Die Erschöpfung ist den beiden deutlich anzumerken. Markus Rietzler, Vorsitzender der Friedberger Feuerwehr, und der stellvertretende Kommandant Andreas Steber sitzen im Friedberger Feuerwehrhaus und erzählen, dass die Jubiläumsfeier abgesagt sei. Am 22. Juni hätte das Fest stattfinden sollen – nicht nur mit Beteiligung der Ortsteil-Feuerwehren, sondern auch mit einer großen Abordnung der Feuerwehr aus Friedberg in der Steiermark. Rietzler und Steber ist anzusehen, dass sie die Absage traurig stimmt. Doch aus ihrer Sicht führt daran kein Weg vorbei – die Kräfte der Feuerwehr sind erschöpft. Und die Arbeiten nach dem Hochwasser dauern noch immer an.
Erschöpft nach Hochwasser-Chaos: Friedberger Feuerwehr sagt Jubiläum ab
"Der Grund für die Absage ist einfach: Unsere Leute sind durch", sagt Rietzler. Steber pflichtet ihm bei. Vom 31. Mai bis zum 7. Juni sei die Wehr in Dauereinsatz gewesen, erst dann habe sich die Lage ein wenig entspannt. "Wir haben natürlich versucht, in Schichten zu arbeiten. Aber anfangs hat keiner von uns in den Nächten mehr als zwei oder drei Stunden lang geschlafen", schildert Steber. Zuerst seien die Sturzfluten über Bachern, Rohrbach und Rinnenthal hereingebrochen. Später sei die Feuerwehr über viele weitere Orte verteilt gewesen, nachdem der steigende Grundwasserpegel zunehmend Probleme verursacht hatte. Die Aufgaben bestanden nicht nur darin, Keller auszupumpen. Auch bei ungewöhnlicheren Einsätzen packte die Feuerwehr an, etwa bei der Rettung von Fischen, die auf Felder gespült wurden.
Steber betont, dass die Feuerwehr zu jeder Zeit auch für zusätzliche Fälle einsatzbereit gewesen sei. Die "gewöhnliche" Arbeit der Helfer fällt nämlich auch parallel zur Katastrophe an. "Wir hatten etwa einen Einsatz im Fachmarktzentrum unterm Berg, dort wurde eine Brandmeldeanlage ausgelöst", sagt er. Auch aktuell sei die Einsatzbereitschaft voll gewährleistet. Das wird wenige Minuten später auf die Probe gestellt. Ein Alarmton hallt durch das Feuerwehrhaus – die Helfer müssen ausrücken. Nach nicht einmal fünf Minuten setzt sich der Löschzug in Bewegung, Steber fährt mit auf den Einsatz.
Aufräumarbeiten nach Hochwasser-Einsatz dauern in Friedberg an
Neben den regulären Einsätzen verursachen die Aufräumarbeiten Rietzler zufolge derzeit den größten Aufwand. Was er meint, zeigt ein Blick in den Keller des Feuerwehrhauses. Wäscheberge türmen sich in den Räumen, auf einem prangt ein Zettel mit der Aufschrift "Freiwillige Feuerwehr Affing". Einen Raum weiter lagern Schläuche, die bei den Einsätzen benutzt worden sind. 200 liegen im Raum – es ist nur ein Bruchteil all jener, die gereinigt werden müssen. "Mit dem Aufräumen und den Wartungsarbeiten werden wir mindestens noch zwei Wochen lang beschäftigt sein", sagt Rietzler mit Blick auf die vollen Regale.
Zwei junge Männer, die Gerätewarte Daniel Geiger und Mario Rietzler, der Sohn des Vorsitzenden, schließen vier Schläuche für die Reinigung an. Unter Wasserdruck pumpen sie sich auf. Aus einem schießt eine dünne Fontäne, die Gerätewarte markieren die Stelle mit einem roten Stift. "Wir bekommen eine neue Schlauchwaschanlage. Das ist sehr wichtig für uns", sagt Markus Rietzler.
Nicht nur Schläuche sind beim Hochwasser-Einsatz kaputtgegangen, sondern auch einige Pumpen haben den Geist aufgegeben. "Wir werden jetzt besprechen, wie gut uns das Material geholfen hat und was wir für die Zukunft zusätzlich benötigen", sagt Rietzler. Die Feuerwehr hat ein Spendenkonto eingerichtet, über das Bürgerinnen und Bürger die Retter unterstützen können. Alle Informationen dazu gibt es im Internet unter feuerwehr-friedberg.de/spendenkonto. Dort kann nicht nur für die Friedberger Feuerwehr gespendet werden – wer die Wehren in den Ortsteilen unterstützen möchte, kann das einfach bei der Spende angeben – die Friedberger Wehr will die Gelder dann weitergeben.
Auch wenn das Jubiläum buchstäblich ins Wasser fällt, möchte die Feuerwehr am 22. Juni ein kleines internes Fest feiern. Das nächste Jubiläum, das dann groß gefeiert wird, soll Riezler zufolge das 175. sein. Im aktuellen Jahr steht als Nächstes der Tag der offenen Tür an – am 22. September. Ausreichend Zeit, dass auch die letzten Folgen des Hochwassers bewältigt sind.