe Hofladen Körner zu einem kombinierten Geh- und Radweg verbreitert werden.
    • Augsburger Straße: Eine Aufstellfläche für Radler an der Einmündung in die B300 ist laut Landratsamt nicht verkehrssicher und könnte auch zu einer Überlastung der Ampelanlage in diesem Bereich führen.

    Temporeduzierung und Fahrradstraßen: Grüne scheitern im Bauausschuss

    • Luitpold-/Afrastraße: Für die von den Grünen vorgeschlagene Reduzierung von Tempo 50 auf Tempo 30 liegen die rechtlichen Voraussetzungen nicht vor. Es gebe in diesem Bereich keine auffällige Unfallhäufigkeit. Das Landratsam hat außerdem in der Vergangenheit schon einen Antrag der Stadt abgelehnt, die Geschwindigkeit aus Lärmschutzgründen herabzusetzen. Vom Bau eines Radwegs westlich der Afrastraße zwischen Bahnbrücke und Augsburger Straße raten die Fachleute wegen der Querstraßen und der vielen Grundstückszufahrten ab. Eine Alternative könnten beidseitige Radfahrschutzstraßen sein. Vom Steirer Berg könnte der Verkehr durch den Ausbau des Weges nördlich des Bahndamms bis zur Röntgenstraße und entlang des Chippenham-Rings bis zum Kreuzungsbereich mit der B300 geleitet werden.
    • Fahrradstraßen: In Fahrradstraßen gilt Tempo 30, und der Kraftverkehr muss seine Geschwindigkeit gegebenenfalls weiter reduzieren, um Radlerinnen und Radler nicht zu gefährden. Fahrradstraßen kommen nur dann in Betracht, wenn der Radverkehr die vorherrschende Verkehrsart ist oder alsbald sein wird. Es empfiehlt sich, den Kfz-Verkehr durch Sperren oder Einbahnstraßen zu reduzieren. Nach Einschätzung der Stadtverwaltung sind die rechtlichen Voraussetzungen sowohl für die Rothenbergstraße wie auch für die Schützenstraße und den Bereich Pater-Franz-Reinisch-/Hermann-Löns-Straße wegen der "bedeutenden Erschließungsfunktion" fraglich. Lediglich für den Bereich des Pappelwegs zwischen Achbrücke und Seestraße kommt die Stadt zu einer positiven Bewertung. Hier wird testweise im Sommerhalbjahr 2022 eine Fahrradstraße eingerichtet werden.

    Allerdings sollen die Inhalte des Grünen-Antrags im Rahmen eines Radverkehrskonzeptes nochmals gutachterlich beurteilt werden. Ziel sei es, anstelle diverser Insellösungen ein attraktives Radwegenetz für das gesamte Stadtgebiet zu schaffen. Ein solches Konzept ist auch nötig für Friedbergs Bewerbung für das Zertifikat als "fahrradfreundliche Kommune".

    Unzufrieden mit dieser Bewertung ihrer Vorschläge zeigten sich die Grünen. "Welchen Stellenwert hat der Radverkehr in Friedberg?", fragte Claudia Eser-Schuberth. Radlerinnen und Radler seien weiterhin Verkehrsteilnehmer zweiter Klasse. Friedberg habe bereits mehr als genug Schubladenkonzepte, kritisierte sie. Ihre Fraktionskollegin Marion Brülls warf der Verwaltung vor, die Vorschriften zum Nachteil des Radverkehrs ausgelegt zu haben: "Sie haben alles rausgeholt, was unsere Vorschläge behindert." Dabei gebe es viele Beispiele in anderen Städten, wo das wunderbar laufe.

    Friedbergs Bürgermeister Eichmann wirft Grünen Wunschdenken vor

    Bürgermeister Roland Eichmann (SPD) bezeichnete dies als Wunschdenken der Grünen. Man brauche funktionierende Lösungen. "Das ist das, was möglich ist", fand auch Simone Hörmann von und zu Guttenberg (SPD). Nach ihrer Einschätzung handelt es sich um einen Schritt in die richtige Richtung, nun müssten aber Taten folgen. Sie schlug vor, im Rahmen der nächsten Stadtratssitzung bereits die Mittel für das Radverkehrskonzept freizugeben.

    Thomas Kleist (CSU) warnte davor, Radfahrer zu benutzen, um Autofahrer zu bremsen. Nach seiner Einschätzung ist es schwierig und falsch, eine Priorisierung einzelner Verkehrsteilnehmer vorzunehmen. Richard Scharold (

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