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Friedberg: "Bin schockiert": Kritik an Bau-Überlegungen für altes Pallotti-Areal

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"Bin schockiert": Kritik an Bau-Überlegungen für altes Pallotti-Areal

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    Die Aula der neuen Pallotti-Schule war bei der Infoveranstaltung zu den Plänen für das alte Gelände voll besetzt.
    Die Aula der neuen Pallotti-Schule war bei der Infoveranstaltung zu den Plänen für das alte Gelände voll besetzt. Foto: Bill Titze

    Noch steht die Schule, von etwaigen Baumaßnahmen ist bisher nichts zu sehen. Dennoch fand nun eine Informationsveranstaltung zu den Plänen auf dem Gelände der alten Vinzenz-Pallotti-Schule statt. Dabei stellten die Verantwortlichen eine Machbarkeitsstudie vor, die die Kriterien einer möglichen Bebauung abklopft. Geplant wird das Projekt vom Landkreis als Grundstückseigentümer und der Stadt. Fest steht: Es soll sozialen Wohnungsbau geben, teils mit dreigeschossigen Gebäuden. Bei einigen Besucherinnen und Besuchern sorgte das für großen Unmut.

    Nicht zuletzt deshalb, weil vielen offenkundig nicht klar war, was eine Machbarkeitsstudie eigentlich bedeutet. "Das hier sagt noch gar nichts aus", erklärte Landrat Klaus Metzger und deutete auf ein Modell, das in der voll besetzten Aula der neuen Vinzenz-Pallotti-Schule für die Infoveranstaltung aufgebaut worden war. Dieses zeigt, wie eine Bebauung einmal aussehen könnte - aber eben nicht unbedingt wird. 

    Anwohner besorgt über zunehmenden Verkehr in Wiffertshauser Straße in Friedberg

    Bevor Zeit für Fragen war, stellte Architekt Ralf Wehrhahn die Machbarkeitsstudie vor, die verschiedene Szenarien beinhaltet. Dabei unterscheiden sich diese in erster Linie durch die Nutzung des Geländes der Jugendverkehrsschule. Während eine Möglichkeit die Freihaltung der Fläche vorsieht, gehen andere von einer Bebauung aus. Entweder mit einem dreigeschossigen Gebäude oder mit einer mehrstöckigen Parkplatzanlage. "Dahinter steht die Überlegung, dass die Einrichtung von Tiefgaragen sehr teuer ist", erklärte Wehrhahn. Der Verkehr an sich soll über eine neue Straße fließen, die Wiffertshauser Straße und Singerstraße verbindet. In der Mitte könnte diese in einen Quartiersplatz münden.

    Eine große Sorge bei den Besucherinnen und Besuchern der Veranstaltung war tatsächlich der Verkehr. Dieser sei auf der Wiffertshauser Straße bereits jetzt unzumutbar, klagte ein Anwohner. "Das wird durch die Bebauung bestimmt nicht besser." Seiner Forderung nach Tempo 30 in dieser Straße erteilte Bürgermeister Eichmann jedoch eine klare Absage. "Das ist bei einer Haupterschließungsstraße derzeit rechtlich einfach nicht möglich." Generell versuchte Eichmann die Menschen bezüglich des Verkehrs zu beruhigen. "Die Menschen im sozialen Wohnungsbau sind nicht diejenigen, die viel Verkehr verursachen." Das sehe man beispielsweise bei einem ähnlichen Projekt in der Afrastraße.

    150 bis 180 Wohnungen könnten auf dem Areal in Friedberg entstehen

    Auch, dass hier um die 150 bis 180 Wohnungen für rund 400 Bewohnerinnen und Bewohnern entstehen könnten, sorgte für Unverständnis. "Was mich schockiert, ist diese Verdichtung. Das passt einfach nicht in die Stadt", betonte ein Anwohner. Außerdem sorgte die Höhe der Gebäude in der Machbarkeitsstudie für Ärger. Gerade dreigeschossige Bauten mit aufgesetztem Dach seien zu hoch. Landrat Metzger unterstrich, dass man verpflichtet sei, Wohnraum zu schaffen. Die Wartelisten beim Landkreis seien bereits heute sehr lang. "Es soll ja Leute geben, die sich keine Doppelhaushälfte leisten können", antwortete er auf die Frage einer Frau, warum dort Sozialwohnungen entstehen müssen. 

    Auch aus wirtschaftlichen Gründen ist es laut Bürgermeister Eichmann notwendig, ein möglichst großes Angebot zu schaffen. "Ansonsten ist das finanziell nicht zu stemmen bei den hohen Baukosten." Dabei ist es derzeit nicht geplant, Wohnungen zu verkaufen. Mieten ist die präferierte Methode, um die Wohnungen an den Mann und an die Frau zu bringen. Auf Nachfrage einer Bürgerin schlossen die Verantwortlichen nicht aus, dass auch Formen von betreutem Wohnen entstehen könnten. Die Anregung eines Besuchers, ein Nahwärmenetz zu bedenken, das auch die Anwohnerinnen und Anwohner nutzen können, stieß ebenso auf offene Ohren.

    Baubeginn des Wohnquartiers in Friedberg soll 2026 sein

    Während das meiste noch im Unklaren ist, steht fest, wie es nun weitergeht. Im Herbst startet ein Architektenwettbewerb, dessen Teilnehmerinnen und Teilnehmer auf Grundlage der Machbarkeitsstudie Gestaltungsvorschläge erarbeiten. Im Frühjahr soll das Ergebnis feststehen, danach erfolgt im Sommer 2024 die Rahmenplanung. Der Start der Abbrucharbeiten an der alten Schule ist für Ende 2025 geplant, der Baubeginn für 2026. Dieser wird abschnittsweise erfolgen, sodass die Anwohnerinnen und Anwohner wohl mehrere Jahre mit Bauarbeiten vor ihrer Nase rechnen müssen. An diese Menschen richtete Eichmann noch einen Appell. "Bringen Sie Ihre Interessen ein, denn diese wollen wir berücksichtigen." Das sei keine Pro-Forma-Angelegenheit. Ein Bebauungsplan sehe an seinem Ende nie so aus, wie am Anfang. 

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