Meike Harms, die bekannte Poetry-Slammerin erinnerte gleich zu Beginn an das, was Demokratie ausmacht: „Wir haben eine Stimme und in jedem Fall, ist ihr Einsatz für Demokratie unser größtes Kapital.“ Einen kurzweiligen und spannenden Abend im Wittelsbacher Schloss erlebten die über 200 Besucherinnen und Besucher, die sich auf eine Entdeckungstour zur Demokratie einließen.
Die dritte Bürgermeisterin Claudia Eser-Schuberth begrüßte die Gäste, unter ihnen Vertreter der Stadt und der Schulen. In ihrem Grußwort zitierte sie einige Artikel des Grundgesetzes und sagte: „Demokratie ist schützenswert und Demokratie ist wehrhaft. Bleiben wir demokratisch – solidarisch. Im Denken und im Handeln“ und erinnerte: „Wir leben in einer Demokratie. Wir müssen sie nicht von irgendwoher zurückholen.“ „Ich habe Mitarbeiter, die über 1000 Kilometer nach Hause fahren, wenn Wahlen sind, weil ihnen das Recht zu wählen so wichtig ist“, berichtete der stellvertretende Landrat Manfred Losinger, der auf seinem Hof Saisonarbeitskräfte aus Polen beschäftigt.
Auch bei Meike Harms und Singer-Songwriterin Katrin Freiburghaus ist Partizipation gefordert, wenn auch in Form von Reimen: „Bühnen-Poesie ist Partizipation. Da darf man gleich mal mitmachen.“ Amüsiert und fehlerfrei beendete das Publikum die Tiergedichte. „Je mehr mitmachen, desto mehr Sinn ergibt es – bei Demokratie, wie bei Musik“, so Benjamin Rademann von KaraUke, der das zahlreiche begeisterte Publikum zum Ukulelespielen aufforderte. Denn auch das ist die lange Nacht – Spaß haben beim gemeinsamen Musizieren.
Das Publikum bunt gemischt, Jung und Alt, multikulturell und multinational. „Mensch*innen“, wie die Kinderpflegeklasse der Friedberger Berufsschule auf selbst gedruckten Jutetaschen provokant darstellte.
Für Demokratie und gegen Diskriminierung in Friedberg
„Unser Ziel war eine Medienkampagne gegen Diskriminierung“, so Uschi Stritzker von der Medienstelle des Landkreises. „Wir wollten queere Menschen empowern“, erläuterte Konstantin Engelhardt, Lehrkraft an der Berufschule „Wir haben Pins und Tasche selbst gestaltet und wollten ein wenig provozieren“, fügte Calvin, 24 Jahre, und Schüler der Klasse, an, bevor er sich wieder an die zahlreichen Besucherinnen und Besuchern wandte. Jede*r könnte die witzigen Pins mit nach Hause nehmen: ob „Mensch*In“, „queer“ oder „bist du cool? Anders?“
Die Vinzenz-Pallotti-Schule hatte sich mit dem Thema Diskriminierung der eigenen Schüler auseinandergesetzt. Während des Projekts war ein beeindruckender Film entstanden, der anschaulich die Diskriminierung schildert, die die Schülerinnen und Schüler täglich empfinden. Nachdenken ist erwünscht. Wir brauchen doch nur mehr Zeit, so heißt es im Film. Zeit, um Dinge zu verstehen.
Eine Gesellschaft gespickt mit Vorurteilen. Ist das immer noch so? Familie Keckeisen aus Friedberg hat hierzu eine eindeutige Meinung: „Die Demokratisierung beginnt im Elternhaus. Das Elternhaus ist prägend. Das Entscheidende leben die Eltern vor.“ Auch für Nicole Schöttel ist es wichtig, was Demokratie und Grundgesetz bedeuten: „Gerade für die Jugendlichen - dass sie auch in schwierigen Situationen lernen, Probleme demokratisch zu lösen.“ Sie hat sich mit ihrem Sohn Julian das Sophie-Scholl-Stück des Eukitea-Theaters angeschaut. Julian ist beeindruckt von Sophie Scholl: „Dass sie den Mut hatte, diese Flyer zu verteilen. Das hätte ich mich nicht getraut. Sie hat die richtigen Gedanken gehabt.“
Lernen, sich für andere einzusetzen. Sich einfach mal trauen, auch gegen Widerstände zu agieren. Eva Rösch vom Bildungsbüro fasste das Konzept eindringlich zusammen: „Wir wollten Räume öffnen. Durch die Generationen hindurch.“
Dass das funktioniert hat, ist ein besonderes Verdienst aller Beteiligten. Neben dem Bildungsbüro des Landkreises waren dies die Volkshochschule, die Kinderpflegeklasse der Berufsfachschule, die Vinzenz-Pallotti-Schule, der Integrationsbeirat, das Frauenforum und vor allem das Friedberger Bündnis für Demokratie und Vielfalt. Für die Verpflegung sorgten die Rotarier und der Lions-Club mit Spenden von der Bäckerei Scharold und dem Friedberger Altstadtcafé. Ein besonderer Dank ging an Andreas Bubenik von der Stadt. „Denn“, wie Eser-Schuberth erwähnte: „Ideen zu haben ist das eine, sie umzusetzen das andere.“
Die lange Nacht der Demokratie im Wittelsbacher Schloss überraschte durch herausfordernde Ansichten und überraschende Einblicke. Diskussionen, Vorträge und Musik. Besucherinnen und Besichern wurde vor Augen geführt: Demokratie ist vielfältig, Demokratie ist schützenswert und vor allem - Demokratie macht Spaß.
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