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Friedberg: Der Herr der Technik: Ohne Thomas Knappich laufen Veranstaltungen nicht

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Der Herr der Technik: Ohne Thomas Knappich laufen Veranstaltungen nicht

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    Veranstaltungstechniker Thomas Knappich hat an seinem Firmensitz in Wulfertshausen ein Lager voller Lautsprecher, Scheinwerfer und anderer Bühnenausstattung.
    Veranstaltungstechniker Thomas Knappich hat an seinem Firmensitz in Wulfertshausen ein Lager voller Lautsprecher, Scheinwerfer und anderer Bühnenausstattung. Foto: Ute Krogull

    Egal ob Altstadtfest, Musiksommer oder Reggae in Wulf: Thomas Knappich ist gefühlt bei jeder Veranstaltung in Friedberg präsent. Fast jeder, der gerne unterwegs ist, kennt ihn als den Mann am Mischpult, doch auch im Vorfeld hat er viel zu tun. Mit seiner Firma Klangwerk sorgt er seit Jahrzehnten für den richtigen Ton, kümmert sich um Bühne und Licht. Damit alles läuft, ist er im Hintergrund präsent. Wir haben heute den Strahler auf ihn gerichtet, und er hat viel zu erzählen von einer Branche, die durch die Pandemie so stark beeinflusst wurde, wie kaum eine andere. Das macht ihm Sorge - denn es könnte Veranstaltungen gefährden. 

    Seit 26 Jahren ist der gebürtige Augsburger als Veranstaltungstechniker selbstständig, in den Beruf rutschte er nach und nach hinein - als Ausbildungsberuf gab es ihn nämlich damals noch nicht. "Einen gewissen Hang zum Audiophilen und zur Audiotechnik muss man schon haben", sagt der Selfmademan über seine Anfänge auf Schulbällen und in Discos wie dem Tropicana. 

    Thomas Knappich von Klangwerk in Friedberg-Wulfertshausen ist ein Selfmademan

    Mittlerweile sitzt der 53-Jährige im Ausbildungsausschuss und hat sich in Friedberg den Status einer Institution erarbeitet. Über 50 Prozent seiner Aufträge spielen sich hier ab, der Großteil der weiteren in einem Umkreis von 40 Kilometern rund um den Firmensitz in Wulfertshausen, teils als Generalanbieter, teils als Subunternehmer. Je nach Bedarf unterstützen ihn Teilzeitkräfte. Diesen Sommer war er zum Beispiel beim Festival auf dem Augsburger Gaswerk-Areal im Einsatz. 

    Mehrere Aufträge pro Woche muss er mittlerweile ablehnen - eine 180-Grad-Wende im Vergleich zur Flaute während der Pandemie. Diese hat die Branche radikal verändert. Viele kleine Betriebe bildeten nicht mehr aus, als alle Veranstaltungen abgesagt wurden und die Perspektive unklar war. Etwa 50 Prozent der Lehrlinge fehlen - und damit zeitversetzt auch der Techniker. Gleichzeitig sattelten Einzelkämpfer um. Denn so attraktiv der Job für junge Menschen ist, merken viele mit den Jahren, wie fordernd er ist, durch Zeitdruck, Qualitätsdruck, Arbeit an Wochenenden und die ganze Nacht hindurch - schließlich wird meist gleich nach dem Konzert abgebaut. "Es beutelt die Branche massiv", sagt Knappich.

    Als Veranstaltungstechniker machte Thomas Knappich einen tiefen Kniefall vor Landrat Klaus Metzger. Ein Dankeschön für den neu eingebauten Aufzug, der in der Rothenberghalle die Arbeit erleichtert. Martha Reißner freute sich mit.
    Als Veranstaltungstechniker machte Thomas Knappich einen tiefen Kniefall vor Landrat Klaus Metzger. Ein Dankeschön für den neu eingebauten Aufzug, der in der Rothenberghalle die Arbeit erleichtert. Martha Reißner freute sich mit. Foto: Andreas Schmidt

    Während einerseits der Fachkräftemangel eklatant ist, werden andererseits immer noch Veranstaltungen nachgeholt. Hinzu kommt, dass mit den pandemischen Regeln das Streaming von Veranstaltungen Einzug gehalten hat. Eine hybride Veranstaltung aber macht fast so viel Arbeit wie zwei Termine. Außerdem haben die Techniker mit Lieferengpässen und extremen Preissteigerungen für ihr Equipment zu kämpfen - da geht es um viele Monate bzw. tausende Euro. Knappichs Befürchtung: Gerade kleine Veranstaltungen werden an dieser Entwicklung zugrunde gehen. Schließlich trifft sie auch Catering, Security, Hotels, Sanitär. Das lasse sich über teurere Tickets nicht abfangen. Ihm tut das leid, schließlich ist er vielen Veranstaltern seit langem verbunden. 

    Die "Bürger für Friedberg", die den Musiksommer organisieren, gehören zu seinen langjährigsten Partnern. Und obwohl das Festival dieses Jahr in seine 21. Auflage geht, erinnert der 53-Jährige sich genau, wie er den Auftrag erhielt. "Zwei Tage vor dem ersten Jazzkonzert im Schlosshof habe ich einen Anruf von Franz Reißner bekommen", erzählt er schmunzelnd. "Kannst du?" Er konnte. Und blieb dabei. "Der Musiksommer ist außergewöhnlich, weil es solche Konzerte in einer Stadt wie Friedberg sonst nicht gibt", meint er. Allein die Organisation durch die "Bürger für Friedberg" sei eine großartige Leistung.

    Der Friedberger Musiksommer birgt Herausforderungen für Thomas Knappich

    Eine Herausforderung sind die Abende teilweise auch für ihn als Herrn der Technik. Einem Ensemble klarzumachen, dass man in der Rothenberghalle lieber Mikrofone benutzen sollte, weil sie eben doch keine Konzerthalle ist, dieses diplomatische Geschick hat er inzwischen. Die Bühne etwas größer? Zwei Scheinwerfer mehr? (Fast) kein Problem. Akustisch seien die Veranstaltungsorte alle in Ordnung, logistisch jedoch sei die Rothenberghalle nicht einfach. Daher ist er dem Landkreis dankbar, der sie vor einigen Jahren aufrüstete, unter anderem mit einem Aufzug.

    Egal ob hier oder anderswo: In seinem Berufsleben hat er viele unterschiedliche Musikrichtungen gehört, Präferenzen entwickelte er dabei nicht. Bei bestimmten Arten von Heavy-Metal-Konzerten winkt er jedoch ab. Weniger wegen der Musik, sondern wegen des Drumherum. Literweise Hühnerblut auf der Bühne, dafür sie ihm sein Equipment zu schade. 

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