"Da kann man andere hinschicken, das Stück ist echt der Brüller", sagte nicht nur einer aus dem Publikum, der am Samstagabend im Gasthof Giggenbach in Baindlkirch die Premiere des Dreiakters "Zwei Engel Widerwillen" der Boandlkircher Brettlbühne erlebt hat. Der Dreiakter von Toralf Rückert war von Sabine Kaltenbrunner passend für ein reines Frauenensemble umgeschrieben worden. "Irgendwie scheinen wir alle Männer verjagt zu haben", sagt die Spielleiterin, die händeringend nach männlichen Mimen für die nächste Spielzeit sucht.
Giggenbach-Saal in Baindlkirch bebt vor Lachen
Aber auch als reines Frauenensemble sorgen die fünf Frauen auf der Bühne für turbulente Szenen und viele Lacher. Mit pointierter Situationskomik und Anspielungen auf die manchmal schwierigen Mitmenschen, die über Laktoseintoleranz klagen oder dem Fitnesswahn verfallen sind, schaffen sie es wieder und wieder, den Giggenbach-Saal zum Beben zu bringen. Hier sind Toleranz und Rücksichtnahme gefragt. Da gelingt es dem Gaunerpärchen Resi (Vanessa Lorenz) und Rosi (Katharina Micko) nur mit Müh und Not und dank dreckiger Wäsche, sich aus dem Gefängnis zu befreien, um in ein Sommerhaus einzubrechen.
Dass da ausgerechnet die verschrobene Gräfin von und zu Hohlenberg (Diana Micko-Traub) regiert und diese auch noch den beiden Gaunerinnen anbietet, doch als Hilfe in Haus und Garten im Sommerhaus zu bleiben, mutet schon seltsam an. Die "Mehrgenerationen-WG" stellt laut der adeligen Dame eine "Win-win-Situation" für alle dar. Nur Rosi murmelt in ihren nicht vorhandenen Bart: "Im Gefängnis hätte ich auch ein Dach überm Kopf und sogar drei Mahlzeiten."
Brettlbühnen-Gründer Siggi Weidinger ist gut gelaunt
Aber als sich Resi und Rosi sich auf das kuriose Angebot einlassen und dann auch noch Frau Gräfins Tochter Rigoletta (Petra Micko) und Nichte Charlotte (Julia Holzmann) auftauchen, wird die Geschichte turbulent. Tochter Rigoletta will nämlich die Mutter in einem Seniorenheim unterbringen, um mit der Villa zu Geld zu machen. Sie nennt es liebevoll "Seniorenresidenz Sonnenuntergang". Frau Gräfin, die eine Verfechterin des Intervallfastens ist und auf ihren Säure-Basen-Haushalt achtgibt, will alles andere, nur kein Altersheim.
Weiter sei nur so viel verraten: Resi und Rosi grätschen Rigolettas Plänen dazwischen. Auch wenn die Gräfin alt, besser gesagt "verhaltensoriginell" ist und den beiden mit ihren ausgefallenen Wünschen das Leben zur Hölle macht. So beschwert sich urige Dame darüber, dass die Rosi den Matcha-Tee mit dem Schneebesen aus Metall rührt und nicht mit dem dafür vorgesehenen Matcha-Besen aus Bambus. Oder sie fällt in ihrer Fitness-Verrücktheit über ihre eigenen pinkfarbenen Skate-Schuhe. Und trotzdem – oder gerade deswegen – besteht eine gewisse Hassliebe zwischen der Adeligen und den beiden Gaunerinnen.
Brettlbühnen-Gründer Siggi Weidinger ist gut gelaunt: "Die Mädels machen das echt spitze. Ich bin froh, dass das Theaterspielen in meinem Sinne weitergeführt wird." Damit spielt er auch auf den Dialekt im Stück an, dessen weiteres Bestehen er als sehr wichtig erachtet. Und richtig: Der Dialekt wird an diesem Abend hochgehalten.
Ein absoluter Hingucker ist das Bühnenbild. Als oberster Bühnenbauer diente wieder Franz Sporer. Er wurde von sämtlichen Spielern und Mitgliedern unterstützt. Bei ihrem Dank an das Publikum vergisst Sabine Kaltenbrunner nicht, auf Mitintendanten Christian Weidinger hinzuweisen. Dieser unterstützte sie bei der Spielleitung, obwohl er seit Längerem nicht mehr am Ort wohnt und immer eine weite Autoreise vor sich hatte.
Weitere Aufführungen sind am Freitag, 24. März, 20 Uhr, Samstag, 25. März, 20 Uhr, Sonntag, 26. März, 15 Uhr, Freitag, 31. März, 20 Uhr und Samstag, 1. April, 20 Uhr. Kartenvorverkauf unter www.boandlkircher-brettlbuehne.de.