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Friedberg: Ära endet: Karola Piel hat 20 Jahre lang Kindermusicals produziert

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Ära endet: Karola Piel hat 20 Jahre lang Kindermusicals produziert

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    „Owi lernt König“ war eines der liebsten Musicals von Karola Piel. Nach über 20 Jahren hört die Friedbergerin nun auf.
    „Owi lernt König“ war eines der liebsten Musicals von Karola Piel. Nach über 20 Jahren hört die Friedbergerin nun auf. Foto: Christine Hornischer

    In der Friedberger Archivgalerie herrscht reges Treiben. Bunte Kostüme hängen an Kleiderständern, Moltontücher sind über Stühle geworfen. Inmitten des Trubels steht Karola Piel, die mit der Friedberger Schule für Musik seit über 20 Jahren Kindermusicals auf die Bühne gebracht hat. Nun gibt Piel aus Altersgründen diese Aktivitäten auf. „Später, mit einem Rollator geht es nicht mehr“, sagt die 68-Jährige lachend.

    Gleichzeitig nimmt die studierte Musikpädagogin Abschied von einer Ära, in der ihre Bühne, Kostüme und technische Ausrüstung all die magischen Momente der Musicals ermöglichten. Sie hat sich entschieden, diese Schätze aus Platzgründen zu verkaufen. „Die Kostüme sollen weiterhin Freude bringen,“ sagt sie. „Deshalb gebe ich sie gegen Spenden ab. Vielleicht können sie bei anderen Schulaufführungen oder bei Familien für den Fasching ein neues Zuhause finden.“ Die Licht- und Tontechnik sowie Moltontücher und Traversen werden zu festen Preisen verkauft. 

    Karola Piel produzierte Musicals an der Friedberger Schule für Musik

    „Es wäre großartig, wenn Schulen oder Theatergruppen diese Ausrüstung nutzen könnten, um ihre eigenen Projekte zu bereichern,“ erklärt Piel. „Die kompletten Requisiten zu Burg Höllenstein gehen bereits nach Königsbrunn, die sind schon reserviert“, freut sich die Frau mit den kurzen grauen Haaren. Ihr sei es am liebsten, wenn ein Bühnenbild und die dazugehörigen Kostüme komplett weggehen. „Das bildet immer eine Einheit“, begründet sie. 

    Um die 100 Euro bekommt sie für ein Bühnenbild mit Kostümen. Dieser Betrag wird natürlich dem Aufwand, dem Eifer und der Leidenschaft der Macher nicht gerecht. „Aber so leben die Kostüme weiter“, freut sich die 68-Jährige schon sehr auf die Aufführungen mit „ihren“ Kostümen. Sie sind auch wirklich etwas Besonderes. Besonders das rosafarbene Schwein oder das „Kaufrausch-Tor“ aus Styropor stechen neben den Fledermäusen von Burg Höllenstein und den Quietsche-Entchen von „Owi lernt König“ hervor.

    Das "Kaufrausch-Tor“ aus Styropor war eines der ersten Stücke, die bei der Ausstellung von Karola Piel  in der Friedberger Archivgalerie an den Mann kamen.
    Das "Kaufrausch-Tor“ aus Styropor war eines der ersten Stücke, die bei der Ausstellung von Karola Piel in der Friedberger Archivgalerie an den Mann kamen. Foto: Christine Hornischer

    Piels letztes Musical war die „Chinesische Nachtigall“, welches nicht nur musikalisch, sondern auch optisch gepunktet hat. „Das liebevoll gestaltete Bühnenbild zeigt das kaiserliche Arbeitszimmer, die Kostüme sind aufwändig gestaltet“, kramt Piel in der Vergangenheit. Zwei riesige Drachen aus Pappe wurden von zwei Müttern angefertigt. Bei dieser letzten Aufführung von und mit Carola Piel kamen Schülerinnen und Schüler der vergangenen Jahre auf die Bühne, ehrten ihre „Musical-Mama“ und sangen ihr ein Ständchen. „Ein rührender Augenblick“, sagt Piel zu dieser Überraschung.

    Piel reflektiert: „Diese Kinder haben mir so viel gegeben. Es war ein Privileg, sie auf ihrem Weg zu begleiten.“ Sie weiß, dass sie ihren Schülerinnen und Schülern nicht nur das Musical nähergebracht, sondern auch wichtige Lebenslektionen wie Teamfähigkeit, Selbstbewusstsein oder sinnstiftende Kommunikation vermittelt hat. Piel freut sich auch, dass die Freundschaften zwischen ihr und ihren Schützlingen Jahre überdauern. „Da wird aus einer ehemaligen Schülerin eine Freundin, der ich auf Augenhöhe begegne“, fügt sie hinzu.

    Karola Piel aus Friedberg ist begeisterte Bassistin

    Ruhiger wird es im Leben der Musikpädagogin aber nur hinsichtlich der Musicals. Ihre Tätigkeit als Musiklehrerin bleibt. Und nun hat die begeisterte Bassistin wieder mehr Zeit für ihr liebstes Instrument. „Man kann mit dem Bass überall mitspielen“, sagt sie. Und: „Der Kontrabass tut den Ohren gut, man spürt ihn gleichzeitig im Bauch.“ Mit dem Tieftoninstrument könne sie jederzeit in einem Orchester spielen. „Hier bin ich Teil eines großen Klangkörpers“, schwärmt die 68-Jährige. Sie vergleicht das Orchester mit einem Puzzlespiel. Jeder Musiker habe seinen festen Platz.

    Und während sie so aus ihrem Leben erzählt, begrüßt ihr Mann Johannes, der für die komplette Organisation in der Musical-Zeit zuständig war, einen Lehrerkollegen aus Friedberg. Erstaunt und überrascht von der bunten Vielfalt geht dieser herum. Nein, für Karola Piel sind diese Schätze nicht nur Kostüme. Es sind Erinnerungen an die unzähligen Stunden harter Arbeit und die strahlenden Gesichter der Kinder, die sie trugen. 

    Termine der Ausstellung von Karola Piel in Friedberg

    Info: Die Ausstellung in der Archivgalerie ist noch geöffnet: Am Freitag, 21. Juni, von 18 bis 21 Uhr, am Samstag, 22. und Sonntag, 23. Juni, von 12 bis 18 Uhr. Ab 14 Uhr können die reservierten Exponate abgeholt werden.

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