Anfang Juni war innerhalb von zwei Tagen über Friedberg ein Viertel der üblichen Jahresmenge an Regel vom Himmel gekommen, sodass es in vielen Stadteilen schlicht „Land unter“ hieß. Zehn Tage lang war der Katastrophenfall ausgerufen. Die Friedberger Feuerwehr und andere Rettungsdienste taten, was sie konnten, und viele Bürger packten tatkräftig mit an. Ein eilends eingerichteter Krisenstab koordinierte alles. Um Bürgern die Möglichkeit zu geben, von ihren Erfahrungen zu berichten, hatte die Stadt Friedberg zu zwei „Nachbarschaftsdialogen Hochwasser“ eingeladen. Der zweite fand nun für Friedberg-West, St. Afra und den Bereich „Unterm Berg“ statt. „Hochwasser werden wir in Zukunft noch häufiger haben“, war sich Friedbergs Bürgermeister Roland Eichmann sicher. Man wolle noch besser gerüstet sein. Die materiellen und emotionalen Schäden seien hoch gewesen. Und genau von diesen berichteten die zahlreich erschienenen Anwohner.
Rede und Antwort standen neben dem Bürgermeister auch die Abteilungsleiterin der Abteilung Öffentliche Sicherheit und Ordnung, Anna Klotz, Kommunalreferent Stefan Kreitmayr, Stadtwerke-Chef Holger Grünaug und Tiefbau-Abteilungsleiterin Sarah Scholtissek.
Hochwasser-Schäden in Friedberg belaufen sich auf rund 50 Millionen Euro
Die Anwohner lobten die Feuerwehrleute, die „einen Knochenjob“ erledigt haben. Eichmann schloss sich dem an: „Die Leute arbeiten ehrenamtlich für null Euro, trotzdem kostet uns die Feuerwehr im Jahr eine Million“. Er lobte auch seine Verwaltung, die bei der Arbeit weder auf Tageszeit noch Wochenende geachtet habe. Die Bilanz für Friedberg: ein Sachschaden von geschätzt 50 Millionen Euro, aber keine Personenschäden.
Die Bewohner der eingeladenen Stadtteile hatten mit Oberflächenwasser der Paar und der vielen kleineren Bäche zu kämpfen, das Hauptproblem aber war das Grundwasser. Ein Bürger aus St. Afra lobte ausdrücklich die schnelle Lieferung der mobilen Toiletten, als die Kanalisation ausfiel. Er selbst musste nach Abzug der Feuerwehr noch acht Wochen eigenständig pumpen, da das Grundwasser nur sehr langsam fiel. „Oberflächenwasser können wir mit baulichen Maßnahmen begegnen“, sagt Eichmann. Wie man mit Grundwasser umgehen kann, sei noch nicht klar.
Ein anderer Nachbar hatte sich „verloren gefühlt“, weil in seinem Stadtteil keine Sperrmüllcontainer aufgestellt waren. „Wir hätten Container geliefert, wenn Sie welche angefordert hätten“, entgegnete Anna Klotz. Ein großes Thema war die „Elementarschaden-Versicherung“, die Grundwasserschäden nicht bezahlt. Das sei Verhandlungssache, meinte jemand. Eichmann hoffte auf die große Politik, die eine solidarische Lösung finden müsste.
Eine Friedbergerin wollte, dass die Stromversorger die Hochwasser-Katastrophe aus dem Stromtarif wieder herausrechnen, damit die Vorauszahlungen im kommenden Jahr nicht ins Unermessliche steigen. Eine weitere Grundwasser-Messstelle in Friedberg-West wünschte sich ein Bürger, zudem äußerte eine Anwohnerin den Wunsch, dass die Pegelstände im Internet für einen längeren Zeitraum zurückzuverfolgen seien.
Stadt Friedberg will den Hochwasserschutz weiter ausbauen
Eichmann versprach, dass die Stadt dranbleibe und den Hochwasserschutz weiter ausbaue. Er bat aber auch um Verständnis, dass nicht alles sofort geschehen kann. Baumaßnahmen seien eine langwierige Sache. Und Friedberg kann finanziell und personell nicht alles gleichzeitig. Er hoffe auf Nachsicht, wenn zugunsten des Hochwasserschutzes die eine oder andere Straße noch länger auf die Sanierung warten muss.
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