Schlimme Unfälle sind die Einsatzkräfte der Friedberger Wache des Roten Kreuzes (BRK) gewohnt. Auch dass sich diese oft nur ein paar hundert Meter entfernt an der Kreuzung Augsburger Straße/Chippenham-Ring abspielen, kommt immer wieder vor. Am Montag gegen 19 Uhr kam es dann besonders schlimm: Bei einem Unfall war ein Rettungswagen beteiligt, einer aus ihrer Wache. Insgesamt wurden sechs Personen verletzt. Die im Rettungswagen mitfahrende Notärztin sowie ein Patient wurden mit schweren Verletzungen ins Universitätsklinikum gebracht. Wie sich die Rettungskräfte auf Blaulichtfahrten vorbereiten und wie groß die Belastung ist.
"Meine Hand hat gezittert, als ich das Blaulicht eingeschaltet habe. Ich habe immer doppelt und dreifach geschaut. Am Ende war ich komplett verschwitzt - die Freude wich schnell der Anspannung", so beschreibt der stellvertretende BRK-Kreis-Geschäftsführer Thomas Winter seine allererste Blaulichtfahrt Ende der 1980er. Bevor der heute 49-Jährige seine erste Fahrt machen durfte, standen unzählige Übungsfahrten an. "Zunächst wird auf dem Parkplatz bei uns geübt, dann gibt es Leerfahrten und Trainings. Die Kolleginnen und Kollegen sehen genau hin, wie weit jemand ist", so Winter. Und jedes Jahr gebe es zusätzlich für alle ein Fahrsicherheitstraining beim ADAC.
Am Chippenham-Ring in Friedberg kracht es öfter
Obwohl sich die Rettungswagen-Fahrer in Kreuzungen vorsichtig hineintasten, kommt es immer wieder zu Unfällen, wie ein Blick in unser Archiv zeigt - gerade auch auf der Kreuzung Augsburger Straße/Chippenham-Ring. Thomas Winter: "Ich kenne keine gefährlichere Stelle. Es ist unübersichtlich und besonders schwierig für den Fahrer zu entscheiden, wann er fahren kann." Der Derchinger nimmt aber auch die Autofahrer in die Pflicht.
"Durch den Blitzer haben die meisten nur noch Augen für die Ampel. Es ist wichtig, dass die Autos klar ersichtlich stehen bleiben und so den Einsatzkräften signalisieren, dass sie sie wahrnehmen." Positiv sieht Winter die Änderung der Ampelschaltung. Seit zweieinhalb Jahren haben die Rettungswagen Grün, wenn sie das Gelände an der Hans-Böller-Straße verlassen.
Bei dem Unfall am Montagabend war der Rettungswagen auf dem Weg von Augsburg zum Friedberger Krankenhaus. Der 24-jährige Fahrer tastete sich laut Polizei mit eingeschaltetem Blaulicht und Martinshorn in den Kreuzungsbereich hinein. Ein 62-Jähriger, der in Richtung Norden unterwegs war, erkannte den Rettungswagen nicht und es kam zum Zusammenstoß. Durch die Wucht des Aufpralls kippte der Rettungswagen auf die Seite. Die Notärztin und der Patient wurden bei dem Unfall schwer verletzt, die drei Rettungssanitäter und der Unfallverursacher erlitten leichte Verletzungen.
Solche Einsätze mit verletzten Kolleginnen und Kollegen seien für Rettungskräfte eine zusätzliche Belastung, sagt Christian Eisebraun, Leiter der Friedberger BRK-Wache. "Jeder Unfall ist schlimm, aber natürlich war bei uns die Aufregung besonders groß." Zum Gesundheitszustand seiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter möchte er nichts sagen, Kontakt habe er bereits mit ihnen aufgenommen. "Selbstverständlich sucht man gleich das Gespräch, wenn das gewünscht ist."
Nach Unfällen: Einsatzkräfte bekommen Hilfe
Nach solchen Unfällen gebe es eine Aufarbeitung. "Die kann unterschiedlich ausfallen. Wir haben speziell geschulte Kolleginnen und Kollegen auf der Wache. Es gibt aber auch eine übergeordnete Stelle, bei der sich die Beteiligten psychologische Hilfe holen können", so Eisebraun.
Auch Winter hat Erfahrungen mit Unfällen im Einsatz. Vor vielen Jahren kollidierte sein Rettungswagen mit einem Auto auf der B2 zwischen Kissing und Friedberg. "Die Gefahr fährt immer mit. Ich hatte das Martinshorn an. Es nicht viel passiert und ich war auch nicht schuld, dennoch war es eine unangenehme Situation." Wer für einen solchen Unfall zahlen muss? Winter: "Die Polizei ermittelt und dann klären das die Versicherungen untereinander. Das ist wie bei einem ganz normalen Autounfall." Für die Friedberger Wache und ihre Einsatzkräfte war der Unfall am Montagabend aber kein normaler Unfall.