Nach vielen Jahren Pause lädt der Verein der Fotofreunde Friedberg erstmals wieder zu einer Ausstellung ein. Unter dem Titel „Durch‘s Objektiv“ präsentieren 15 Fotografinnen und Fotografen während der Öffnungszeiten des Friedberger Adventsmarktes 142 Arbeiten in der Archivgalerie. „Die Ausstellung ist viel größer geworden als wir das vorgehabt haben. Wir hatten nur mit 70 Bildern gerechnet“, freut sich Vereinsvorstand Rolf Frenzel.
In den Räumen an der Pfarrstraße 6 ist eine beeindruckende Vielfalt an Motiven und Techniken zu sehen. Die Schau folgt zwar keinem bestimmten Thema, ist aber thematisch gegliedert. Im Bereich „Friedberg“ stellt beispielsweise Klaus Theilacker dokumentarisch Straßenfassaden von damals und heute gegenüber. „So alte Panoramen gibt es natürlich nicht. Hier wurden unzähligen Fotos aus unterschiedlichen Zeiten zusammengefügt“, erklärt Frenzel. Ein Bild zeigt den Platz rund um St. Jakob. „Von der alten Kirche vor dem Einsturz des Kirchturms gibt es nur ganz wenige Bilder.“ Davor ist noch ein Friedhof zu erkennen, ebenso eine enge Bebauung, die später abgerissen wurde.
Insgesamt werden 142 Arbeiten in der Archivgalerie ausgestellt
Unter dem Thema „Lichtstimmungen“ hat der Verein die Werke verschiedener Fotografen an einer Stellwand aufgehängt. Hier sieht man, wie Augsburg, Istanbul, Venedig und der Heilachwald in ein bestimmtes Licht getaucht werden. Ein paar Schritte weiter das Thema „Tiere, Vögel, Schmetterlinge“: Hier kann man beispielsweise einen Specht beobachten, wie dieser sein Junges füttert. „Das wurde im Wohngebiet Friedberg-Süd aufgenommen, wo jeder vorbeigeht“, so Frenzel. „Die Vögel machen Krach ohne Ende, aber kein Mensch beachtet das.“ Ein paar Schritte finden sich Eindrücke einer Ballonfahrt im Wittelsbacher Land. Auf den ersten Blick wirkt es, als wären die Fotos in der afrikanischen Savanne entstanden, doch die Aufnahmen zeigen etwa die Paar oder Dasing-Lindl am Horizont.
Gleich nebenan offenbaren Makroaufnahmen eine völlig andere Welt: Extrem vergrößert und überraschend anders entführen diese Bilder den Betrachter in die verborgensten Details unseres Alltags. Peter Wossnig, Schriftführer des Vereins, hat hier kleine Blumen in Mering und auf den Lechauen mit Vergrößerungsobjektiven fotografiert, um ein anderes Bewusstsein zu schaffen. Anschließend hat er mehrere Bilder überlagert. Dadurch entstehe ein expressionistischer Effekt, erklärt er. Zum Staunen bringen einen auch Makrobilder von Insekten in bis zu 20-facher Vergrößerung, welche Details offenlegen, die man mit dem bloßen Auge nicht erkennen kann. „Damit so ein Motiv gelingt, braucht es sehr viel Geduld, Aufwand und auch Glück“, erzählt die Führungsriege des Fotovereins.
Fotos der Fotofreunde Friedberg sind nach Themen gegliedert
Peter Wossnig weist auf sein Foto, auf dem gerade zarte Samen eines Löwenzahns vom Wind davongetragen werden. Für dieses Motiv sei er mit dem Föhn herangegangen und er habe zig Fotos gemacht, bis er den perfekten Augenblick einfangen konnte. Im Bereich „Personen – Porträts“ findet sich eine Serie von Rolf Frenzel, die dieses Jahr in der Mongolei im Winter entstanden ist. Auf einem Eisfest bei minus 30 bis 40 Grad lichtete er etwa einen Wolfsfellhändler ab, ebenso eine Mutter mit Tochter, die Rentiere im Norden des Landes züchten. Er habe im Winterlager ganz nahe der sibirischen Grenze bei den beiden übernachtet, in einem ganz primitiven Holzverschlag, wo es überall durchgezogen habe, erinnert er sich. Eine Toilette habe es dort nicht gegeben.
Gleich gegenüber widmet sich eine Ecke der Ausstellung der Schwarzweiß-Fotografie. Diese sei am anspruchsvollsten, erklärt Peter Wossnig, weil man da die Farbe weglasse und sich auf die Form, ebenso auf Licht und Schatten konzentriere. Der zweite Vorstand Stefan Bissinger hat hier etwa Fotos vom Weitmannsee hängen. Mit ihrer sanften Mehrfachbelichtung entfalten die Fotografien eine fast mystische Wirkung, die Betrachter in ihren Bann zieht. Umso erfreulicher ist es, dass der Eintritt zu dieser Ausstellung frei ist. Der Verein lädt außerdem alle Interessierten ein, jeden Dienstagabend um 20 Uhr im Vereinsheim am Eisenberg 1 vorbeizuschauen – ein idealer Ort für Austausch und Inspiration.
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