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Friedberg: Ein Haarschnitt für den guten Zweck in Friedberg

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Ein Haarschnitt für den guten Zweck in Friedberg

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    Haarschnitt für Bedürftige: Die Friseurin Ruzica Madunic aus dem Salon Giovanni bietet beim Bürgernetzt Friedberg einen kostenlosen Haarschnitt für Bedürftige an.
    Haarschnitt für Bedürftige: Die Friseurin Ruzica Madunic aus dem Salon Giovanni bietet beim Bürgernetzt Friedberg einen kostenlosen Haarschnitt für Bedürftige an. Foto: Verena Hanner

    Der Gedanke, wie viel Glück und wie gut man es im Leben bisher hatte, bringt viele Menschen zum Ehrenamt. Als Ruzica Madunic, bekannt als Rosie, im Friseursalon Giovanni von der ehrenamtlicher Tätigkeit eines ihrer Kunden hörte, ließ sie sich direkt davon inspirieren. "Mein ganzes Leben haben mir immer wieder Menschen geholfen", erklärt sie, "Jetzt will ich etwas zurückgeben." 

    Gesagt, getan, kurz darauf bot sie beim Bürgernetz Friedberg an, Bedürftigen kostenlos die Haare zu schneiden. Dort stieß die Idee auf Begeisterung. "Wenn jemand seine speziellen Fähigkeiten bei uns einsetzen will, dann finden wir dafür eine Gelegenheit", meint die Koordinatorin Christina Brookmann vom

    Es kamen weniger Leute als erwartet zum Bürgernetz Friedberg

    Um das Haareschneiden noch vor Weihnachten anbieten zu können, musste alles ganz schnell gehen. Kurz nach Madunics Vorschlag gaben sie eine Anzeige in der Zeitung auf und Brookmann wandte sich an Obdachlosenheime und andere soziale Unterkünfte, um die Menschen über die Aktion zu informieren. Trotzdem fiel der Andrang etwas enttäuschend aus. Doch die wenigen, die kamen, waren sehr dankbar für das Angebot. Eine Besucherin konnte kaum glauben, dass es wirklich vollkommen umsonst sein sollte, und versuchte, ein bisschen Geld aus ihrem Portemonnaie zusammenzuklauben. Ein anderer meinte: "Ich habe vor Kurzem meinen Job verloren und bin jetzt arbeitslos, da freue ich mich, wenn einem kostenlos geholfen wird."

    Madunic erzählt, dass sie bereits ihre Azubis in Bereitschaft gesetzt hatte, falls viel losgewesen wäre. "Es hätte mir so viel Spaß gemacht, wenn viel zu tun gewesen wäre." Zwar könnte sie in den Räumen des Bürgernetzes mit ihrem mitgebrachten Werkzeug nur Trockenschnitte anbieten, aber viele unterschiedliche Menschen zu frisieren, bereite ihr Freude. Deshalb verschenke sie gerne die Zeit ihres freien Tages.

    Die Scham lässt viele zögern, Hilfe in Anspruch zu nehmen

    Christine Brookmann vermutet, dass nicht nur die Kurzfristigkeit der Aktion dafür gesorgt habe, dass wenig los war. Die Ausschreibung war an Bedürftige gerichtet gewesen und es sei möglich, dass viele sich nicht mit dieser Bezeichnung identifizierten. Einige seien womöglich überzeugt, dass es Leute gebe, denen es noch schlechter gehe und die es eher verdienten. Andere wollen sich nicht den Vorurteilen aussetzen, die dieser Begriff mit sich bringt. "Für viele ist das sehr schambehaftet", erklärt Brookmann, "Die meisten haben Angst hier gesehen und verurteilt zu werden. Vor allem, wenn man zuvor nicht auf soziale Dienste angewiesen war."

    "Jeder verdient eine schöne Frisur. Ein neuer Haarschnitt hilft dabei, sich in der eigenen Haut wohlzufühlen", meint Ruzica Madunic. Vor allem zur Weihnachtszeit und für die Feiertage wollen sich viele herausputzen. Brookmann fügt hinzu: "Die Haare wieder ordentlich zu haben, gibt vielen auch ein Gefühl von Würde zurück."

    Nächstes Jahr werden in Friedberg wieder Haare geschnitten, dann auf Spendenbasis

    Ruzica Madunic ist motiviert, die Aktion nächstes Jahr zu wiederholen. Dann allerdings mit längerer Vorausplanung und früherer Ankündigung. "Nächstes Jahr wollen wir es auch nicht nur für Bedürftige anbieten", meint Brookmann, "stattdessen soll gegen eine freiwillige Spende jeder kommen dürfen." So könnten Leute mit kleinem Geldbeutel ihren Haarschnitt für wenig Geld bekommen und diejenigen, die das Bürgernetz unterstützen wollten, könnten sich mit mehr beteiligen. Da das Bürgernetz auf Spenden angewiesen sei, freue es sich auch ohne Haarschnitt über jede finanzielle Hilfe. 

    An Ideen für das nächste Mal mangelt es auch nicht. Musik, Kaffee und Kuchen soll es geben. Am liebsten bereits im November vor der Adventszeit, damit die Leute noch nicht im Weihnachtsstress sind und mehr Zeit haben. Jeder, der dann einen Haarschnitt braucht, sollte die Augen nach der Aktion offen halten.

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