Ein Rind, das nur im Freien lebt, erhält von seinem Tierhalter eine große Portion Heu auf die Weide gelegt. Als es den Kopf senkt und gerade davon frisst, trifft es ein Schuss aus 20 Metern Entfernung mit einer Geschwindigkeit von 800 Metern pro Sekunde direkt in den Kopf. Das Tier bricht sofort zusammen und ist tot. Kevin Franta aus Dasing hat es für einen Kunden erlegt. Bis Dezember muss er noch mindestens fünf Weideabschüsse durchführen und hat sehr viele Anfragen. Der 36-Jährige erklärt, was diese Methode von der herkömmlichen Schlachtung unterscheidet.
30 bis 50 Aufträge im nächsten Jahr
Für 2025 rechnet Franta damit, dass er 30 bis 50 Aufträge aus ganz Bayern erhält. Immer mehr Tierbesitzer entscheiden sich jetzt nämlich für den stressfreien Weideabschuss, der für Tiere, die das ganze Jahr über im Freien leben, möglich ist. Franta, der seit drei Jahren Jäger und seit Juli die Befähigung zum Weideabschuss hat, fand inzwischen Partnermetzgereien - auch mit Bio-Zertifizierung -, die das Fleisch nach Wunsch des Kunden verarbeiten und verpacken.
In der Regel kommt ein Viehhändler zu einem Bauern und bringt das Tier zum Schlachthof. Das Einfangen, Auf- und Abladen bei der konventionellen Schlachtung ist für Mensch und Tier gefährlich und stressig. Das Tier hört bei der Ankunft am Schlachthof, wie seine Artgenossen gerade getötet werden, und riecht deren Blut. „Dieser Stress wirkt sich mindernd auf die Fleischqualität aus. Der Weideabschuss, bei dem das Tier direkt in seiner gewohnten Umgebung erlegt wird, ist dagegen ein würdevoller Tod für ein Tier, das bis dahin ein schönes Leben auf der Weide geführt hat“, verrät Kevin Franta. Er ist deshalb ein Beitrag zum Tierwohl, nachhaltig, stressfrei und besser für das Fleisch. Nach dem Abschuss wird das Tier auf eine mobile Einheit geladen, die vorher vom Veterinäramt abgenommen wurde, und zum Metzger gebracht. Außer für Rinder ist der Weideabschuss auch für Rehe, Rot-, Dam-, Sika-, Muffelwild sowie Wildschweine möglich, die ganzjährig auf der Weide oder im Gatter gehalten werden. Der Schütze muss die nötige Sachkunde durch einen dreitägigen Lehrgang mit einer Prüfung nachweisen, braucht einen Waffenschein, eine Waffenbesitzkarte und eine Haftpflichtversicherung.
Elf Betriebe im Landkreis haben die Genehmigung für hofnahe Schlachtung
Was ist alles vor einem Weideabschuss zu erledigen? Der Weideabschuss muss vom Tierbesitzer beim Veterinäramt, das Teil des Landratsamtes Aichach-Friedberg ist, beantragt werden. Im Antrag werden die Daten des Bauern, des Metzgers und des Schützen abgefragt. Das Landratsamt erteilt die Schießgenehmigung und das Veterinäramt erlaubt den Kugelschuss auf der Weide. Die Pressestelle des Landratsamtes teilt in diesem Zusammenhang mit: „Die Möglichkeit, Rinder auf der Weide zu schießen, gibt es seit vielen Jahren. Jedoch war dies immer auf einzelne Tiere in ganzjähriger Freilandhaltung begrenzt, die aufgrund der Weidehaltung oder der Rasse, zum Beispiel Rinder mit langen Hörnern, nicht ohne Gefahr transportiert werden konnten.“ Seit dem Jahr 2021 wurde das Genehmigungsverfahren für die hofnahe Schlachtung oder Weideschlachtung wesentlich erleichtert und grundsätzlich für Rinder, Schweine und Pferde ermöglicht. Seit 2024 ist dies auch für Schafe und Ziegen möglich. „Bei der hofnahen Schlachtung besteht die Möglichkeit, Tiere mittels standardmäßiger Betäubungsverfahren, beispielsweise mit einem Bolzenschussgerät zu betäuben oder mit einer Waffe zu schießen. Für beides benötigt die jeweilige Person die entsprechende Sachkunde und einen Sachkundenachweis. „Das Tier wird auf der Weide betäubt und entblutet und muss dann zu einem zugelassenen Schlachtbetrieb befördert werden. Dort werden die weiteren Schlachtarbeiten durchgeführt.“ Im Landkreis Aichach-Friedberg erhielten seit 2021 elf Betriebe die Genehmigung für die hofnahe Schlachtung.
Kevin Franta, der bei einer Gemeinde im Landkreis Aichach-Friedberg arbeitet, begann im Juli mit der Nebentätigkeit und verzeichnet schon eine große Nachfrage. Er wollte gerne einen sinnvollen Beitrag zum Tierwohl leisten und erfuhr von dieser Möglichkeit durch Bekannte. Zudem beschäftigt er sich mit Bibermanagement und mit Distanzimmobilisation und -injektion von Tieren, die dringend eine Behandlung durch einen Tierarzt benötigen.
„Ich esse zu 95 Prozent nur von mir selbst erlegtes Fleisch“, verrät Franta. Er betreibt auch eine kleine Landwirtschaft mit Fischzucht und hält Freilandhühner. Neben dem Fleisch dieser Tiere ernährt er sich zusätzlich von Wild, dass er als Jäger erlegt hat oder von Fleisch aus Weideabschüssen. Es ist ihm wichtig, dass das Fleisch aus der Region stammt und er weiß, wo es her ist. Zwei bis dreimal pro Woche komme bei ihm eine Mahlzeit mit Fleisch oder Fisch auf den Tisch, sagt er. Kevin Franta fügt hinzu, dass er schon von Kindheit an tief mit der Natur und den Tieren der Land- und Fosrtwirtschaft verbunden sei.
Info: Kevin Franta hat die Internetseite www.weidewildundco.de. Außerdem ist er auch auf Instagram zu finden.
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