Es ist wahrscheinlich das letzte Mal in diesem Jahr, dass sich der Dasinger Stricktreff draußen vorm Bärenwirt treffen kann. Ein paar Bierbänke werden zusammen geschoben, der Sonnenschirm aufgespannt und schon klappern die ersten Stricknadeln. "Seit Januar treffen wir uns jeden zweiten Mittwoch im Monat zum gemeinsamen Stricken", sagt Organisatorin Viktoria Speckner, vom Seniorenbeirat Dasing. Bis zu elf Seniorinnen kommen immer zusammen – dieses Mal sind es acht Frauen zwischen 68 und 86 Jahren. Das Stricken ist dabei eigentlich Nebensache. Es geht den Frauen hauptsächlich um die Gesellschaft – dem Alleinsein zu Hause für einen kurzen Augenblick entfliehen.
Nicht nur aus Dasing kommen die Frauen. "Das Angebot wird sehr gut angenommen", sagt Speckner. Da es einen Stricktreff nur in wenigen Gemeinden gibt, kommen die Seniorinnen unter anderem auch aus Kissing, Haberskirch und Derching. Hildegard Chrast ist aus Salingen und mittlerweile zum dritten Mal dabei. "Ich kann eigentlich gar nicht stricken. Aber ich mag die Gesellschaft", erzählt sie. Es wird nicht nur gestrickt, sondern auch gehäkelt. Nebenher gibt es Kuchen und Obst. "Das Stricken geht ganz von allein. Da kann man gut nebenher etwas anderes machen", sagt Marion Leudel, die emsig an einem Socken arbeitet. Munter unterhalten sich die Damen nebenher und tauschen sich über Gott und die Welt aus.
Stricktreff in Dasing für Seniorinnen
Die Idee zum Stricktreff hatte Viktoria Speckner aus Dasing. "Ich habe das in Ried gesehen und habe mir gedacht, das wäre auch was für unseren
![Edda Schmidt strickt schon fleißig Weihnachtsgeschenke. Edda Schmidt strickt schon fleißig Weihnachtsgeschenke.](https://images.mgpd.de/img/100911167/crop/c1_1-w100/1741185386/681641329/dasing-stricktreff.jpg)
Die 84-jährige Edda Schmidt erzählt, wie sie das Stricken wieder entdeckt hat und zeigt stolz Bilder ihrer besonders gelungenen Werke. "Ich komme aus Siebenbürgen. Da hat man früher die ganze Zeit Handarbeit gemacht. Aber als ich vor 30 Jahren ausgewandert bin, hatte ich keine Zeit mehr dafür", sagt sie. Nach dem Tod ihres Mannes vor vier Jahren, forderte die Tochter sie auf, wieder mit der Handarbeit anzufangen. Jetzt bereitet es
Fast alle Frauen im Stricktreff versorgen Familie und Verwandte mit den Ergebnissen. "Es zu verkaufen, lohnt sich nicht", weiß Speckner. Für Socken bekommt man gerade einmal 20 Euro. Damit ist aber eigentlich nur die Wolle abbezahlt. Der Arbeitslohn entspricht dann ungefähr zehn Cent pro Stunde. Marion Leudel verkauft ihre Socken immer wieder auf Märkten. Aber reich wird man davon nicht. "Darum geht es uns aber nicht", sagt auch Speckner. Dennoch wird überlegt, ob man nicht doch einmal gemeinsam einen Marktstand betreiben könnte.
Denn Strick ist schick. Margit Parschivka hat extra mehrere selbstgestrickte Pullover mitgebracht zum Vorführen. In nur einer Woche schafft sie es, ein ganzes Oberteil fertigzustellen. "Im Winter geht's immer schneller. Im Sommer hab ich nicht so viel Zeit – da muss ich in den Garten", erzählt sie. Nur Socken stricke sie nicht. Da benötige man zu viele Nadeln.
Einig sind sich alle – stricken entspannt. Leider können vor allem junge Leute nicht mehr stricken. "Früher haben wir das noch von Mama oder Oma gelernt und dann auch in der Schule gemacht", sagt Speckner. Wenn man einmal den Bogen heraus hat, kann man gut neben der Handarbeit ratschen. Und darum geht es doch.