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Friedberg: Friedberg will mehr Menschen zum Radeln bringen

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Friedberg will mehr Menschen zum Radeln bringen

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    21 Prozent der Verkehrsmittelnutzung in Friedberg entfällt aufs Fahrrad. Der Anteil soll bis 2030 auf 25 Prozent gesteigert werden.
    21 Prozent der Verkehrsmittelnutzung in Friedberg entfällt aufs Fahrrad. Der Anteil soll bis 2030 auf 25 Prozent gesteigert werden. Foto: Ute Krogull (Archivbild)

    Das Fahrrad macht in Friedberg und seinen Ortsteilen etwas über 23 Prozent der Verkehrsmittel aus, ergab eine Befragung der Hochschule Augsburg vom Oktober. Der Umweltausschuss des Stadtrates findet, dass da noch Luft nach oben ist. Bis zum Jahr 2030 soll der Anteil auf mindestens 25 Prozent erhöht werden. Grünen und ÖDP ist das zu wenig.

    Friedberg hatte die Modal-Split-Umfrage im Zuge seiner Mitgliedschaft in der Arbeitsgemeinschaft fahrradfreundliche Kommunen in Auftrag gegeben. In der Sitzung erläuterte Prof. Michael Krupp von der Fakultät für Wirtschaft der Hochschule die Ergebnisse. Modal Split steht für die Aufteilung der Nachfrage nach Verkehrsmitteln. Demnach liegt das Auto in Friedberg mit fast 40 Prozent weit vorne, gefolgt von Fahrrad und Elektrofahrrad mit zusammen gut 21 Prozent. Auf Fußwege entfielen fast 19 Prozent.

    Diese Werte passen nicht zu dem, was viele auf den Straßen wahrnehmen. Dafür hatte der Professor eine Erklärung, die zugleich auf die Schwäche des Modal Split weist: Dieser misst nur die Wahl der Verkehrsmittel an einem Stichtag, nicht Verweildauer oder gefahrene Kilometer. Der Fußweg zum Briefkasten an der Ecke zählt also in seinem Sektor genauso wie die Autofahrt quer durch die Stadt.

    Laut Krupp sind die Werte in Friedberg vergleichbar mit denen in ähnlichen Städten. Das gilt auch für den ÖPNV-Anteil von fast elf Prozent (mit sehr hohem Schüleranteil). Vergleichsweise hoch sei mit 3,25 Prozent der Anteil der E-Bikes, erklärbar durch den hohen Altersschnitt sowie den Friedberger Berg.

    Fahrrad-Umfrage: 1100 Haushalte in Friedberg machen mit

    Grundlage der Erhebung sind rund 1100 Fragebögen. Dazu waren 3000 Haushalte angeschrieben worden, außerdem war für alle Interessierten eine Beteiligung online möglich. Letztlich sind 3,8 Prozent der Bevölkerung erfasst. Fast alle befragten Haushalte gaben an, mindestens ein Fahrrad zu besitzen.

    Erfasst wurde auch, wohin sich die Friedberger an diesem Oktober-Mittwoch mit stabiler trockener Wetterlage auf den Weg machten: Die meisten, nämlich 24 Prozent, mussten zur Arbeit. Einkaufen und Freizeit hielten sich mit je 15 Prozent die Waage, gefolgt von privaten Erledigungen.

    Viele Friedberger nutzen das Auto auch in der Freizeit

    Auffällig ist laut Krupp, dass auch in der Freizeit viele mit dem Auto unterwegs sind, während das Rad nur mittelmäßig und der öffentliche Nahverkehr wenig genutzt wird. In allen Altersgruppen steige etwas über die Hälfte regelmäßig in der Freizeit aufs Rad. "Hier ist Luft nach oben", resümierte Kruppa. Warum aber bleibt der Drahtesel im Schuppen? Neben allgemeinen Gründen wie Wetterabhängigkeit wurden fehlendes Sicherheitsgefühl oder schlechte Qualität der Radwege genannt. Die Radtrassen befanden 29 Prozent als eher schlecht bis sehr schlecht, dazu hatten auch viele Verbesserungsvorschläge. Kritik gab es außerdem an den Verbindungen zwischen den Stadtteilen, der Beschilderung und der Situation an Kreuzungen und Ampeln. Besonders schlecht ist in den Augen der Bürgerinnen und Bürger die Situation bei Abstellanlagen. Fast 60 Prozent halten sie für eher schlecht bis sehr schlecht.

    Die Verwaltung schlug vor, den Rad-Anteil in den nächsten acht Jahren von 21 auf 25 Prozent zu erhöhen. Der aktuelle Wert sei bereits recht hoch, eventuell dadurch bedingt, dass viele in der Pandemie Busse und Bahnen meiden. Um Radeln zu fördern, wird ein Radverkehrskonzept erstellt, das neben neuen Radwegen oder anderen baulichen Maßnahmen andere Punkte beinhalten kann, etwa eine Satzung für Abstellanlagen.

    Bei schlechtem Wetter reichen die Fahrradständer am Friedberger Bahnhof gerade so aus, bei gutem Wetter sieht es mit Abstellmöglichkeiten düster aus.
    Bei schlechtem Wetter reichen die Fahrradständer am Friedberger Bahnhof gerade so aus, bei gutem Wetter sieht es mit Abstellmöglichkeiten düster aus. Foto: Ute Krogull

    Umweltausschuss Friedberg: Reichen 25 Prozent aus?

    Edmund Dorsch von den Grünen passte das ganz und gar nicht. "25 Prozent sind vollkommen unzureichend", protestierte der Stadtrat, der bei Wind und Wetter mit dem Rad zu Sitzungen kommt. "Wir werden unsere Mobilität stark verändern müssen." Ähnlich sah es Hubert Nießner (ÖDP). "Vier Prozent Steigerung bewirken ja schon die Spritpreise", meinte er. Die beiden forderten eine Erhöhung auf 30 Prozent. Eva Bahner (Grüne) unterstützte sie mit Ideen. So wäre ihrer Meinung nach eine bessere Vernetzung von ÖPNV und Leihrädern dringend angebracht. Sie forderte mehr Mut auf dem Weg zur Fahrradstadt. Auch Autos Stellplätze wegzunehmen, dürfe kein Tabu sein.

    Damit kamen sie und ihre Mitstreiter im Umweltausschuss allerdings nicht durch. Die Mehrheit im Gremium argumentierte, 25 Prozent seien ein realistisches Ziel, das noch dazu durch das Wort "mindestens" vor der Zahl Potenzial nach oben lasse. Mit fünf zu sieben Stimmen wurde der Antrag auf eine Erhöhung auf 30 Prozent abgelehnt. Baureferentin Lillian Sedlmair betonte, im Rahmen des Radverkehrskonzepts, das nächste Woche Thema im Stadtrat sein wird, würden Einzelmaßnahmen erarbeitet.

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