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Dasing: Schwestern Sara & Laura kämpfen gegen den Krebs

Dasing

Die Schwestern Sara (14) und Laura (13) kämpfen gegen den Krebs

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    Die Töchter von Christine Hihler Sara (links) und Laura (rechts) sind an Krebs erkrankt.
    Die Töchter von Christine Hihler Sara (links) und Laura (rechts) sind an Krebs erkrankt. Foto: Manuel Rank

    Wenn der kalte Winter immer näher rückt, spitzeln die letzten Sonnenstrahlen häufig noch aus der Wolkendecke hervor und lassen die Häuserwände erstrahlen. An solchen warmen Herbsttagen trifft man Christine Hihler und ihre zwei Töchter Sara und Laura häufig draußen auf der Straße, um sie herum eine Gruppe von Nachbarinnen. Die Kinder fahren Bobbycar und toben herum; die Mütter unterhalten sich: auf den ersten Blick eine ganz normale Alltagsszene. Doch etwas unterscheidet

    Zusammen mit ihrer Tochter Sara saß die alleinerziehende Mutter am 20. Januar 2021 in einem Sprechzimmer einer radiologischen Praxis in Augsburg. Sara hatte tagelang über starke Kopfschmerzen und Schwindelanfälle geklagt, musste sich immer wieder übergeben. Der Kinderarzt schickte sie zum MRT. Als zwei Ärzte fragten, ob Sara im Zimmer bleiben wolle oder lieber rausgehe und Hihler einen mandarinengroßen Fleck auf dem Bildschirm sah, wusste sie: "Das bedeutet nichts Gutes." Sara blieb im Zimmer, schließlich ging es um sie. Dann die Diagnose: Hirntumor – eine "Klatsche ins Gesicht" für Mutter und Tochter.

    Sara aus Dasing litt sehr unter den Folgen der Chemotherapie

    Ab da an musste es schnell gehen; von den Ärzten hieß es, man müsse sofort operieren. Hihlers Bruder brachte die beiden in ein spezialisiertes Krankenhaus in Großhadern. Doch die Mutter durfte der Tochter nicht zur Seite stehen, das Corona-Tests war noch nicht da. Die OP verlief gut, die Ärzte schafften es, den um Gesichts- und Hörnerv herumgewachsenen Tumor größtenteils zu entfernen.

    Was Sie über Krebs wissen sollten

    Statistisch gesehen entwickelt jeder dritte Europäer im Laufe seines Lebens Krebs. In Deutschland erkranken etwa 395.000 Menschen jährlich neu, etwa 210.000 Menschen sterben an der Krankheit.

    Der Ausdruck Tumor wird als Überbegriff für gut- und bösartige Geschwülste verwendet.

    Von Tumoren werden sogenannte Systemerkrankungen unterschieden, wie Blutkrebs (Leukämie) oder Lymphdrüsenkrebs.

    Tumore gehen auf krankhafte Veränderungen zurück, die eine gesunde Zelle in eine unkontrolliert wachsende Zelle umwandeln.

    Gemäß den aktuellen Zahlen der Deutschen Krebsgesellschaft ist bei Männern die häufigste Krebsart mit jährlich rund 63.000 Erkrankungen Prostatakrebs. Bei Frauen ist dies Brustkrebs mit jährlich rund 70.000 Erkrankungen. Danach folgen Darmkrebs, Lungenkrebs, Harnblasenkrebs und Magenkrebs.

    Eine Form der Krebstherapie ist die Operation. Voraussetzung ist die frühzeitige Erkennung des Tumors. Neue Techniken wie Laserchirurgie und Endoskopie ermöglichen schonendere Operationen als noch vor Jahren.

    Die Chemotherapie ist die medikamentöse Behandlung von Krebserkrankungen. Dabei werden Stoffe verwendet, die ihre schädigende Wirkung möglichst gezielt auf bestimmte krankheitsverursachende Zellen beziehungsweise Mikroorganismen ausüben und diese abtöten oder in ihrem Wachstum hemmen.

    Die molekularbiologische oder auch zielgerichtete Krebstherapie ist ein junger Ansatz bei der Behandlung von Krebs. Während die Chemotherapie eher unspezifisch wirkt und auch gesunde Zellen schädigt, können durch neue Wirkstoffe Krebszellen zielgenau angegriffen werden.

    Bei bösartigen Tumoren kommt häufig auch die Strahlentherapie zum Einsatz. Vorwiegend wird Gammastrahlung, Röntgenstrahlung oder Elektronenstrahlung verwendet.

    Etwa zwei Drittel aller Krebserkrankungen werden durch Nikotinsucht, falsche Ernährung und Risikofaktoren in der Umwelt hervorgerufen. Neben gesunder Ernährung und Sport gilt ganz allgemein „bewusstes Leben“ als eine gute Methode der Krebsprävention.

    Bei der Operation wurde jedoch der Hörnerv beschädigt. Seitdem ist Sara auf dem linken Ohr gehörlos. Wenige Tage später wurde bei einem Kontroll-MRT festgestellt, dass der Tumor eventuell weiterwachsen könnte. Es folgten Monate der Chemotherapie und der MRTs. "Wir waren mehr im Krankenhaus als zu Hause", erzählt die Dasingerin.

    Für die mittlerweile 14-jährige Sara waren die Wochen nach der Diagnose sehr belastend. Ziemlich schrecklich sei es gewesen. Die Nebenwirkungen waren sehr stark: Übelkeit, Schlaflosigkeit und Appetitlosigkeit waren nur ein paar der Symptome. Sie konnte nicht richtig essen und verlor stark an Gewicht. Die Ärzte setzten ihr deswegen eine Magensonde ein.

    Die eigene Familie ist ein großer Stützpunkt für die beiden

    Die Chemotherapie schlug an: Bereits nach dem ersten MRT im Anschluss an die erste Sitzung in der Osterzeit 2021 stellten die Ärzte fest, dass der Tumor sich verkleinert hatte. Nach eineinhalb Jahren steht am 24. Oktober endlich die letzte Chemotherapie bevor. Es sei schon ein großer Erfolg, wenn der Tumor auf gleicher Größe bleibt und nicht wächst, erzählen Tochter und Mutter.

    Großen Rückhalt bekommen hat Sara von ihrem damaligen Freund. "Er war der einzige, der da war – und das von Anfang an", erinnert sie sich. Auch aus der eigenen Familie zogen die Hihlers große Kraft. Vor allem der 22-jährige Bruder der Schwestern, Marcel, sowie ihr Onkel unterstützen die beiden sehr.

    Osteosarkom – "Ich dachte mir, bitte nicht", erinnert sich Hihler

    Am 3. Juni 2022 war Sara zu Hause und lag im Halbschlaf im Bett. Plötzlich klingelte das Telefon: Ihre Mutter wollte sie sprechen. Was diese ihr erzählte, hielt das Mädchen erst für einen Scherz, doch dann hörte sie ihre Schwester im Hintergrund weinen: Auch bei der jüngeren Laura diagnostizierten die Ärzte Krebs: Osteosarkom, ein bösartiger Knochenkrebs. "Wenn es mir schlecht geht, ist das eine Sache. Aber wenn es meiner kleinen Schwester, die ich über alles liebe, schlecht geht, ist das richtig heftig", meint Sara.

    Ähnlich wie Sara über ihre Übelkeit jammerte Laura lange über Knieschmerzen. "Es tut so weh, ich kann nicht mehr richtig laufen", sagte sie. Hihler hielt es erst für Wachstumsbeschwerden, doch der Schmerz ließ nicht nach. Auch Laura musste zum MRT. Und auch für Laura folgten Chemotherapie-Sitzungen.

    Laura darf nicht mehr klettern und herumtoben

    Für Laura ein besonders großes Hindernis: Die 13-Jährige hat panische Angst vor Nadeln. Ihr mussten jedoch jeden Abend Thrombosespritzen verabreicht werden. Bei der ersten Spritze konnte die Mutter ihre Tochter nur mit einem Frisierkopf als Anreiz überzeugen, diesen hatte sich Laura schon lange gewünscht. Mittlerweile hat sie sich daran gewöhnt.

    Am Mittwoch steht für Laura ein großer OP-Termin bevor. Bei diesem wird ihr eine Wachstumsprothese eingesetzt. Eine Einschränkung vor allem für ein Mädchen, das von der Mutter als quirlig und aufgeweckt beschrieben wird. Normale Aktivitäten wie Fahrradfahren und Schwimmen darf sie noch machen, Extremsportarten wie Klettern oder Skifahren weniger. "Also genau das, was mir Spaß bereitet und ich machen will", erklärt Laura traurig. Bis zum OP-Termin läuft die 13-jährige mit Krücken; sie darf ihr Bein nicht belasten. Dies vergisst sie jedoch häufig – mit ihrer lebhaften Art kommt der Kopf den Beinen nicht hinterher.

    Die Schwestern zeichnen für ihr Leben gerne. Während Laura besser "aus dem Kopf malen kann", fällt es Sara leichter abzuzeichnen. Die Dasingerinnen präsentieren stolz eine Auswahl.
    Die Schwestern zeichnen für ihr Leben gerne. Während Laura besser "aus dem Kopf malen kann", fällt es Sara leichter abzuzeichnen. Die Dasingerinnen präsentieren stolz eine Auswahl. Foto: Manuel Rank

    Die Nachbarinnen und Nachbarn unterstützt die Familie, wo sie nur können – der Zusammenhalt ist groß. "Eine so gute Nachbarschaft findet man selten", sagt Hihler. Das sei Gold wert. Im vergangenen Winter organisierte die gesamte Nachbarschaft einen Weihnachtsmarkt samt Crêpes, Lebkuchenherzen, Feuerzangenbowle und Bratwurstsemmeln. Unzählige Male habe eine der Freundinnen angeboten, zu den Krankenhausbesuchen zu fahren. Von einer Nachbarin stammt auch ein Spendenaufruf. Insgesamt fast 17.000 Euro sind dadurch mittlerweile zusammenkommen – alles, um der alleinerziehenden Mutter und ihren zwei Töchtern zu helfen.

    Wer spenden möchte, findet den Spendenaufruf für die zwei Schwestern auf der Internetseite "Spendenseite".

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