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Friedberg: Aktivismus mal anders: Friedberger kreiert Klimaschutz-Website

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Aktivismus mal anders: Friedberger kreiert Klimaschutz-Website

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    Der Friedberger Horst Köhler möchte mit einer Website zum Thema Klimawandel aufklären. Dafür nimmt er sich in der Woche einige Stunden Zeit.
    Der Friedberger Horst Köhler möchte mit einer Website zum Thema Klimawandel aufklären. Dafür nimmt er sich in der Woche einige Stunden Zeit. Foto: Bill Titze

    Horst Köhler hat keinen Schaum vor dem Mund. Und auf einer Demo kann man sich den freundlichen 81-Jährigen aus Friedberg-Wulfertshausen auch nicht so wirklich vorstellen. Dennoch macht er keinen Hehl daraus, dass ihm das Thema Klimaschutz außerordentlich wichtig ist. "Wenn das schiefgeht, sehe ich schwarz für die Menschheit", betont er. Deshalb möchte Köhler seinen Teil dazu beitragen, dass der Klimawandel bekämpft wird. Dafür hat er sich an ein zeitaufwendiges Projekt gewagt.

    750 Stunden hat er im vergangenen Jahr investiert, um eine Website zum Thema Klimawandel auf die Beine zustellen. 16 Kapitel hat die Seite "Klimawandel-Report", auf der er erklärt, wie die globale Temperaturerwärmung zustande kommt und was man dagegen tun kann. Abgedruckt wären das etwa 150 Seiten. "Eigentlich wollte ich ja ein Buch schreiben", verrät Köhler. Doch seien die Verhandlungen mit den Verlagen schwierig gewesen. "Heute bin ich froh, dass ich eine Website gemacht habe."

    Der Friedberger Köhler plädiert für Ein-Kind-Politik

    Denn eines ist Köhler sehr wichtig: Aktualität. Er will am Ball bleiben und immer die neuesten Entwicklungen aufgreifen. Deshalb liest er regelmäßig Studien und spricht mit Forschenden. Außerdem kann er auf eigenes Wissen zurückgreifen, das er als Ingenieur bei MAN gesammelt hat. Dort befasste er sich in seinen letzten Dienstjahren damit, wie man Dieselmotoren "sauber" bekommt. "Da hat sich mittlerweile viel getan", sagt Köhler mit Blick auf "seine" Branche. Die war zwar lange Zeit alles andere als emissionsfrei, aber ein schlechtes Gewissen hat Köhler deshalb nicht. "Früher hat man es einfach nicht besser gewusst."

    Zumindest Unwissenheit soll in Zukunft nicht mehr im Weg stehen, wenn es um die Bekämpfung des Klimawandels geht. Seine Website ist deshalb nicht im nüchtern-sachlichen Tonfall einer wissenschaftlichen Arbeit geschrieben. "Ich versuche, möglichst in eigenen Worten zu formulieren und nicht im Fachchinesisch." Außerdem scheut sich Köhler nicht, seine eigene Meinung zu schreiben. Kritik übt er sowohl an der aus seiner Sicht zu langsam reagierenden Politik sowie an Gruppen, die am menschengemachten Klimawandel zweifeln. Bei alledem ist es ihm jedoch wichtig, keine Panik zu erzeugen. "Deshalb verwende ich auch keine dramatischen Bilder auf der Seite."

    Dass Köhler selbst die Welt jedoch in einer existentiellen Krise sieht, lässt sich aus seinen Forderungen ableiten. Er wünscht sich zum Beispiel eine Ein-Kind-Politik, wie vor einigen Jahren in China praktiziert. "Das ist natürlich nicht schön, aber unabdingbar." Zu groß laste die Überbevölkerung auf der Erde. Gleichzeitig müsse der CO2-Verbrauch reduziert werden, gerade durch den Ausbau der erneuerbaren Energien. Dabei ist er sich im Klaren darüber, dass das nicht einfach wird. Um die Energieversorgung sicherzustellen, ist Köhler für Atomkraftwerke. "Es ist ein Fehler, diese abzuschalten."

    Deutschland sieht er in einer Vorbildrolle. "Wir haben die finanziellen Möglichkeiten und hervorragende Wissenschaftler." Als Forscher sieht Köhler sich selbst aber nicht. "Ich bin lediglich Ingenieur." Als solcher möchte er sein Wissen einbringen, um aufzurütteln, wie er sagt. "Meine Kinder trifft der Klimawandel vielleicht nicht mehr so stark. Aber meine Enkel werden es merken." Das heißt jedoch nicht, dass er alles unterstützt, was manche aus der jüngeren Generation in Sachen Klimaschutz so treiben. Von Straßenkleberei und Farbwürfen auf Gemälde hält er nicht viel. "Ich verstehe, warum sie das machen. Aber alles, was verboten ist, sollte man unterlassen."

    Im privaten Umfeld spricht der Friedberger Köhler nicht über Klimawandel

    Mit Familie und Freunden spricht er trotz seines Engagements nicht über das Thema Klimawandel. "Meine Söhne haben anderes im Kopf. Aber sie wissen natürlich, dass ich das mache." Kein Wunder, schließlich investiert er viel Zeit in seine Website. Diese ist aber nicht seine einzige Beschäftigung. So kümmert er sich um das Aquarium, das in seinem Arbeitszimmer steht. Ein eher ruhigeres Hobby. Das passt zu Köhler, der alles andere als radikal wirkt. Und doch keine Scheu davor hat, an Tabus wie Überbevölkerung und Atomkraft zu rühren.

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