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Erfolgsgeschichten: Ukrainische Jugendliche aus dem Landkreis Aichach-Friedberg meistern DSD

Aichach-Friedberg, Mering

Ukrainische Schülerinnen und Schüler werden für deutsches Sprachdiplom geehrt

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    23 Schülerinnen und Schüler aus der Ukraine erhielten am Meringer Gymnasium das Deutsche Sprachdiplom.
    23 Schülerinnen und Schüler aus der Ukraine erhielten am Meringer Gymnasium das Deutsche Sprachdiplom. Foto: Eva Weizenegger

    Sofiia ist 15 Jahre alt und lebt seit zwei Jahren bei einer deutschen Familie in Aichach. Sie machte sich als 13-Jährige unmittelbar nach Ausbruch des Krieges in der Ukraine mit ihrer damals 24-jährigen Schwester auf nach Deutschland, um dort in Sicherheit leben zu können. Ihre Eltern sind noch in Saporischschja. In der Stadt befindet sich ein Atomkraftwerk und die ukrainische Regierung fürchtet hier Anschläge durch die russische Armee. „Es vergeht kein Tag, an dem ich nicht an meine Familie und die Freunde zu Hause denke“, sagt Sofiia. Doch für ein paar Stunden kann sie am Mittwochvormittag einmal den Krieg vergessen. Sie erhält mit 22 anderen Schülerinnen und Schülern aus dem Landkreis Aichach-Friedberg für ihre besonderen Leistungen beim Erlernen der deutschen Sprache ein Diplom. Die feierliche Verleihung fand am Gymnasium Mering statt. Das Deutsche Sprachdiplom (DSD) der Kultusministerkonferenz ist das einzige schulische Programm der Bundesrepublik für Deutsch als Fremdsprache im Ausland. Das Deutsche Sprachdiplom kann mit einer Prüfung zum Abschluss eines mehrjährigen schulischen Deutschunterrichts erworben werden.

    Schülerinnen und Schüler aus Aichach, Mering und Friedberg

    „Ich finde es sehr wichtig, dass auch die Leistungen der Schülerinnen und Schüler aus den Willkommens- und später Brückenklassen honoriert werden“, sagte Schulleiter Josef Maisch, der gemeinsam mit dem Landkreis und dem Schulamt die Verleihung organisiert hatte. Schülerinnen und Schüler sowie Lehrerinnen und Lehrer aus der Wittelsbacher Realschule Aichach, dem Gymnasium Mering und dem Deutschherrengymnasium Aichach nahmen an der Veranstaltung teil. Die Mittelschule Friedberg, die ebenfalls an den DSD-Diplomen teilgenommen hatte, konnten nicht zur Feierstunde kommen.

    Sofiia aus Saporischschja besucht mittlerweile die neunte Klasse an der Wittelsbacher Realschule in Aichach. „Nächstes Jahr will ich meine Mittlere Reife machen und wenn es alles gut geht, über die Fachoberschule noch das Abitur ablegen.“ Ihr Traum ist es, Juristin zu werden. „Ich weiß nicht, ob jemals Frieden in meinem Land herrschen wird, deshalb ist auch ungewiss, ob ich jemals wieder dort leben kann“, sagt die 15-Jährige.

    Rückkehr in die Ukraine ist ungewiss

    Stella ist ebenfalls unter den Ausgezeichneten. Die 16-Jährige kam kurz nach Ausbruch des Krieges von Kramatocsk, unweit der russischen Grenze, nach Deutschland. Mittlerweile lebt sie mit ihren Eltern, den zwei jüngeren Geschwistern und ihren Großeltern in Merching und besucht die zehnte Klasse des Meringer Gymnasiums. „Ich freue mich, dass ich das Diplom habe und will natürlich jetzt noch das Abitur schaffen“, sagt sie. Auch sie glaubt nicht daran, jemals wieder in ihre alte Heimat zurückkehren zu können. „Ich möchte an einer Uni dann Grafikdesign studieren.“ Ihre Mutter ist auch bei der Feierstunde dabei und sagt: „Wir sind so stolz auf unsere Stella.“ Ihre jüngere Schwester ist in der fünften Klasse des Meringer Gymnasiums. „Mein Mann fand hier in einer Bank eine Anstellung als Servicemitarbeiter und wir sind hier angekommen“, sagt sie in fließendem Deutsch. Auch für sie ist eine Rückkehr ungewiss.

    Im Rahmen der Verleihung zeigten die Schülerinnen Masha, Mariia und Kunai aus Mering ein von ihnen selbst gedrehtes Video, um zu verdeutlichen, wie ihre erste Zeit in Deutschland war und wie sie die zwei Jahre hier verändert haben. Anschließend sprachen einige Schülerinnen und Schüler beeindruckende Worte: „Wir sind nicht nur Deutschland dankbar, sondern auch unseren Lehrerinnen und Lehrern, die uns so unterstützt haben.“ Sie haben sich hier neu kennengelernt und wurden zu Freunden. „Aber es ist schade, dass wir uns wegen solch einer Situation treffen mussten.“

    Seit über zwei Jahren haben Schulen im Landkreis ukrainische Schülerinnen und Schüler aufgenommen und unterrichtet. Zuerst in Form einer Willkommensklasse und die letzten beiden Schuljahre als Brückenklassen. Dabei handelte es sich um schulartübergreifende Klassen. Das Erlernen der deutschen Sprache stand hier im Vordergrund. Bei entsprechender Eignung konnten die Schülerinnen und Schüler an eine Regelschule wechseln. Das deutsche Sprachdiplom (DSD) ist ein lebenslang gültiges Zertifikat. Die Prüfung umfasst vier Teile: Lese- und Hörverstehen, schriftliche und mündliche Kommunikation. 2500 Schülerinnen und Schüler aus der Ukraine haben bayernweit an diesen Prüfungen teilgenommen, wie Schulleiter Josef Maisch informierte. Im Landkreis Aichach-Friedberg haben 23 teilgenommen.

    Mit einem Blumenstrauß bedankte sich stellvertretender Landrat Helmut Lenz bei den Prüferinnen des Deutschen Sprachdiploms.
    Mit einem Blumenstrauß bedankte sich stellvertretender Landrat Helmut Lenz bei den Prüferinnen des Deutschen Sprachdiploms. Foto: Eva Weizenegger

    Stellvertretender Landrat Helmut Lenz überreichte zusammen mit Schulleiter Josef Maisch die Urkunden und bedankte sich bei den Prüferinnen mit einem Blumenstrauß. „Das, was Ihr geleistet habt, verdient einen großen Applaus“, richtete er sich an die Schülerinnen und Schüler. Dieses Diplom eröffne ihnen viele Möglichkeiten im Berufsleben und im Alltag, sagte auch Kultusministerin Anna Stolz in ihrer Videobotschaft an die Ausgezeichneten.

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