Startseite
Icon Pfeil nach unten
Friedberg
Icon Pfeil nach unten

Friedberg: Beleidigungen und mehr: Gewalt gegen Rettungskräfte nimmt zu

Friedberg

Beleidigungen und mehr: Gewalt gegen Rettungskräfte nimmt zu

    • |
    Auch gegenüber Feuerwehrkräften kommt es in Friedberg und Umgebung vermehrt zu Aggressionen.
    Auch gegenüber Feuerwehrkräften kommt es in Friedberg und Umgebung vermehrt zu Aggressionen. Foto: Alexander Kaya (Symbolbild)

    Es ist ein Vorfall, der betroffen macht: Kürzlich attackierte eine Gruppe Jugendlicher Mitglieder der Wasserwacht am Friedberger See, bewarf sie mit Steinen. Und auch bei der großen Katastrophenschutzübung vor einigen Wochen in Friedberg kam es zu unschönen Szenen, Feuerwehrkräfte wurden heftig beschimpft. Situationen, die an den Ehrenamtlichen nicht spurlos vorbeigehen, wie Vertreter von verschiedenen Organisationen berichten.

    "Wir waren schockiert", sagt der Vorsitzende der Wasserwacht Friedberg, Michael Käser. Die Wasserwacht kümmert sich ehrenamtlich an den Wochenenden um die Sicherheit am Friedberger See. An einem schönen Sonntag im Juli mussten drei Helfer aber plötzlich selbst um ihre Sicherheit bangen. "Sie wurden von einer Gruppe Jugendlicher zunächst grundlos beleidigt", erzählt Käser. Die Ehrenamtlichen hätten das Verhalten ignoriert, was jedoch nicht half. Im Gegenteil: Plötzlich fingen die Jugendlichen an, mit Steinen zu werfen. Verletzt wurde zwar niemand, Gesprächsbedarf bestand aber dennoch. "Wir haben das natürlich im Nachhinein noch einmal aufgearbeitet", sagt Käser. Der Schock sitzt vielleicht auch deshalb tief, weil die Wasserwacht solch ein Verhalten nicht kennt. "So was kam bei uns noch nie vor, auch Beleidigungen nicht." 

    Mehr Beleidigungen gegen Feuerwehrleute in Friedberg

    Bei der Feuerwehr in Friedberg sieht das ganz anders aus. "Wir haben in letzter Zeit eine rapide Zunahme von verbalen Übergriffen auf unsere Einsatzkräfte", berichtet Kommandant Michael Geiger. Zwar sei es bisher noch nicht zu körperlichen Attacken gekommen, jedoch gebe es immer wieder heftige Beleidigungen gegen die

    So wie bei der großen Katastrophenschutzübung in Friedberg Mitte Juni. Damals war die Freiwillige Feuerwehr Stätzling für eine solche Straßensperrung an der Münchner Straße verantwortlich. So manchen behinderte das offensichtlich beim Weg zum Einkaufen in den umliegenden Lebensmittelgeschäften. Der Kommandant der Feuerwehr, Jürgen Mair, äußerte sich damals gegenüber unserer Redaktion schockiert über das Verhalten vieler Autofahrer. "Bestimmt jeder Zweite hielt an und stieß Beleidigungen aus." Es seien bei Weitem keine Einzelfälle mehr gewesen. Auch Sexismus spielte bei den Beleidigungen eine Rolle. So wurde eine junge Feuerwehrfrau mit den Worten angegangen: "Wieso bist du überhaupt bei der Feuerwehr, du bist doch eine Frau?" Kommandant Mair wies im Gespräch auch auf die gesellschaftlichen Auswirkungen hin. "Man kann sich ja vorstellen, dass es für das Ehrenamt nicht gut ist, wenn man in dieser Form angegangen wird."

    Bei Alkoholkonsum sinkt der Respekt gegenüber Ehrenamtlichen in Friedberg

    Auch der Kommandant der Friedberger Feuerwehr weist darauf hin, dass solche Vorfälle sich auf die Psyche der Ehrenamtlichen auswirkten. "Da fragen sich die Helfer schon, ob es das Richtige ist, was man da macht", so Geiger. Dass es zu einer Zunahme von Übergriffen kommt, liegt seiner Meinung an gesamtgesellschaftlichen Spannungen. "Inflation, Krieg und Krisen spielen da mit Sicherheit eine Rolle." 

    Der Beauftragte für das Ehrenamt beim Bayerischen Roten Kreuz (BRK) Aichach-Friedberg, Peter Rauscher, weiß ebenfalls von Aggressionen gegenüber Rettungskräften zu berichten. "Der Übergang von verbaler Gewalt zu körperlichen Aggressionen ist da mitunter fließend." Zwar könne er in letzter Zeit keinen rapiden Anstieg bei den Übergriffen erkennen. "Aber im Vergleich zu vor zehn Jahren ist es subjektiv betrachtet auf jeden Fall mehr geworden." Für Rauscher liegt das nicht zuletzt an einer zunehmenden Anspruchshaltung in der Gesellschaft. "Außerdem spielen soziale Probleme eine Rolle." Vor allem nach dem Konsum von Alkohol sinke der Respekt gegenüber den Ehrenamtlichen. Viele brenzlige Situationen seien daher in der Nacht zu verzeichnen. 

    Übergriffe psychisch belastend für Rettungskräfte in Friedberg

    Mit den Ehrenamtlichen habe man deshalb schon Schulungen besucht, wie man mit solchen Situationen am besten umgeht. Für die Betroffenen seien diese insbesondere psychisch belastend. "In solchen Fällen kommt schon die Frage auf, wieso man seine Freizeit dafür hergibt." Verlassen habe das BRK aber wegen solcher Vorfälle noch keiner. Letztlich sei es nur eine Minderheit, die negativ auffalle. "Die allermeisten Erfahrungen sind immer noch positiv." 

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden