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Friedberg: Betrüger gibt sich am Telefon bei einem Friedberger als Polizist aus

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Betrüger gibt sich am Telefon bei einem Friedberger als Polizist aus

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    Eine neue Masche von Telefonbetrug greift im Landkreis Aichach-Friedberg um sich. Ein Betroffener erzählt.
    Eine neue Masche von Telefonbetrug greift im Landkreis Aichach-Friedberg um sich. Ein Betroffener erzählt. Foto: Alexander Kaya

    Eine neue Betrugsmasche greift auch im Kreis Aichach-Friedberg um sich. Gerhard Tauer (Name geändert) ist einer von denen, die angerufen wurden. Als der Friedberger abnahm, meldete sich Dietmar Manz, angeblich Kriminalhauptkommissar. Kaum zwei Minuten habe das Gespräch mit dem vermeintlichen Polizisten gedauert. Was bei Tauer zurückblieb, war ein ungutes Gefühl, zu Recht, wie sich später herausstellte.

    Falscher Polizist in Friedberg fragt nach Goldbarren

    Es gehe um eine Diebesbande, die gerade einen Friedberger Supermarkt überfallen habe, erklärte der selbst ernannte Beamte Manz, die Polizei sei ihr auf den Fersen. Einen Teil der Gaunergruppe habe die Polizei bereits stellen können, der Rest sei auf der Flucht.

    Tauers Adresse stehe auf einem Zettel, den der vermeintliche Komissar bei einem der Diebe gefunden habe. "Er hatte eine ältere, vertrauenerweckende, seriöse Stimme ohne Dialekt", sagt Tauer über den Mann am anderen Ende der Leitung. "So wie man sich Polizisten im Film vorstellt."

    Über den Balkon sei seine Wohnung leicht zu betreten, zudem sei seine Frau gerade nicht zu Hause, so der Mann am Telefon weiter. Beides Aussagen, die Gerhard Tauer merkwürdig vorkamen, als sei er unter Beobachtung. "Und Sie haben doch auch Goldbarren im Haus", habe der Polizist dann gesagt.

    Wahrheitsgemäß habe er die Frage mit nein beantwortet, erzählt Tauer, bei ihm gebe es nichts zu holen. Später wird Tauer sagen, dass dies der Punkt war, an dem das Gespräch keinen Sinn mehr hatte. Zumindest nicht für den angeblichen Polizisten.

    Vermeintlicher Polizist: Friedberger schöpft Verdacht

    Denn der beendete das Telefonat kurz darauf, und auf Tauers Frage, was er denn nun wegen der Diebesbande tun sollte, erwiderte der Polizist nur, er werde sich melden. Das geschah jedoch nicht. Tauer hatte das aber auch nicht erwartet. Denn ein "komisches Gefühl" hatte den Friedberger nach dem Telefonat beschlichen.

    Das verstärkte sich, als er sich nach dem Gespräch an seinen Schreibtisch setzte und den Rechner startete. Und siehe da - nach ein paar Minuten fand er im Internet den Bericht einer norddeutschen Tageszeitung, in dem derselbe Name vorkam: Dietmar Manz.

    Trickbetrüger riefen in Friedberg Bürger an und gaben sich als Polizisten aus.
    Trickbetrüger riefen in Friedberg Bürger an und gaben sich als Polizisten aus. Foto: Rolf Vennenbernd, dpa (Symbolfoto)

    Auch laut dieser Zeitung hat sich der Mann als Polizist ausgegeben und einen älteren Mann sogar fast so weit gebracht, Wertsachen vor die Tür zu stellen. Doch durch seine Aussage, er besitze doch gar keine Goldbarren, habe der falsche Polizist wohl das Interesse verloren. "Eigentlich bin ich ja kein misstrauischer Mensch", sagt Tauer. Die detaillierten Informationen, hätten ihn aber glauben lassen, er werde beobachtet, erzählt er.

    Eine Seniorin aus Markt Indersdorf, die über Tage von falschen Polizeibeamten bedrängt wurde, händigte dagegen ihre Ersparnisse an die Täter aus, wie die Kriminalpolizei Fürstenfeldbruck meldet.

    Unter der häufig verwendeten Legende, dass ein Einbruch bevorstünde und die Polizei nun ihre Wertgegenstände vor den vermeintlichen Dieben sichern müsse, wurde die Seniorin massiv unter Druck gesetzt. Schließlich konnte das Opfer nach drei Tagen dazu bewegt werden, große Vermögenswerte in Form von Münzen aus ihrem Bankschließfach abzuholen und an unbekannte Abholer zu übergeben. Es ging um Beute im sechsstelligen Bereich.

    Aus dem Augsburger Stadtteil Göggingen meldet die Polizei einen ähnlichen Versuch von Telefonbetrug. Da die angerufene 83-Jährige Bedenken über die Glaubwürdigkeit des Anrufs äußerte, sollte sie während des Gesprächs die 110 wählen. Als die Seniorin die 110 während des laufenden Gesprächs gewählt hatte, meldete sich eine weitere Person und versuchte ihr glaubhaft zu machen, von der Polizei zu sein. Eine Masche, die um sich greift?

    Das sagt die Friedberger Polizei zu den Trickbetrügern

    Auch Tauer wandte sich an die Polizei, die nun ermittelt. Der stellvertretende Dienststellenleiter in Friedberg, Martin Binder, hofft auf einen Erfolg. Einfach sind solche Ermittlungen jedoch nicht.

    Was viele laut dem Beamten nicht wissen: "Über die übermittelte Telefonnummer können wir nur selten Rückschlüsse auf den Täter ziehen." Denn Binder zufolge benutzen Betrüger in der Regel Computerprogramme, um Nummern der örtlichen Polizei, die 110 oder Ähnliches anzuzeigen. Da die Täter zudem oft im Ausland sitzen, sei eine Rückverfolgung schwierig. Dennoch konnten immer wieder Tatverdächtige festgenommen werden.

    Welche Tipps die Friedberger Polizei bei Betrügern hat

    Die Polizei rät deshalb, sich und sein Umfeld zu sensibilisieren, insbesondere ältere alleinstehende Menschen. "Die Polizei wird nie nach Geld oder Wertgegenständen fragen", sagt Binder. Deshalb warnt er davor, Details über sich, die Vermögenssituation oder andere sensible Daten wie die Kontoverbindung preiszugeben.

    "Einfach aufzulegen ist oft die beste Option", sagt Binder. Anschließend könne man sich bei Verwandten erkundigen, ob sie tatsächlich angerufen haben. Und wenn man das Gefühl hat, von einem Betrüger angerufen worden zu sein? "Dann rufen Sie direkt die Polizei an", sagt Binder. Aber Vorsicht: "Drücken Sie nicht die Wahlwiederholung, sonst landen Sie eventuell wieder bei den Tätern."

    Verdächtige Anrufe? Hier können Sie nachfragen

    • Bei Zweifel wenden sich Betroffene bitte direkt an eine Polizeidienststelle oder rufen direkt beim Notruf 110 an.
    • Mehr Infos zum richtigen Verhalten gibt es unter www.polizei-beratung.de.

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