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Friedberg: Diese Unternehmer bringen die Vier-Tage-Woche nach Friedberg

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Diese Unternehmer bringen die Vier-Tage-Woche nach Friedberg

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    Daniel, 41, und Claudia Brandstädter, 40, führten 2020 in ihrem Unternehmen die Vier-Tage-Woche ein.
    Daniel, 41, und Claudia Brandstädter, 40, führten 2020 in ihrem Unternehmen die Vier-Tage-Woche ein. Foto: E-koris GmbH

    Fünf Tage oder mehr die Woche arbeiten, Überstunden aufbauen, ohne sie abbauen zu können, wenig Zeit für Freunde und Familie haben. Das ist die Realität vieler Menschen im Landkreis Aichach-Friedberg. Doch immer mehr prägen Begriffe wie "Work-Life-Balance" Unternehmensstrukturen und zwingen Geschäftsführer zum Umdenken. Seiner Zeit voraus ist das Friedberger Elektrounternehmen e-koris. Für sein familienfreundliches Arbeitsmodell wurde es mit einem Innovationspreis ausgezeichnet. Chefin Claudia Brandstädter findet: "Man muss sich verändern."

    Jeder darf so viel arbeiten, wie er will. Was auf den ersten Blick unwirtschaftlich klingt, funktioniert für das Elektrotechnikunternehmen e-koris und seine Mitarbeitenden gut. Auslöser für die Veränderung war die Pandemie. "Die Idee wurde letztlich aus der Not heraus geboren", erinnert sich Inhaberin Claudia Brandstädter. "Wir hatten unsere Tochter daheim, die Schulen wurden geschlossen." In der Anfangsphase von Corona sprach sie mit den 13 Mitarbeitern und stellte fest: Der Bedarf nach flexibleren und teils geringeren Arbeitszeiten war auch bei ihnen gegeben. Manche wollten daheim ihrer Ehepartnerin unter die Arme greifen, ein Kollege kümmerte sich um seine pflegebedürftige Mutter.

    Vier-Tage-Woche im Landkreis Aichach-Friedberg: bisher eine Seltenheit

    In dem Kontext beschreibt das Unternehmerpaar aus Wulfertshausen die Pandemie als Chance. Daniel Brandstädter sagt: "Zu Beginn von Corona war eh alles Neuland, man wusste nicht, was kommt. Wir hatten keine Angst, dass mit der neuen Struktur etwas schiefläuft. Wir haben es einfach ausprobiert."

    Heute haben alle 14 Mitarbeiter standardmäßig eine Vier-Tage-Woche mit 38 Stunden. Wer weniger arbeiten will, darf das. "Wir müssen nur etwa einen Monat davor Bescheid wissen, damit wir planen können", so Brandstädter. Generell ist eine Zwei- oder Drei-Tage-Woche also möglich. "Familie geht vor" sei das beherrschende Motto. Für diese gelebte Mentalität gewann die e-koris GmbH im Oktober den Innovationspreis des Bundesfamilienministeriums in der Kategorie "Kleine Unternehmen". Diese Auszeichnung bekommen Unternehmerinnen und Unternehmer, die in der Corona-Krise innovative Konzepte zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf entwickelt haben.

    Alle 14 Mitarbeiter haben eine Vier-Tage-Woche. Der zusätzliche freie Tag hilft laut Claudia Brandstädter dabei, das Wochenende richtig genießen zu können.
    Alle 14 Mitarbeiter haben eine Vier-Tage-Woche. Der zusätzliche freie Tag hilft laut Claudia Brandstädter dabei, das Wochenende richtig genießen zu können. Foto: E-koris GmbH

    Jemanden aus dem Unternehmen ausschließen, weil er oder sie weniger arbeiten will, kommt für das Inhaber-Paar nicht infrage. "Jeder Mensch kann das leisten, wofür er Zeit hat. Es gibt bei den jungen Leuten so viel Potenzial für gute Fachkräfte. Ob die Person für mich zwei oder vier Tage arbeitet, ist egal", findet Claudia Brandstädter. Als Unternehmen gehe man mit so einem Modell kein Risiko ein. Man zahle in diesem Beispiel ja dementsprechend auch nur zwei Tage. Sie selbst hat in einer anderen Firma schlechte Erfahrungen gemacht, was die Vereinbarung von Familie und Beruf angeht. Auch damals hatte sie eine Führungsposition. "Als meine Tochter zur Welt kam, hieß es: Familie oder Job. Und da sollte man nicht wählen müssen", so die 40-Jährige.

    Als Nachteil sehen Claudia und Daniel Brandstädter den zusätzlichen freien Tag nicht. Im Gegenteil. "Die Stimmung ist besser, man kommuniziert viel mehr, alle sind motivierter und produktiver", erzählt der 41-jährige Geschäftsführer. Man sei näher dran an den Angestellten. Auch wenn Claudia und Daniel Brandstädter sich freiwillig für diesen Schritt entschieden haben – sie glauben, dass es bald nicht mehr anders geht. "Der Generation, die jetzt auf den Arbeitsmarkt kommt, ist Freizeit einfach wichtig. Unternehmen, die nicht auf die Bedürfnisse eingehen, werden bald einen Fachkräftemangel haben", vermutet das Unternehmerpaar.

    Kommt es nach den Babyboomer-Rentnern zu einem Fachkräftemangel?

    Diese Sorge ist mit Blick auf die kommenden Jahrzehnte berechtigt. Geburtenstarke Jahrgänge, die sogenannten Babyboomer, werden in den kommenden 15 Jahren in Rente gehen. Was das für den Arbeitsmarkt bedeutet, errechnete das Statistische Bundesamt. Bis 2036 werden 12,9 Millionen Erwerbspersonen das

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