Es war ein außergewöhnliches Jahr für Landwirte im Raum Aichach-Friedberg. Das zeigte sich schon daran, dass der Abend der Landwirtschaft vom Sommer in den Herbst verlegt werden musste. Nun fand er beim Bäckerwirt in Dasing statt. Zu Gast war Joachim Rukwied, Präsident den Deutschen Bauernverbandes. Er sprach vor 160 Gästen über die „Herausforderungen und Chancen der Landwirtschaft“.
Im Sommer waren laut Kreisobmann Wolfgang Teifelhart, der mit Kreisbäuerin Sabine Asum den Abend moderierte, viele Bauern beim Hochwasser mit ihren Einsätzen bei den örtlichen Feuerwehren beschäftigt oder halfen mit ihren Maschinen aus. Insgesamt sei der Landkreis vergleichsweise glimpflich davongekommen. Im Norden des Wittelsbacher Landes allerdings seien einige Felder aufgrund der nassen Böden noch immer nicht befahrbar.
Axel Heiß, Leiter des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Augsburg, erläuterte den Stand bei den Hilfsgeldauszahlungen. Die Ertragseinbußen und Schäden werden zu 25 beziehungsweise 50 Prozent erstattet, je nachdem, ob die Ausfälle versicherbar waren oder nicht. Zwar gab es wegen der zahlreichen nötigen Gutachten einen Stau bei der Bearbeitung, doch Heiß erwartet, dass bis zum Jahresende 80 bis 90 Prozent der Ansprüche ausbezahlt sein werden.
Zweites großes Thema der Landwirte waren 2024 die Bauern-Demos. Auch zahlreiche Bauern aus dem Wittelsbacher Land beteiligten sich an den Protesten in Augsburg, Berlin und München und weiteren Aktionen wie Mahnfeuern und der Blockade von Autobahnauffahrten. In Augsburg seien etwa 1000 Fahrzeuge beteiligt gewesen, so Teifelhart.
Haben Bauern die Ampel ins Wanken gebracht?
Was haben diese Demonstrationen bewirkt? Einiges, vermutet der deutsche Bauernpräsident Rukwied. „Vielleicht waren‘s wir, die die Ampel ein Stück weit ins Wanken gebracht haben“, sagte er in seiner engagierten Rede.
Da sein Mikrophon aus seiner Halterung rutschte, musste es mit Panzertape befestigt werden. Rukwied meinte, er bräuchte die Hände frei, um zu gestikulieren. Das war nicht gelogen. In seiner beherzten, mitunter kämpferischen Rede zeichnete er den großen politischen Rahmen: die europäische und deutsche Agrarpolitik, das Ende der Ampel, die bevorstehenden Neuwahlen.
Abend der Landwirtschaft in Dasing mit deutschem Bauernpräsidenten Rukwied
Rukwied stellte dar, wie der Deutsche Bauernverband durch fachliche Beratung Einfluss auf Gesetzesvorschläge nehme. Aspekte, die für Bauern unpraktikabel seien, würden so abgeschwächt oder entfernt.
Er sieht Neuwahlen positiv. Eine neue Regierung sei nötig, um die Herausforderungen zu meistern. Rukwied forderte mehr finanzielle Unterstützung für Landwirte von politischen Entscheidungsträgern in Berlin und Brüssel. Die Folgen des Klimawandels in Gestalt niederschlagsreicher Gewitter und Überschwemmungen oder neuartiger Schädlinge stellen ihm zufolge eine besondere Belastung für die Landwirte dar. Schließlich habe die Politik auch ein Interesse an Ernährungssicherheit. Der Konflikt in der Ukraine und im Nahen Osten habe die Wichtigkeit einer eigenständigen Versorgung aufgezeigt. Und auch die Corona-Pandemie habe gezeigt, dass die Landwirtschaft systemrelevant ist.
Nach der Rede Rukwieds und einer Fragerunde gestaltete die Band „Namenlos“ den musikalischen Ausklang des Abends.
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