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Friedberg: Baugenossenschaft muss ihr Großprojekt an der Frühlingsstraße umplanen

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Baugenossenschaft muss ihr Großprojekt an der Frühlingsstraße umplanen

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    Die ersten Häuser der an der Südseite der Frühlingstraße sind seit einigen Monaten fertig. Die nächsten Schritte des Millionenprojekts musste die Baugenossenschaft jetzt umplanen. 
    Die ersten Häuser der an der Südseite der Frühlingstraße sind seit einigen Monaten fertig. Die nächsten Schritte des Millionenprojekts musste die Baugenossenschaft jetzt umplanen.  Foto: Ute Krogull

    Mehr Wohnraum schaffen und gleichzeitig die gewachsene Nachbarschaft erhalten, war das Ziel der Baugenossenschaft an der Frühlingstraße. Jetzt steckt sie mittendrin, zwei Gebäude wurden bereits neu errichtet, eines erweitert, aus den anderen sind die Leute ausgezogen. Doch plötzlich tauchen unerwartete Probleme auf: der Krieg, der die Materialknappheit verstärkt, sowie Schwierigkeiten, die Straße mit einer Tiefgarage zu "unterkellern". Um das Großprojekt zu retten, wird neu geplant – und abgespeckt.

    In einigen Jahren sollen 100 statt bislang 60 Wohnungen angeboten werden. Dazu werden die 100 Jahre alten Häuser, Keimzelle des sozialen Wohnungsbaus in Friedberg, abgerissen. Nach Plänen des Architekturbüros Rockelmann wird das Areal danach dichter bebaut. Rundherum soll auf Grünflächen (Landschaftsarchitekten Brugger) Raum für Begegnung entstehen, mit Spielplätzen, Gärtchen, Hochbeeten, Bänken und naturnaher Bepflanzung. Grundlage sollte ein ungewöhnlicher Ansatz werden: Die Frühlingstraße wechselt vom Eigentum der Stadt in das der Baugenossenschaft.

    Günther Riebel, Vorstandsvorsitzender der Baugenossenschaft Friedberg, beim Rundgang an der Frühlingstraße. Hinter ihm ist der künftige Gemeinschaftsraum zu sehen, der allen Bewohnern und Bewohnerinnen zur Verfügung steht. 
    Günther Riebel, Vorstandsvorsitzender der Baugenossenschaft Friedberg, beim Rundgang an der Frühlingstraße. Hinter ihm ist der künftige Gemeinschaftsraum zu sehen, der allen Bewohnern und Bewohnerinnen zur Verfügung steht.  Foto: Ute Krogull

    Während oberhalb der Erde eine verkehrsberuhigte Straße mit einer Platzsituation auf halber Strecke sich zwischen den Häusern hindurchschlängelt, sollte unterhalb eine große Tiefgarage gebaut werden. Daraus wird nichts – oder zumindest nicht ganz das, was geplant war.

    Vorstandsvorsitzender Günther Riebel erklärt bei einem Rundgang die Situation: Problem eins ist die Kostenexplosion, die mit einer unkalkulierbaren Entwicklung einhergeht. Auf 20 Millionen Euro war die Maßnahme veranschlagt, die Steigerung wird aktuell auf mindestens zehn Prozent geschätzt. Problem zwei ist, dass es rechtlich und finanziell kompliziert wird, den Straßengrund, den die Genossenschaft der Stadt einst geschenkt hat, wieder "zurückzuschenken". Außerdem verläuft unter der Straße der Kanal nach Wiffertshausen, dieser müsste wegen der Tiefgarage verlegt werden.

    Im Oktober will die Baugenossenschaft Friedberg mit Abriss und Neubau beginnen.

    Daher wird der zweite Bauabschnitt, in welchem ab Oktober die fünf Gebäude Hausnummer 13 bis 21 im Norden abgerissen und vergrößert neu gebaut werden sollten, aufgeteilt. Als Erstes werden die beiden äußeren Gebäude in Angriff genommen. Im zweiten Schritt, der nächstes Frühjahr beginnen soll, werden dann die Gebäude 15, 17 und 19 neu gebaut – ohne Keller. Dafür soll unter diesen Häusern die Tiefgarage situiert werden. Diese wird laut Riebel den Stellplatzbedarf der beiden ersten Bauabschnitte abdecken.

    Die Anlage liegt zentral, viele Bewohnerinnen und Bewohner sind älter, auch Familien kommen hier in der Regel mit nur einem Pkw aus. Daher möchte die Genossenschaft den Schritt zu moderner Mobilität in Form einer integrierten Carsharing-Station wagen; auch an Leih-EBikes ist gedacht. Riebel weiß: "Viele alte Menschen haben ihr Auto vor allem, um einmal in der Woche damit zum Verbrauchermarkt zu fahren."

    Während das Gebäude links im Vordergrund von der Baugenossenschaft Friedberg renoviert und erweitert werden konnte,  müssen die 100 Jahre alten Häuser rechts Neubauten weichen. 
    Während das Gebäude links im Vordergrund von der Baugenossenschaft Friedberg renoviert und erweitert werden konnte,  müssen die 100 Jahre alten Häuser rechts Neubauten weichen.  Foto: Ute Krogull

    Die Umplanung hat aber auch zum Ziel, Sicherheit zu schaffen. Die Genossenschaft möchte dazu mit dem Generalunternehmer zusammenarbeiten, der sich im ersten Bauabschnitt bewährt hat: der Reitenberger GmbH aus Laugna. Die aktuelle Situation ist für alle Neuland – wie geht man sie an? "Wir setzen uns mit dem Generalunternehmer an einen Tisch", so Riebel. Eine Möglichkeit seien Preisgleitklauseln.

    Zurück kann die Genossenschaft fast nicht mehr. Die Mieterinnen und Mieter aus den Häusern 13 bis 21 sind in die Neubauten umgezogen. Es war ein Kraftakt, für alle den maßgeschneiderten Wohnraum zu finden, zumal es sich um staatlich geförderte Wohnungen handelt, für die genaue Größenvorgaben gelten. Nun jedoch fühlen sich alle wohl in den hellen, modern geschnittenen und praktischen Wohnungen. Viel schöner sei es und man müsse auch nicht mehr mühsam Treppen schneiden, lobt ein Mann, der seit über 20 Jahren an der Frühlingstraße lebt.

    Landratsamt bringt in der Friedberger Frühlingstraße Ukrainer unter

    Die leer stehenden Bauten hat das Landratsamt gemietet, das dort Geflüchtete unterbringt. Das ist jedoch nur als Übergangslösung gedacht. Wie es einmal werden soll, wenn alles fertig ist, zeigt der Blick auf und in die fertig gestellten Häuser, die sich in einem zeitlosen Stil präsentieren, mit großzügigen Treppenhäusern, Aufzügen, schönen Balkonen, umrahmt von viel Grün.

    Der Baugenossenschaft sei der Fortbestand der guten Nachbarschaft wichtig, betont Riebel. Daher hat sie viel Geld in die Außenanlagen gesteckt, um zwanglose Begegnungsmöglichkeiten zu schaffen. Angestrebt ist außerdem ein guter Nachbarschaftsmix: die in einem Dreistufenmodell geförderten Wohnungen, günstige Mietwohnungen in den sanierten "Beamtenhäusern" sowie Neubauten, die auf dem freien Markt vermietet werden (ein dritter Bauabschnitt soll folgen). Außer Familien hätten viele ältere Friedbergerinnen und Friedberger Interesse signalisiert, so Riebel. Für einen Platz in einer Genossenschaftswohnung in zentraler Lager würden sie sogar ihr Einfamilienhaus verkaufen.

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