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Friedberg: Blindenbund besteht auf Leitsystem in Friedbergs Bahnhofstraße

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Blindenbund besteht auf Leitsystem in Friedbergs Bahnhofstraße

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    Heller Randstein, dunkler Asphalt – reicht das für sehbehinderte Menschen als Orientierung? Darüber gehen die Meinungen auseinander.
    Heller Randstein, dunkler Asphalt – reicht das für sehbehinderte Menschen als Orientierung? Darüber gehen die Meinungen auseinander. Foto: Thomas Goßner

    Das Thema Bahnhofstraße beschäftigte in der jüngsten Sitzung des Stadtrats auch die Mitglieder des Friedberger Inklusionsbeirats. Möglicherweise droht sogar ein Gerichtsverfahren wegen des Leitsystems für Sehbehinderte.

    Einen Anfang für mehr Inklusion im öffentlichen Verkehrsraum hat die Stadt mit dem behindertengerechten Ausbau der Kreuzung Münchner Straße/Aichacher Straße/Ludwig- und Herrgottsruhstraße gemacht. Die taktilen Streifen, an denen sich blinde und sehbehinderte Menschen beim Überqueren der Straßen orientieren können, sorgte jedoch für Kritik und Diskussionen (wir berichteten). Die weißen Platten seien gerade für Menschen mit eingeschränkter Mobilität rutschgefährlich, hieß es dabei.

    Meinungsverschiedenheiten im Friedberger Inklusionsbeirat

    Auch zu einem Leitsystem auf dem neu ausgebauten Gehweg am südlichen Teil der Bahnhofstraße gab es eine Kontroverse. Bereits im Juni vergangenen Jahres prallten im Inklusionsbeirat die Meinungen aufeinander. Regina Weidenberger wollte auch dort gerne ein Leitsystem für Sehbehinderte installiert wissen. Bürgermeister Roland Eichmann (SPD) war aber der Meinung, dass sich dort „gute Kanten“ befänden und außerdem beim Belag mit einem Hell-Dunkel-Effekt gearbeitet werde. So könnten sich sehbehinderte Menschen zurechtfinden.

    Einen Eilantrag der Grünen für ein Leitsystem lehnte der Stadtrat mit großer Mehrheit ab. Die weißen Platten an der Kreuzung Münchner, Aichacher und Ludwigstraße hätten sich als gefährlich erwiesen, berichteten Vertreter mehrerer Fraktionen übereinstimmend.

    Ein Alternativvorschlag der Parteifreien Bürger Friedberg

    Im Herbst wartete die Fraktion der Parteifreien Bürger mit FDP und ÖDP mit einem Alternativ-Vorschlag auf: Man könne die Rillen auch einfach direkt in den Asphalt fräsen, ohne diese weißen Platten. „Einen Kontrast, den Sehbehinderte brauchen, könnte man beispielsweise durch helle Bordsteine erreichen“, sagte Fraktionsvorsitzender Wolfgang Rockelmann auf Anfrage.

    Jüngst aber erreichte Bürgermeister Roland Eichmann ein Schreiben des Bayerischen Blinden- und Sehbehindertenbund (BBSB), worin moniert wird, dass nicht ein komplettes taktiles Leitsystem angebracht werden soll. Der Blindenbund sieht dies als Pflicht der Kommune an. Bürgermeister Roland Eichmann gab seiner Verwunderung Ausdruck: „Wir haben hier nicht mal eine Förderung. Das geht wohl vor Gericht und wird ein längeres Verfahren.“

    Inklusion: Kempten als Vorbild für Friedberg?

    Die Einigung bis dato sah vor, dass wegen des Kontrastes helle Granitsteine verlegt würden, in die nachträglich Rillen gefräst werden. Marion Brülls (Grüne) beanstandete, dass diese von Blinden oder Sehbehinderten nicht ertastbar seien. Wirtschaftsingenieur Gerd Schopp vom BBSB wusste eine Alternative. So habe er in Kempten in der Gerberstraße ein Blindenleitsystem entdeckt, das statt der weißen rutschigen Platten gräuliche Steine benutzt. Eichmann schlug spontan vor, mit dem Stadtrat hinzufahren und dieses anzuschauen.

    Lesen Sie dazu auch unseren Bericht: An dieser Barrierefreiheit stößt man sich

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